UMSTRITTENES VERKEHRSPROJEKT

Kosten und Nutzen des S-Link: Was überwiegt?

Der Entwurf für die S-Link-Station am Salzburger Mirabellplatz.
Veröffentlicht: 24. Juni 2024 16:49 Uhr
Der S-Link spaltet seit jeher die Salzburger Gemüter. Wo die einen horrenden finanziellen Aufwand in der Errichtung der teils unterirdisch geführten Lokalbahnverlängerung sehen, orten die anderen große Vorteile für die hiesige Bevölkerung. Wir haben uns die Kosten-Nutzen-Analyse für euch im Detail angesehen.

Wer in Österreich eine Eisenbahn bauen möchte, muss dem Klimaschutzministerium (BMK) eine Kosten-Nutzen-Analyse vorlegen. Auch die S-Link-Planungsgesellschaft nahm diese Hürde. Vor etwa zwei Monaten bestätigte das BMK die Berechnungen und stufte das Bauvorhaben als Projekt der Klima- und Energiewende ein, heute wurden die Ergebnisse den Medien präsentiert. Wir haben die wichtigsten Infos rund um die Analyse für euch zusammengefasst.

So wurden Kosten und Nutzen des S-Link analysiert

Zunächst einmal: Was ist eine Kosten-Nutzen-Analyse – und was sagt sie aus? Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse werden Aufwand und Wirkung eines Projekts gegenübergestellt, also ins Verhältnis zueinander gesetzt. Ein Ergebnis von über 1,0 bedeutet dann: Das Projekt ist wirtschaftlich sinnvoll. Trassenvariante eins des S-Link erzielte dabei einen Wert von 1,13, Variante zwei einen Wert von 1,03. „Das ist unglaublich gut“, meint S-Link-Geschäftsführer Stefan Knittel. Denn normal sei bei Infrastrukturprojekten eher ein Wert von 0,6.

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Im Falle des S-Link wurden ausschließlich Variablen zur Analyse herangezogen, die sich in Geld rechnen lassen. Also: Laufende Kosten, Investitionskosten sowie Verlagerungseffekte. Letztere umfassen beispielsweise eingesparte Reisezeit, Unfallvermeidung, Schadstoffentlastungen und Klimakosten. Betrachtungszeitraum war das Jahr 2040, in dem die teils unterirdisch geführte Lokalbahnverlängerung bereits in Vollbetrieb sein soll.

Welche Kosten entstehen durch den S-Link?

Klar ist: Der S-Link kostet – und zwar im Bau voraussichtlich etwa 2,171 Milliarden Euro, wenn man sich für Trassenvariante zwei entscheidet. Diese sieht fünf unterirdische und zwölf oberirdische Stationen sowie Park & Ride-Anlagen vor. An der Alpenstraße soll die vom Hauptbahnhof aus unterirdisch geführte Lokalbahn wieder auftauchen. Der geschätzte finanzielle Aufwand pro Jahr für diese Variante liegt bei rund 81,437 Mio. Euro – rund 4,51 Mio. Euro für laufende Ausgaben, 76,927 Mio. Euro für Investitionen.

Nutzen vor allem bei Zeit, Verkehrssicherheit und Klimaschutz

So viel zu den Kosten für das Verkehrsprojekt. Wie sieht es mit dem Nutzen aus? Etwa 136.000 Autokilometer pro Tag und damit jährliche 31,969 Mio. Euro sollen der Berechnung zufolge eingespart werden. Am Ende bringt das laut Knittel auch jenen Verkehrsteilnehmenden Vorteile, die nicht umsteigen können oder wollen: „Weil eben ein erklecklicher Teil des Verkehrs, der heute an der Oberfläche stattfindet, dann unter der Erde abgewickelt wird.“

slink S-Link
Die Kosten-Nutzen-Analyse der S-Link-Variante zwei.

Obwohl die Fahrtdauer mit den Öffentlichen häufig etwas länger ist als mit dem eigenen Auto, bescheinigt die S-Link-Projektgesellschaft ihrem Vorhaben auch in Sachen Zeit einen wesentlichen Nutzen, zumindest für einige Umsteiger:innen. Denn sie können im Zug arbeiten, lesen und andere Dinge tun, die am Steuer nicht denkbar sind. Und eingespart werden können auch Unfallkosten, nämlich rund 23,7 Mio. Euro: Der Schienenverkehr punktet gegenüber dem öffentlichen Busverkehr sowie dem Auto nämlich mit einem deutlich geringeren Unfallrisiko.

Und zu guter Letzt: Weniger Autos auf Salzburgs Straßen bedeuten auch weniger Schadstoff- und CO2-Ausstoß. Schadstoffkosten werden eingespart (480.500 Euro), Klimanutzen generiert (2,28 Mio. Euro).

Was nicht mit einberechnet wurde

Bei der vorliegenden Kosten-Nutzen-Analyse hielt man sich streng an die gesetzlichen Vorgaben. Nicht vorgeschriebene Variablen wurden darum auch nicht in der Berechnung berücksichtigt. Zusätzliche Vorteile ergeben sich aber laut der Planungsgesellschaft durch positive Gesundheitseffekte durch die aktivere Mobilität, wegfallende Reisebusse und wegfallende Linienbusse. Letzteres solle keinesfalls zu Einsparungen auf Kosten des Busverkehrs führen, betont Knittel: Zwar sei es wenig sinnvoll, Strecken doppelt abzudecken, doch freiwerdende Kapazitäten würden letztlich an anderen Achsen des Öffi-Netzes genutzt werden und etwa auch den Osten und Westen der Salzburger Landeshauptstadt besser miteinander verbinden.

Nicht berücksichtigt wurden außerdem künftige Ticketeinnahmen, gesellschaftlicher Nutzen, Umweltnutzen und Wertschöpfung – auch wenn sie nicht zu vernachlässigen und ebenfalls von Vorteil für die Bevölkerung seien, meint Knittel. Die Wertschöpfung durch den Bau wurde dafür in einer weiteren Studie, durchgeführt vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica, unter die Lupe genommen. Bei einer Kostenbeteiligung durch den Bund mit 50 Prozent bleibe die Wertschöpfung der Untersuchung zufolge zu etwa zwei Dritteln in Salzburg, erklären die Projektverantwortlichen.

Die nun präsentierte Kosten-Nutzen-Analyse, die vom Beratungsunternehmen ILF durchgeführt wurde, liegt bereits seit etwa einem Jahr vor. Mit der Veröffentlichung habe man aber auf die Rückmeldung durch das BMK warten wollen, erklärt Knittel.

Zwei Beschwerden gegen positiven UVP-Bescheid

Ob der S-Link letztlich gebaut wird, steht dennoch in den Sternen: Zum einen will die Politik die angekündigte Bürgerbefragung im November abwarten, zum anderen wurde von der Initiative „Stopp U-Bahn“ und dem Salzburger Gemeinderat Christoph Ferch (SALZ) gegen die bestandene Umweltverträglichkeitsprüfung Beschwerde eingereicht. Mit letzterem befasst sich nun das Bundesverwaltungsgericht, bis eine Entscheidung fällt dürfte es noch einige Monate dauern.

(Quelle: salzburg24)

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