Die 48. alpinen Ski-Weltmeisterschaften beginnen am Dienstag (15.15 Uhr) in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) mit dem Parallel-Teambewerb. Das im Weltcup nicht ausgetragene Format mit zwei Riesentorlauf-Kursen wird in die Eröffnungsfeier eingebettet. Für Österreich gehen Stefan Brennsteiner, Stephanie Brunner, Fabio Gstrein, Dominik Raschner, Julia Scheib und Katharina Truppe an den Start.
Nur einen Steinwurf von der WM-Strecke entfernt ist Stefan Brennsteiner zu Hause. Der Niedernsiller (Pinzgau) erlebt das Großereignis auf dem Zwölferkogel quasi vor der Haustüre. Seine Heimat Niedernsill ist nur eine gute halbe Stunde vom Ski-Mekka Glemmtal entfernt. Der Olympia-Goldene von 2022 zählt im Riesentorlauf zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter.
Stefan Brennsteiner: "Man wird uns erkennen"
Österreichs Ski-Team verzichtet bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm auf farbliche Experimente. In den neuen Rennanzügen ist der traditionelle Rotanteil noch einmal höher als in der bisherigen Weltcup-Saison. "Ich bin nicht so der Modeexperte. Aber ich glaube, es passt. Man wird uns erkennen", sagte Lokalmatador Brennsteiner am Montag gut gelaunt. Das Ski-Austria-Logo ist in den Anzug integriert, am Kragen prangt der Schriftzug "Saalbach 2025". Die Farbgebung der neuen Outfit-Elemente erinnerte Katharina Truppe an "Gletscherblau". Stephanie Brunner bezeichnete den Farbton als "Eisblau".
Der Bewerb könne "ein Stimmungsmacher sein für die Weltmeisterschaft", sagte ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl. "Wir sind im Team immer sehr gut gewesen, wenn es eine Medaille wird, dann ist es allemal positiv für uns. Aber es ist im Teambewerb alles möglich, das hat man auch in der Vergangenheit gesehen." Peking-Olympiasieger Brennsteiner fügte hinzu: "Natürlich kann es ein bisschen Schwung reinbringen, das werden wir versuchen." Scheib meinte: "Für eine Medaille sind wir da, dafür kämpfen wir." Brunner fand es "cool", mit einem Teambewerb zu starten. "Da kann man gleich beide Geschlechter präsentieren. Der Spirit ist ein ganz ein anderer."
Truppe: "Der schwierigste Teambewerb"
Eine Besonderheit in Saalbach ist, dass der Hang für das Parallel-Spektakel wesentlich steiler als gewohnt ist. "Der Charakter hier wird ein wesentlich anderer sein, als das, was wir bis jetzt bei Teambewerben gehabt haben mit diesen eher flacheren Parallel-Riesentorläufen. Hier geht es dann doch zumindest im Steilen ziemlich zur Sache", sagte Mandl. "Es ist sicher der schwierigste Teambewerb, den es bis jetzt gegeben hat. Es geht flach weg und fällt steil ab", betonte Katharina Truppe. Auch ein taktisches Element sei dabei, denn beim Übergang dürfe man nicht blind riskieren. Dennoch: "Da abzuschwingen wird wahrscheinlich das Allerbeste werden, was mir in der Karriere passiert."
Das Rennen findet am unteren Teil der Männer-Strecke "Schneekristall" statt. Der Lauf ist 380 m lang, der Torabstand beträgt 18 Meter. Pro Nationen-Duell gibt es vier Läufe. Der Gewinner oder die Gewinnerin auf dem gut 20-sekündigen Lauf erhält einen Punkt für seine bzw. ihre Nation. Stürzen beide, bekommt jener den Punkt, der als Erster im Ziel oder weiter gekommen ist. Bei Zeitgleichheit zweier Konkurrenten in einem Lauf erhält jede Nation einen Punkt. Bei einem Unentschieden nach dem Durchgang gibt die niedrigere Summe aus schnellster Frauenzeit und schnellster Männerzeit den Ausschlag. Ergibt auch das keinen Sieger, gewinnt die beste Einzelzeit bzw. am Ende die Nation mit dem besseren Ranking.
