Ob Essensreste, Getränkedosen oder allerlei Überbleibsel am Campingplatz – die Liste der Hinterlassenschaften bei Festivals ist lang. Wir alle kennen die Bilder vom Abreisetag beim Electric Love, wenn ein Meer aus Müll den Salzburgring säumt. Zwar besagt die ELF-Hausordnung, dass "jegliche Art von Müll in den dafür vorgesehen Tonnen und Containern zu deponieren und nicht auf den Boden zu werfen oder anderweitig zu hinterlassen ist". Dass es manchmal doch anders kommt, dürfte leider unvermeidlich sein.
Was "Too Good To Go" beim ELF24 macht
Mit einer Reihe an Aktionen sollen während des Festivals Müll vermieden und Lebensmittel gerettet werden. "Jeder Mensch wirft grundsätzlich zu viel weg", sagt Elisabeth Strasser von "Too Good To Go" am Mittwoch zu SALZBURG24. Die Plattform kooperiert heuer mit dem Electric Love Festival, das von 3. bis 6. Juli am Salzburgring im Flachgau stattfindet. Weil die Veranstalter den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit gehabt hätten, sei es zur Kooperation mit der Lebensretter-Plattform gekommen, die nun erstmals auf einem Festival in Österreich vertreten ist. "Wir sind schon sehr aufgeregt, unser Konzept vor Ort vorzustellen." Nach positiven Erfahrungen auf dem letztjährigen Salzburger Christkindlmarkt habe man sich nun zu diesem Schritt entschieden.
Am Salzburgring soll vor allem das Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden, denn "Lebensmittelverschwendung ist einer der größten Treiber der Klimakrise, gleichzeitig zählt die Reduktion davon zu den effektivsten Maßnahmen gegen negative Entwicklungen", führt Strasser aus. Schließlich fallen in Österreich jährlich über eine Million Tonnen an Lebensmittelabfällen an – über die Hälfte davon entsteht in Privathaushalten. "Gleichzeitig gibt die große Mehrheit der Österreicher:innen an, so wenig Lebensmittel wie möglich wegzuschmeißen." Hier dürfte es also einen Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung geben.
Überraschungssackerl am Abreisetag
Und wie schaut das jetzt beim ELF24 aus? Festivalbesuchende können am Abreisetag (Sonntagvormittag, Anm.) zwei Arten von Paketen mit überschüssigen Supermarktartikeln beim Basic Camping Area abholen, die schon ab 28. Juni in der "Too Good To Go"-App reserviert werden können. Lebensmittel, die aufgrund des Mindesthaltbarkeitsdatums kurz vor dem Ablauf stehen oder bereits abgelaufen sind, werden im Überraschungssackerl zum reduzierten Preis zusammengestellt und an Selbstabholerinnen und Selbstabholer zu einem um über 50 Prozent reduzierten Preis verkauft.
Freiwillige räumen Salzburgring auf
Eine "Clean-up Action" – also Aufräumaktion – veranstaltet heuer wieder die youngCaritas beim Electric Love Festival. Mit Zwickern und Säcken schwärmen die Freiwilligen untertags auf dem Festivalgelände aus, um Müll zu sammeln – "in der Hoffnung, auch andere zu motivieren, ihren Müll nicht unbedacht liegen zu lassen", schildert Caritas-Pressesprecherin Johanna Koller gegenüber S24. Als Dankeschön gibt es ein ELF-Ticket für den gleichen Tag samt Übernachtungsmöglichkeit am Campingplatz. Heuer sind schon alle Plätze belegt.

Die Aktion dient auch einem gemeinnützigen Zweck, denn ELF-Veranstalter Revolution Event unterstützt dafür regionale Caritas-Projekte finanziell.
Hunderttausende Mehrwegbecher im Umlauf
Ein Pfandsystem mit mehr als 350.000 Mehrwegbechern hat das Electric Love Festival bereits 2022 eingeführt. Die Getränkebecher werden direkt auf dem Festivalgelände gereinigt und kommen anschließend wieder in den Umlauf. Das Festival setzt außerdem auf wiederverwendbare Becher, Teller und Besteck, um den Einsatz von Einwegplastik zu reduzieren. Die anfallende Müllmenge konnte von 2018 zu 2023 um insgesamt 40 Prozent reduziert werden, so Revolution Event auf S24-Anfrage.
Außerdem können Zelte vor Ort fürs Wochenende ausgeliehen werden. So soll verhindert oder möglichst vermieden werden, dass billige Zelte einfach liegengelassen werden und in der Müllverbrennung landen. Jede:r kann einen Beitrag leisten, weniger Müll zu hinterlassen.
Tipps für Nachhaltigkeit am Festival
- Anreise: Nehmt Bus und Bahn, bildet Fahrgemeinschaften oder nutzt die Shuttleservices. Je weniger Autos, desto weniger Verkehr – das spart nicht nur CO2, sondern auch Zeit und Nerven.
- Vor dem Festival festlegen: Was brauche ich tatsächlich an Essen, Kleidung und Co?
- Mehrweg statt Einweg: Packt wiederverwendbares Geschirr und Becher ein, Möglichkeiten zum Abwaschen gibt es am Campinggelände.
- Um keine Lebensmittel zu verschwenden, sprecht euch mit Freund:innen ab, wer was mitbringt.
- Haltbare Lebensmittel wählen, wie getrocknete Lebensmittel (Nüsse, Trockenfrüchte, Müsliriegel, Reis- und Quinoasalate.) oder gleich Konserven mitnehmen, etwa Bohnen, Linsen, Gemüse, Thunfisch oder andere Fischkonserven.
- Bestimmte Lebensmittel wie Chips, Nüsse, Erdnussbutter und Äpfel können Hitze tagelang standhalten, weshalb sie nicht gekühlt werden müssen.
- Anstatt Eiswürfel im Kühler zu benutzen, könnt ihr Wasserflaschen einfrieren, diese zum Kühlen verwenden und somit Wasser sparen.
- Richtige Lagerung beachten: Gerichte in luftdichten Behältern aufbewahren, damit sie länger haltbar sind. Reste können nach dem Festival mit nach Hause genommen werden.
- Kosmetik: Eine Seife für alles spart Platz und Plastik. Reisegrößen sind zwar praktisch, verursachen aber auch Müll. Zum Schutz der Natur sollten Hygieneprodukte nur an den dafür vorgesehenen Dusch- bzw. WC-Anlagen verwendet werden.
- Zigarettenstummel im Taschenaschenbecher sammeln, Filter enthalten giftige Stoffe und zerfallen langsam zu Mikroplastik.
- Glitzer besteht oft schon daraus, Konfetti kann ebenfalls zu Mikroplastik werden. Alternativ gibt es beides bereits in der biologisch abbaubaren bzw. wasserlöslichen Variante.
Was ist "Too Good To Go?
"Too Good To Go" ist in 18 Ländern aktiv und seit mittlerweile fünf Jahren in Österreich. Über elf Millionen Überraschungssackerl seien eigenen Angaben zufolge bis dato verkauft worden und mehr als zwei Millionen Menschen nutzen hierzulande die App. Im Land Salzburg machen derzeit rund 450 Unternehmen mit – von Restaurants und Hotels über Bäckereien und Tankstellen.
(Quelle: salzburg24)