Wie das Praktizieren des Fastenmonats Ramadan und die Ausführung von Leistungssport funktionieren kann, erklärten uns Tolgahan Sahin und Muhamed Bektemirov. Denn die beiden Salzburger Leistungssportler vom FC Liefering bzw. AC Wals halten sich als Muslime fest an die fünf Pflichten des Islams und damit auch den Fastenmonat Ramadan, der am Sonntagabend startete. Dieser sieht vor, bei Tageslicht keine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, geschweige denn etwas zu trinken. Wie das funktionieren kann, schilderten die beiden Youngsters ebenso wie Ernährungs-Expertin Judith Haudum im S24-Gespräch.
Liefering-Kicker Tolgahan Sahin: "Können später essen"
Bei Kicker Tolgahan Sahin von Fußball-Zweitligist Liefering macht sich das Fasten während des Ramadans nur bedingt bemerkbar. "Ab und an merkt man es im Training natürlich schon, dass man fastet. Manchmal kommt es mir aber so vor, als würde es mir mit leerem Magen sogar besser gehen", sagte der 19-jährige Mittelfeldspieler. In der Akademie im Salzburger Stadtteil Liefering habe er die Möglichkeit, seine sonst fixen Essenszeiten anzupassen. "Wir Muslime können dann später essen, wenn die Sonne untergegangen ist. Da schauen die Mitarbeiter dann immer, dass noch genug für uns überbleibt", scherzte er.
Walser Ringer Muhamed Bektemirov streicht Trainingseinheit
Zweifel, den Fastenmonat zu unterbrechen oder gar auf ihn zu verzichten, hätte Sahin noch nie gehabt. "Für mich persönlich ist es einfach, sich an die Regeln des Ramadans zu halten. Die Liebe zu Allah gibt mir als Muslim die nötige Kraft, um stark zu bleiben." Anders als bei Tolgahan Sahin passt Ringer Muhammed Bektemirov seinen kompletten Trainingsplan an den Ramadan an. "Ich streiche das Training in der Früh komplett und versuche dann, am Abend nach dem Fastenbrechen Vollgas zu geben", erklärte der 19-jährige Kampfsportler.
Zu viel Essen sei nach einem langen Verzicht tagsüber aber auch nicht gut. "Da kann es dann schoneinmal passieren, dass mir auf der Matte kurz übel wird", scherzte "Bekti", wie er von seinen Kollegen Markus Ragginger und Simon Marchl genannt wird. Der bewusste Verzicht auf Essen sei für ihn weniger schlimm als die ausbleibende Zufuhr von Flüssigkeit. "Wenigstens ist der Ramadan in diesem Jahr nicht im Hochsommer und daher weniger heiß - wie es schon oft der Fall war", schmunzelte der frischgebackene Staatsmeister.
Wie wirkt sich der Ramadan auf die Gesundheit von Leistungssportler:innen aus?
Doch ist das Praktizieren des Ramadans als Leistungssportler:innen eigentlich gut für den eigenen Körper oder schadet es sogar der Gesundheit? "Natürlich wird die sportliche Aktivität während des Fastens nicht optimal mit Energie unterstützt. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Training selbst, sondern auch auf dessen Vorbereitung und Regeneration", erklärte Sporternährungsexpertin Judith Haudum auf SALZBURG24-Anfrage. Denn ohne entsprechende Energie- und Nährstoffzufuhr könne die Wiederauffüllung der Glykogenspeicher, Eiweißsynthese und Rehydrierung im Körper nicht unterstützt werden, so die Wissenschaftlerin weiter.
Sollen muslimische Leistungssportler:innen deshalb auf das Fasten verzichten? "Nein", reagierte Haudum deutlich und gibt im selben Atemzug Tipps, wie man es dem eigenen Körper einfacher machen kann: "Wenn möglich, wäre es ideal, das Training nahe an das Fenster zu legen, wo Energiezufuhr möglich ist oder überhaupt in die Zeit, wo Energiezufuhr nach Regeln des Ramadans erlaubt ist", so die Salzburgerin, die auch gleich das passende Menü zusammenstellte. "Eine Kombination aus Kohlenhydraten, Eiweiß und etwas Fett sowie Gemüse und Salat für mehr Mikronährstoffe", legte Haudum den fastenden Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern nahe.
Das Praktizieren des Ramadans sorgt für muslimische Leistungssportler:innen in den kommenden vier Wochen also nicht zu gesundheitlichen Schäden, wenn man seine körperlichen Anstrengungen im täglichen Training an die Essenszeiten anpasst. Eine Thematik, welche man als Leistungssportler:in ohnehin bestens kennen dürfte.
(Quelle: salzburg24)