„Unnöthiger Kirchenaufwand“

Warum Krippen in Österreich verboten waren

Veröffentlicht: 21. Dezember 2022 13:55 Uhr
In diesen Tagen ist sie wieder in vielen Haushalten und Kirchen in Salzburg aufgestellt – die Weihnachtskrippe. Doch wusstet ihr, dass Krippen in Österreich und Bayern lange Zeit verboten waren? Warum das so war und wieso gerade die Menschen in Salzburg diesem Verbot nur bedingt nachkamen, zeigt uns folgender Blick in die Geschichte.

Sie gehören zur Adventzeit wie Kletzenbrot, Punsch und Adventkranz: Die Weihnachtskrippen. Die Krippe als christliches Gut bildet die Weihnachtsgeschichte rund um Jesus Christus ab – von der Herbergssuche bis hin zu den Heiligen Drei Königen. Aufgestellt wird sie in den Kirchen und in vielen Haushalten bereits in der Adventzeit. Kurz nach Neujahr, spätestens aber am 7. Jänner, wird die Krippe dann wieder staubfrei und sicher verstaut.

 

Die erste Krippe im heutigen Sinn stammt aus dem Jahr 1562 und wurde in Prag aufgestellt. Im Kontext der Gegenreformation wurden Weihnachtskrippen dann durch die Orden der Jesuiten, Serviten und Franziskaner gefördert. Einen regelrechten Hype erlebten die Krippen dann im Barockzeitalter zwischen 1600 und 1720. Doch dies sollte sich mit der Aufklärung ändern: Die beliebte Weihnachtsdarstellung wurde diskreditiert, ja geradezu bekämpft.

Kaiser Joseph II. erlässt Krippenverbot

Unter Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Joseph II. wurden Weihnachtskrippen 1782 durch mehrere Verbote aus den öffentlichen Gebäuden, also vor allem aus den Kirchen, verbannt. Sie wurden gerade im süddeutschen Raum als „lächerlich“, „kindisch“, und „ärgerlich“ bezeichnet.

Krippen als „unnöthiger Kirchenaufwand“

Im eigenständigen Fürstentum Salzburg (1328 bis 1803) regierte seit 1772 Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo (oder Hieronymus Franz de Paula Josef Graf Colloredo von Waldsee und Mels genannt). Auch der Herrscher über Salzburg wandte sich in seinem Reform-Hirtenbrief 1782 gegen „unnöthigen Kirchenaufwand“, einen „überflüssigen Flitterstaat“ und gegen „andächtelnde Mummeryen“. „So sollte nur noch das Notwendige, Nützliche und Zweckmäßige Platz haben“, beschreibt der Salzburger Theologe und Historiker Michael Neureiter den Inhalt des ersten Hirtenbriefs.

Colloredo (2).jpg Wikimedia Commons
Der letzte Salzburger Landesfürst und Erzbischof Hieronymus Colloredo auf einem Bild von Johann M. Greiter, um 1780.

Colloredo wollte keine „unschicklichen Nebendinge“

Zwei Monate später konkretisierte Colloredo das Krippenverbot in einer Verordnung: Demnach sollten Krippen entweder ganz aus den Gotteshäusern entfernt werden oder unschickliche Nebendinge gänzlich wegbleiben. „Anders als Joseph II. wollte Colloredo so wohl eine Lösung schaffen, die für die Menschen verträglicher und akzeptabler sein solle“, so Neureiter im Gespräch mit SALZBURG24. Als „unschickliche Nebendinge“ beanstandet wurden zum Beispiel die Taufe Jesu, die Hochzeit zu Kana, Soldatenfiguren oder ein beweglicher flötenspielender Hirte bei einer Krippe in Laufen im heutigen Bayern. Akzeptiert wurden von Colloredo jedoch Kirchenkrippen mit den Darstellungen der Geburt, der Beschneidung und der Erscheinung des Herrn.

HochzeitzuKana.JPG Stille Nacht Gesellschaft, Michael Neureiter
Die Darstellung der Hochzeit zu Kana (Joh 2, 1-12) in der Kirchenkrippe von Maria Mösl, Arnsdorf, Lamprechtshausen, zeigt auch den Speisemeister und den Hochzeitslader. 

Krippe durch Verbot verstärkt im Privaten

„Das angebliche Krippenverbot von Erzbischof Colloredo war also ein relatives. Er war kein Abschaffen, sondern mehr ein Gebot zum Wesentlichen, zur Einfachheit“, so Neureiter. Eine Aufhebung dieser Vorschrift ist im Übrigen bis heute nicht bekannt.

Fakt ist, dass erst durch Colloredos „Krippenverbot“ Weihnachtskrippen verstärkt Einzug in den privaten Bereich erhielten.

Das Verbot für das öffentliche Aufstellen von Krippen in Bayern wurde übrigens erst 1825 wieder aufgehoben, Kirchenkrippen in Österreich sind seit 1804 wieder erlaubt.

Die Figuren einer Weihnachtskrippe

Das sind die wesentlichen Krippenfiguren.

  • das Jesuskind in einer Krippe
  • Maria, Mutter Jesu; Darstellung als thronende Madonna möglich
  • Josef, der Ziehvater Jesu, meist als älterer Mann dargestellt;
  • Ochs und Esel werden in den biblischen Weihnachtsgeschichten nicht erwähnt, sondern im apokryphen Pseudo-Matthäus-Evangelium;
  • Hirten und Schafe (oft auch mit Hirtenhund);
  • Drei Weise aus dem Morgenland (Caspar, Melchior, Balthasar) mit Geschenken (Gold, Weihrauch und Myrrhe), oft mit Kamelen oder Elefant;
  • Verkündigungsengel (teilweise mit Spruchband in den Händen dargestellt).
  • Seltener sind Figuren, die den Kindermord in Betlehem darstellen, solche gehören etwa zur Jahreskrippe der Gebrüder Probst.
  • Ein Caganer ist eine kackende Krippenfigur in Katalanie.

(Quelle: salzburg24)

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