Wechsel an der Spitze

Caritas Salzburg stellt sich mit Doppelspitze großen Herausforderungen

Die neue Führungsspitze der Caritas Salzburg: Kurt Sonneck und Andrea Schmid.
Veröffentlicht: 24. Jänner 2025 14:29 Uhr
Andrea Schmid und Kurt Sonneck stehen der Caritas Salzburg nun als Doppelspitze vor. Mit einer geteilten Leitung will man einerseits ein Zeichen als moderne Organisation setzen, sie ist aber auch steigenden Herausforderungen geschuldet.

Andrea Schmid und Kurt Sonneck stehen seit Anfang Jänner erstmals als Doppelspitze der Caritas Salzburg vor. Sie beerben damit Johannes Dines, der sich nach zwölf Jahren als Direktor der Organisation in den Ruhestand verabschiedet hat. Am Donnerstag wurde er im Rahmen einer feierlichen Verabschiedung mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Salzburg sowie dem Stadtsiegel in Gold geehrt.

"Eine Person muss nicht alles alleine schultern"

Der neue Direktor Kurt Sonneck spricht am Freitag im Rahmen eines Pressegesprächs von einem Generationenwechsel bei der Caritas Salzburg. "Wir haben beide Familien und wollen auch hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorleben", so der vierfache Vater (45). Man wurde außerdem im Vorjahr als familienfreundliche Arbeitgeberin zertifiziert. "Was wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, wollen wir auch als Direktion vorleben", so Sonneck gegenüber SALZBURG24. "Eine Person muss nicht alles alleine schultern", ergänzt Schmid. "Es ist aus meiner Sicht ein Zeichen für eine moderne Organisation, dass auch jemand, die oder der beispielsweise aus der Karenz zurückkommt, eine Führungsposition bekleiden kann." Die 56-Jährige hat zwei Kinder und ein Enkelkind.

Die Caritas Salzburg beschäftigt inzwischen immerhin knapp 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bundesland, dazu kommen rund 6.000 Freiwillige. Das Jahresbudget umfasst etwa 48 Millionen Euro. Ein Großteil des Geldes – knapp 35 Mio. Euro – wird über Entgelte für Dienstleistungen lukriert. 5,7 Millionen Euro kommen durch Spenden, 3,4 Mio. Euro durch Subventionen und Zuschüsse der öffentlichen Hand ins Budget.

Jedes fünfte Kind in Salzburg armutsgefährdet

Die aktuellen Herausforderungen für die neue Doppelspitze sind jedenfalls groß und vielfältig: Ob Inflation, rückläufige Spendenbereitschaft, bevorstehende Sparpakete und allgegenwärtige Krisen – der Bedarf an Hilfe steige in allen Bereichen.

So gelten derzeit 61.000 Menschen in Salzburg als armutsgefährdet, darunter auch 16.000 Kinder und Jugendliche. Das ist jedes fünfte Kind im Bundesland. Diese Kinder hätten kaum eine Chance, so aufzuwachsen wie es in Salzburg selbstverständlich sein sollte, kritisiert das Duo. Denn: Armut ist vererbbar. Die Bildungschancen von armutsgefährdeten Kindern sind deutlich geringer. Besuchen gerade einmal 24 Prozent der Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten eine höhere Schule, sind es bei höheren Einkommen 60 Prozent, zeigt Schmid auf.

Die Caritas unterstützt hier unter anderem mit Lerncafés, dem Jugend-Streetwork sowie der Familienhilfe. Es hätten sich die Herausforderungen in den letzten fünf Jahren zudem eklatant geändert, wie Schmid erklärt. Sei die Familienhilfe früher meist bei plötzlichen Erkrankungen der Eltern kurzfristig für einen kurzen Zeitraum zum Einsatz gekommen, werden die Caritas-Mitarbeiter:innen heute über die Kinder- und Jugendhilfe des Landes Salzburg angefordert. Es gehe meist um psychische Belastungen, Sucht und Gewalt im Familienumfeld. "Wir begleiten Familien meist über einen längeren Zeitraum, oft auch für ein oder zwei Jahre", sagt die neue Direktorin. Es gehe um Struktur, Erziehung sowie das Familiensystem zu stabilisieren. Auch das Jugend-Streetwork wird an den derzeit vier Standorten – Stadt Salzburg, Hallein, Bischofshofen und Saalfelden – regelmäßig beansprucht. Pro Standort werden jährlich 4.000 bis 6.000 Gespräche geführt, bei 500 bis 1.000 handelt es sich um intensivere Beratungen, die über einen längeren Zeitraum andauern.

Die Caritas fordert im Zuge dessen den Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung und Schulformen, Reformen beim Karenz- und Kinderbetreuungsgeld, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine Verbesserung der Bezahlung in Care-Arbeits-Branchen.

"Care-Arbeit wieder positiver darstellen"

Schmid, selbst diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, wünscht sich aber auch, dass "Care-Arbeit wieder positiver dargestellt wird". Auch im Hinblick auf die großen Herausforderungen, die im Pflegebereich auf Salzburg sowie auf ganz Österreich zukommen. So werden im Jahr 2030 23 Prozent der Salzburger Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Bis dahin werden im Bundesland – Stand heute – 900 zusätzliche Fachkräfte fehlen, österreichweit sind es 75.000. Für das Jahr 2050 geht sie von 196.000 Personen aus. Diese könnten durch die bereits gesetzten Maßnahmen nicht gewonnen werden. "Hier besteht Handlungsbedarf", heißt es in Richtung Politik trotz angekündigten Sparpakets.

An die neue Regierung appelliert Sonneck: "Wir dürfen nicht auf dem Rücken der Ärmsten sparen. Jede einzelne Maßnahme muss daraufhin geprüft werden." So wie der jüngst emeritierte Erzbischof von Wien, Christoph Schönborn, einst sagte: "Nur eine lästige Caritas ist eine gute Caritas", wolle man genau hinschauen und auch "lästig" sein, kündigte die Doppelspitze abschließend an.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

07.02.2025
Kinderbetreuung

Immer weniger Väter in Salzburg in Karenz

Von Kathrin Krispler
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken