Das Wichtigste auf einen Blick

Großer Bedarf an Seniorenwohnhaus-Plätzen in Salzburg: Was gibt es bei Anmeldung und Co zu beachten?

Veröffentlicht: 25. März 2025 16:26 Uhr
„Der Bedarf an Seniorenwohnhausplätzen ist wesentlich höher als das Angebot“, bestätigt Claudia Bernhard-Kessler, Leiterin der Pflegeberatung des Landes Salzburg. Wie lange die Wartezeiten sind, wer überhaupt für eine Aufnahme in Frage kommt, welche Alternativen es gibt und wo die größten Herausforderungen für Betroffene und Angehörige liegen, lest ihr hier.

Mit zunehmendem Alter wird es für viele Menschen in Salzburg immer schwieriger, weiterhin in ihrem Zuhause und damit im gewohnten Umfeld zu leben. Viele von ihnen sind entweder gar nicht mehr bzw. nur eingeschränkt mobil oder erkrankt und auf Hilfe angewiesen. Eine Unterbringung in einem Seniorenwohnhaus ist in vielen Fällen früher oder später notwendig. Doch nicht alle, die einen Platz brauchen, bekommen diesen auch in absehbarer Zeit. „Der Bedarf an Seniorenwohnhausplätzen ist wesentlich höher als das Angebot“, bestätigt Claudia Bernhard-Kessler, Leiterin der Pflegeberatung des Landes Salzburg im SALZBURG24-Interview.

Wie viele Plätze es aktuell im Bundesland gibt und wie viele Menschen dort untergebracht sind, könne sie nicht im Detail sagen. Sie verweist auf den Sozialbericht des Landes. Die aktuellste Version stammt aus dem Jahr 2023. Daraus geht hervor, dass zum Jahresende insgesamt 5.043 Plätze in 74 Seniorenwohnhäusern zur Verfügung standen. Betreut wurden 4.326 Personen. Landtagsabgeordnete Barbara Thöny (SPÖ) verwies vor gut zwei Monaten darauf, dass mit Stand November 2024 über 500 Betten wegen Personalmangels leer standen.

Pflegeaufwand richtet sich nach Pflegegeld-Stufe

Wer sich für einen Platz in einem Seniorenwohnhaus interessiert, muss gewisse Kriterien erfüllen. Zunächst muss abgeklärt werden, wie hoch der Pflegeaufwand ist. In Salzburg richtet sich dieser nach der Pflegegeld-Stufe. „Erst ab Stufe 3 ist eine Aufnahme in einem Seniorenwohnheim möglich“, führt Bernhard-Kessler aus. Um eine Erhöhung der Pflegegeld-Einstufung kann man grundsätzlich einmal pro Jahr ansuchen. Bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes bzw. höherem Pflegebedarf kann das auch innerhalb dieses Jahres passieren. Diese Verschlechterung muss ein Arzt oder eine Ärztin durch ein Attest bestätigen. „Wenn der Pflegeaufwand im Gutachten für das Pflegegeld nicht ausreichend berücksichtigt wurde, gibt es noch die Möglichkeit der Klage.“

Wartezeiten reichen von einigen Monaten bis Jahren

In den städtischen Einrichtungen müsse man außerdem mindestens zwei Jahre mit Hauptwohnsitz gemeldet und mindestens 65 Jahre alt sein, um in Frage zu kommen. Wie lange man auf einen Platz wartet, sei schwer zu sagen. Denn Plätze werden meist nur dann frei, wenn jemand verstirbt. „Es kann einige Monate bis ein, zwei oder drei Jahre dauern. Das Einzugsgebiet der Stadt Salzburg hat zum Beispiel sehr viele dringliche Anmeldungen.“ Private Träger steuern ihre Wartelisten selbst. Am Land passiert das in Absprache mit den jeweiligen Gemeinden. „Man muss also direkt dort anfragen, wo man sich anmelden will.“ Wenn es in einer Gemeinde keine Einrichtung gibt, wird gegen eine Abschlagszahlung ein gewisses Kontingent an Plätzen in einer nahegelegenen Gemeinde zur Verfügung gestellt. „Das machen sich die Gemeinden untereinander aus.“

Was passiert, wenn kein Platz im Seniorenwohnhaus frei ist?

Ist die nötige Pflegegeldstufe noch nicht erreicht oder kein Platz verfügbar, werden die Menschen meist daheim betreut. Bernhard-Kessler verweist auf das Angebot an mobilen Diensten wie Haushaltshilfe oder Hauskrankenpflege. Zusätzlich dazu gibt es die sogenannte Angehörigenentlastung. Eine Betreuungs- oder Pflegekraft kümmert sich stundenweise um die Betroffenen. Neun Euro pro Stunde sind selbst zu bezahlen – plus Kosten für die Anfahrt. Das Land gewährt einen Kostenzuschuss von maximal zehn Stunden pro Monat und Haushalt. Ab Pflegegeldstufe 5 können bis zu 20 Stunden pro Monat und Haushalt in Anspruch genommen werden.

Eine weitere Option sind Tageszentren. Ein Platz in der Landeshauptstadt kostet inklusive Transport pro Tag rund 55 Euro, schätzt Bernhard-Kessler. Eine bestimmte Pflegestufe sei hier zwar nicht nötig, jedoch muss ein gewisser Bedarf an Pflege oder Entlastung für Angehörige erkennbar sein. Auch hier erfolgt die Anmeldung direkt bei der jeweiligen Einrichtung. Die Wartezeiten für ein Tageszentrum seien deutlich kürzer als für Seniorenwohnhäuser.

"Pflegende Angehörige decken großen Teil ab"

Dennoch hält die Leiterin der Pflegeberatung fest: „Es ist unumstritten, dass pflegende Angehörige einen großen Teil abdecken. Viele Menschen rufen erst bei uns an, wenn es daheim bereits eskaliert ist. Sie haben oft schon eine lange Betreuungskarriere hinter sich und sind selbst Laien in dem Bereich. Es entwickelt sich ein großes Feld an Emotionen, Unsicherheit und Überforderung. Zur Beratung gehört es, wertzuschätzen, was diese Menschen leisten. So kommt man dem Problem näher und kann gemeinsam herausfinden, was realistisch ist und welche Art der Betreuung oder Pflege es genau braucht.“ Sie rät dazu, sich so früh wie möglich an Beratungseinrichtungen wenden, um zumindest das zu planen, was vorbereitet werden kann. Dazu zählt etwa der Antrag auf Pflegegeld. Bei Demenzerkrankungen sollte geklärt werden, wer in Zukunft die Vertretung übernehmen soll und was der betroffene Mensch selbst will, solange er sich dazu äußern kann.

Der Bedarf an Plätzen in Salzburgs Seniorenwohnhäusern dürfte in den kommenden Jahren jedenfalls weiter ansteigen – und somit auch die Zahl des benötigten Personals. „Es muss weiter daran gearbeitet werden, dass Menschen in den Pflegeberuf einsteigen und dort auch bleiben. Es gibt Studien, die zeigen, dass jemand sieben Jahre im Beruf bleibt und dann wechselt. Das ist auf ein Berufsleben gesehen ein recht geringer Zeitraum.“ Aus Bernhard-Kesslers Sicht komme es dabei auch, aber nicht alleine auf die Entlohnung an.

Welche Erfahrungen habt ihr mit der Betreuung und Pflege gemacht? Wie zufrieden seid ihr mit dem Angebot in Salzburg und wo besteht aus eurer Sicht Handlungsbedarf? Tauscht euch gerne in den Kommentaren aus!

(Quelle: salzburg24)

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