Das Mountainbiken erfreut sich in Österreich nicht erst seit der Corona-Pandemie großer Beliebtheit. Neue technische Entwicklungen vor allem im Bereich der E-Mountainbikes haben dazu geführt, dass ein einst elitärer Sport für die breite Masse zugänglich gemacht wurde. Dieser Boom sorgt allerdings auch für Konflikte, denn abseits explizit ausgeschriebener Trails ist das Befahren von Wanderwegen und Forststraßen in Österreich verboten.
In den Tourismusregionen hat man den Trend hin zum Bike-Urlaub bereits erkannt, rund um die Ballungsräume sieht es in Bezug auf das Angebot hingegen anders aus. Mit der österreichweiten Mountainbike-Strategie will die Bundesregierung auf diese Entwicklungen reagieren und dazu alle Beteiligten ins Boot holen. Vier Ministerien und alle Bundesländer sind involviert. Die Strategie wurde im Frühjahr angekündigt und zuletzt beim Mountainbike-Kongress vergangene Woche in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) diskutiert. Wie also steht es um das Vorhaben?
Mountainbike-Koordinator als Anlaufstelle
„An der Ausschreibung der Koordinationsstelle wird gearbeitet“, erzählt der Salzburger Experte Harald Maier im Interview mit SALZBURG24. Er war im Vorfeld mit seinem Mountainbike-Think-Tank „Austrian Mountainbike Institut“ (AMBI) im Entstehungsprozess der österreichweiten Strategie involviert. Verläuft alles nach Plan, könnte die Stelle des Mountainbike-Koordinators zu Beginn des neuen Jahres ausgeschrieben werden – und damit eine zentrale Anlaufstelle für alle Anliegen rund um das Thema geschaffen werden. „Es handelt sich dabei aber nicht um eine Interessensvertretung für Mountainbiker“, hält Maier fest.
Großer Bedarf an Trails rund um Salzburg
Mit der Schaffung dieser Stelle müsse vorerst viel auf Kommunikation gesetzt und allfällige Fragen beantwortet werden. Parallel dazu soll die tatsächliche Mountainbike-Strategie erarbeitet werden. Doch wie könnte diese aussehen? Maier hat mit seinem Institut bereits eine Strategie ausgearbeitet und nennt ein Beispiel: „Wir brauchen eine Raumplanung für die Freizeitwirtschaft. Wir haben ausgerechnet, dass wir in einem 25-Kilometer-Radius um die Stadt Salzburg rund 1.000 Kilometer Mountainbike-Strecken benötigen.“ Dabei sollten verschiedene Schwierigkeitsstufen zur Verfügung stehen, den Großteil könnten mit 80 Prozent blaue Strecken – also einfache – ausmachen, 20 Prozent könnten rote oder schwarze (mittlere und schwere, Anm.) Trails sein.
Die Umsetzung eines solch umfassenden Wegenetzes könnte laut Maier am besten über die Gründung von Körperschaften gelingen, in der alle Beteiligten vertreten sind – von Gemeinden über Wegbetreuer wie Alpenverein und Naturfreunde, über Mountainbike-Clubs, Landwirtschaft und Grundeigentümer. „Dann wird das Vorhaben budgetiert und es gibt somit einen Club der Willigen“, führt der Experte weiter aus.
Körperschaften als Kompetenzzentren
Das Ziel der Körperschaften soll sein, sich des Bedarfs genau bewusst zu sein und dementsprechend das Angebot schaffen können. Die Ausrichtung des Angebots hänge von der jeweiligen Region ab. „Im urbanen Raum, wo man angenommen 95 Prozent Einheimische hat und es einige tausend Mountainbiker mit einem höheren Niveau gibt, muss man das berücksichtigen und mehr auf schwierigere Trails setzen.“ Sollte man eine Region an der Nachfrage vorbei entwickeln, würden sich weniger Lenkungseffekte ergeben und „wieder alle Mountainbiker kreuz und quer fahren“. Das gelte es zu verhindern.
In Österreich wird die Zahl der aktiven Mountainbiker:innen mittlerweile auf über eine Million Menschen geschätzt. Doch Mountainbiken ist mehr als nur das Radeln abseits der Straßen, es gilt als wichtiger Faktor für Tourismus und Wirtschaft. Einer Studie zufolge sorgt die heimische Radwirtschaft mittlerweile für eine Wertschöpfung von 2,9 Mrd. Euro jährlich.
Entwicklung des Mountainbike-Sports bislang dezentralisiert
Im Großraum Salzburg läuft das Projekt Mountainbiken aktuell dezentralisiert ab. Der erste und bislang einzige Trail in Stadtnähe wurde im Frühling 2023 am Heuberg eröffnet. Am Dürrnberg in Hallein (Tennengau) arbeiten die Zinkenlifte an der Umsetzung eines Bikeparks. Mit der österreichweiten Mountainbike-Strategie könnten Ressourcen jedenfalls gebündelt und zielgerichteter eingesetzt werden. Wie es hier tatsächlich weitergeht, könnte sich zu Beginn des neuen Jahres mit der Besetzung des Mountainbike-Koordinators zeigen.
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(Quelle: salzburg24)