Gstrein will sich nicht zu sehr unter Druck setzen lassen
"Es ist schon ein anderer Bewerb, mit Riesentorlauf hat es nicht so viel zu tun", meinte Scheib. "Im Parallelbewerb kannst du in der ersten Runde weg sein", sagte Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer. "Es ist nicht leicht, es muss alles zusammenpassen, das ist eine Hundertstelentscheidung." Frauen-Chef Roland Assinger ergänzte: "Und natürlich hat man einen Gegner daneben. Wenn man den im Blickwinkel hat vorne oder hinten, das kann schon ein bisschen Druck erzeugen."
Gstrein stand vor dem Training in Hinterreit, wo Katharina Liensberger und Patrick Feurstein das Nachsehen hatten, zuletzt in Val d'Isere im Dezember auf Riesentorlauf-Skiern. "Du brauchst ein paar Runden, bis du im Rhythmus bist, aber es funktioniert dann immer erstaunlich schnell", gab der Tiroler zu Protokoll. "Heim-WM hin oder her, man darf sich nicht zu sehr unter Druck setzen lassen. Es ist cool, dass es daheim ist. Gut umgehen damit und gescheit Skifahren."
Fakten zum WM-Parallel-Teambewerb
- WM-Ergebnis 2023 in Meribel: 1. USA (Nina O'Brien, River Radamus, Paula Moltzan, Tommy Ford) - 2. Norwegen - 3. Kanada. Weiter: 4. Österreich (Julia Scheib, Dominik Raschner, Franziska Gritsch, Stefan Brennsteiner)
- Olympia-Ergebnis 2022 in Peking: 1. Österreich (Katharina Truppe, Stefan Brennsteiner, Katharina Liensberger, Johannes Strolz) - 2. Deutschland - 3. Norwegen
- ÖSV-Team für Saalbach: Stefan Brennsteiner, Stephanie Brunner, Fabio Gstrein, Dominik Raschner, Julia Scheib, Katharina Truppe
- Technische Daten zur Strecke: Schneekristall - Start: 1.180 m; Ziel: 1.060 m; Höhendifferenz: 120 m; Länge: 380 m
- Zum Format - Charakter des Events: Parallel-Event mit Riesentorlauf-Toren
- Teilnehmer: Maximal 16 Nationen. Teilnehmerzahl pro Nation maximal 6, mindestens 2 von jedem Geschlecht.
- Modus: Die aktuell beste Nation laut Rangliste erhält Startnummer 1, die schlechteste 16. Nationen ohne Gegner erreichen auch kampflos die nächste Runde. Die Paarungen in der ersten Runde lauten 1 gegen 16, 2 gegen 15, 3 gegen 14 usw.
- Wettkampf-Ablauf: In jeder Runde starten pro Nation 4 Athleten (2 Männer, 2 Frauen). Die schlechtere Nation im Ranking muss den Läufer und die Läuferin einer Paarung zuerst nennen, die bessere zieht nach.
- Punkte-System: Der Gewinner oder die Gewinnerin auf dem gut 20-sekündigen Lauf erhält einen Punkt für seine bzw. ihre Nation. Stürzen beide, bekommt jener den Punkt, der als Erster im Ziel oder weiter gekommen ist. Bei Zeitgleichheit zweier Konkurrenten in einem Lauf erhält jede Nation einen Punkt. Bei einem Unentschieden gibt die niedrigere Summe aus schnellster Frauenzeit und schnellster Männerzeit den Ausschlag. Ergibt auch das keinen Sieger, gewinnt die beste Einzelzeit bzw. am Ende die Nation mit dem besseren Ranking.
(Quelle: apa)