Adventkranz, Krampusse und Christbaum – das gehört für viele Salzburgerinnen und Salzburger zur Weihnachtszeit dazu. Die Tradition hat sich im 20. Jahrhundert durchgesetzt und kam ursprünglich von urbanen Gebieten. Den einen oder anderen Salzburger Brauch gibt es weitaus länger, manche sind allerdings schon (fast) in Vergessenheit geraten. Wir haben für euch sechs unbekannte Bräuche für die Adventzeit recherchiert – von welchen habt ihr schon einmal gehört? Oder lebt ihr den ein oder anderen Brauch ohnehin schon bei euch zu Hause? Lasst es uns in den Kommentaren gerne wissen!
Frautragen – ein eher unbekannter Brauch zu Weihnachten
Das Frautragen ist ein Brauch in der katholischen Kirche, bei dem eine geschmückte Muttergottesstatue, ein Marienbild oder eine Marienstatue von Haus zu Haus getragen. So „wandert“ die Statue von Familie zu Familie, die sie jeweils für einen Tag aufnimmt. Mit Gebeten und Liedern wird sie begrüßt und wieder verabschiedet.

Der älteste schriftliche Nachweis im Land Salzburg über das Frauentragen gibt es 1870. Bildtafeln seit Ende des 17. Jahrhunderts schließen allerdings auf denselben Gebrauch. Besonders im Pinzgau und Pongau war der Brauch üblich, nach der Neueinführung in elf Salzburger Orten – darunter auch Anif – kennt man das Frauentragen auch im Flachgau. Je nach Region wird der Brauch unterschiedlich ausgeführt, zum Beispiel wer der Träger oder die Trägerin der Statue ist. In der Pfarre Grödig bringen beispielsweise die Familien selbst die Marienstatue vom Ersten Adventsonntag bis zum Heilgen Abend zur nächsten Familie.
Anglöckeln in fast ganz Salzburg
Ein weiterer Brauch in der Vorweihnachtszeit ist das sogenannte Anglöckeln, das sich von klöcken – also klopfen – ableitet. Der Brauch reicht ins 16. Jahrhundert zurück und soll Christi Geburt ankündigen sowie Glück und Segen bringen. Im Lungau war das Anglöckeln nie heimisch, im restlichen Bundesland kennt man es an den Donnerstagen im Advent in unterschiedlichen Erscheinungsformen je nach Region.
Im nordwestlichen Flachgau ist der Brauch auch unter den Namen „Kletzenbrot-Gehen“ oder „Klezi-Klezi-Spielen“ bekannt. Musikgruppen erhalten beim Umzug durch die Ortschaft meist Lebensmittel oder etwas Geld. Das Anglöckeln kennt man im Süden Salzburgs auch als Herbergssuche. Auf dem Dürrnberg in Hallein haben etwa „Glöckelbeter“ im 19. Jahrhundert Lieder, fromme Sprüchen oder Gebete vorgetragen. Als ungeschriebenes Gesetz galt es dann, dass der Hausbesitzer die Glöckler bewirtet.
Mittlerweile werde das Anglöckeln vielerorts im privaten Kreis – nur unter Bekannten und in der Nachbarschaft – zelebriert, wird Michael Greger vom Salzburger Landesinstitut für Volkskunde im Buch „Salzburger Brauch“ zitiert.
Räuchern oder Ausräuchern
In den vier Raunächten (Thomasnacht, Christnacht, Silvesternacht, Epiphaniasnacht) währt der Aberglaube, dass Wotan bösen Geistern und Dämonen den Ausgang erlaubt. Um diese also aus den Häusern zu vertreiben, wurden „ausgeräuchtert“. Besonders am Land und bei Bauern und Bäuerinnen ist das Räuchern bis heute erhalten, vor allem im Pongau und Tennengau.

Üblicherweise geht der Haushaltsvorstand oder der älteste Mann in der Familie mit einem Räucherpfandl, in dem Weihrauch verbrannt wird, durch Haus und Stall. Die Hausangehörigen folgen hinterher und sprechen Gebete aus. Der Brauch ist etwas sehr intimes und individuelles, weil es nur in der engsten Familie ausgeübt wird.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Räuchern – wie viele andere Bräuche – von der Katholischen Kirchen verboten, weil es als zu heidnisch galt.
Rauriser Schnabelperchten als Besonderheit
Krampusse und Perchten sind wohl allen Salzburgerinnen und Salzburgern bekannt – immerhin haben die finsteren Gestalten mit ihren Läufen gerade Hochsaison. Im Raurisertal (Pinzgau) gibt es allerdings eine Sonderform der Perchten, die anders als die „lauten Schiachperchten“ am Vorabend des Dreikönigstages leise durch die Gassen ziehen, informiert das Salzburger Freilichtmuseum.
Mit einem „Ga Ga Ga“ ziehen die Perchten mit ihren langen Schnäbeln, Strickjacken, Pinzgauer „Dotschn“ (Hausschuhe aus Stroh, Anm.) und einem Besen von Haus zu Haus und überprüfen, ob die Haushalte sauber sind. Hat jemand nicht ordentlich geputzt, leeren sie Kehricht ins Haus. Prinzipiell sind die Gestalten aber gern gesehen, weil sie Glück und Segen fürs nächste Jahr bringen. Seit wann es den Brauch gibt, ist unbekannt.
Das Trestern im Pinzgau und in der Stadt Salzburg
Die Tresterer zählen ebenfalls zu den Schönperchten und sind in der Vorweihnachtszeit sowie am 6. Jänner unterwegs. Mit aufwendigen Gewändern führen sie einen rhythmischen Stampftanz – der Ursprung kommt vermutlich vom Austreten des Getreides mit den Füßen – auf. An Bauernhöfen sind die Tresterer gern gesehene Gäste, weil sie fruchtbare Böden und eine ertragreiche Ernte versprechen.

Viel ist über die Tresterer nicht bekannt – vor allem die Herkunft. In Saalfelden gibt es einen Bildnachweis aus dem Jahr 1898. Tresterer gibt es auch im Verein für Sitten und Bräuche „Alpinia“, der 1891 in der Stadt Salzburg gegründet wurde. In Stuhlfelden wurden jedenfalls in 1963 eine neue Gruppe gegründet. Die Schönperchten werden in der Regel von weiteren Figuren wie der Habergoaß, den Schiachperchten oder den „Glockenbuam“ begeleitet.
Rorate wird wieder bekannter
Wieder mehr an Bedeutung gewinnen im ganzen Bundesland die Rorate-Gottesdienste in den frühen Morgenstunden. Bereits im Mittelalter haben laut Salzburger Volkskultur gläubige Katholikinnen und Katholiken die religiöse Übung an Werktagen im Advent gefeiert, um Marien zu ehren.

Weil die Messen keine spektakulären Schauelemente enthalten, war der Brauch im vergangenen Jahrhundert weniger beliebt. Heutzutage wird oft zwischen 5 und 7 Uhr in der Früh gebetet und danach im Pfarrsaal gemeinsam gefrühstückt. Danach geht es für viele direkt in die Arbeit.
Welche Bräuche lebt ihr in der Weihnachtszeit? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Unsere Serie rund um Salzburgs Weihnachtsbräuche geht weiter. Kommenden Sonntag, am 8. Dezember, stellen wir euch vergessene und nicht mehr praktizierte Bräuche im Bundesland Salzburg vor.
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)