Kröll arbeitet am Fachbereich Sport- und Bewegungswissenschaft an der Universität Salzburg. Sein Spezialgebiet ist die Biomechanik, jene Wissenschaft, welche die (sportlichen) Bewegungen des Menschen und die mechanischen Bedingungen dieser Bewegung untersucht.
Kräfte für menschlichen Körper im Skisport
Mit unterschiedlichsten Messsystemen und Verkabelungen haben Kröll und sein Team in den vergangenen Jahren unzählige Daten über Kräfte im Skisport erhoben. Just rund um der spektakulärsten Abfahrt im Skirennsport in Kitzbühel stellt sich die Frage: Welche Kräfte wirken bei einem Höllenritt auf der Streif auf die Athleten?
"Das Dreifache des Körpergewichts gilt bei Abfahrtsrennen als Maximalkraft. Diese treten aber nur in Zehntel-Sekunden auf. Durchschnittlich müssen die Sportler das 1,4-fache ihres Körpergewichts auf der Streif bewältigen“, erklärte Kröll im Gespräch mit SALZBURG24. Das ist, als ob man bei der Abfahrt das halbe Gewicht eines Menschen auf der Schulter tragen würde. Für den 86 Kilogramm schweren Salzburger Weltcupläufer Hannes Reichelt hieße das, für einen Augenblick 258 Kilogramm standzuhalten. Anders ausgedrückt: Reichelt muss in Spitzenzeiten das Gewicht eines ausgewachsenen männlichen Tigers mitschleppen.

Mehr Kräfte im Riesentorlauf
Dabei setzt nicht die spektakuläre Abfahrt dem Körper am meisten zu. „Im Riesentorlauf sind die Kräfte viel höher im Vergleich zur Abfahrt. Durch den engeren Radius und der relativ hohen Geschwindigkeit wirkt während Bruchteile der Bewegung das 3,2-fache Körpergewicht.“ Um Verletzungen vorzubeugen, wird längst hochwissenschaftlich trainiert. Am Olympiastützpunkt Rif (Tennengau) passiert nichts ohne Erkenntnisse aus der Trainingswissenschaft. Das Biomechanik-Team hat auch schon mit der FIS (Fédération Internationale de Ski) zusammengearbeitet und an der Verletzungsprophylaxe gefeilt.
Was macht die Streif so gefährlich?
Solange sich der Rennläufer in einer kontrollierten Situation befinde, sei es laut Kröll ungefährlich. „Schwierig wird es – wie zum Beispiel auf der Streif – wenn eine hohe Anzahl an herausfordernde Sektionen in kurzen Abständen aufeinander treffen. Gleich zum Start und bei der Mausefalle beschleunigen die Sportler irrsinnig“, sagte der Biomechaniker. Dass es Schlag auf Schlag geht und die Skifahrer ein gewisses Risiko für die Gams-Trophäe eingehen, mache das Rennen im Umkehrschluss jedoch so spannend.
(Quelle: salzburg24)