Am Salzburger S-Link scheiden sich die Geister. Befürworter:innen und Gegner:innen halten sich Umfragen zufolge aktuell die Waage. Während die einen hohe Kosten und Behinderungen durch die Baumaßnahmen erwarten, sehen andere im S-Link ein Zukunftsprojekt, das umweltfreundliche Mobilität im Großraum Salzburg und darüber hinaus ermöglicht. Wie am Donnerstag bekannt wurde, will die Stadt Salzburg die vom Land präsentierte Fragestellung zur S-Link-Abstimmung am 10. November juristisch prüfen lassen.
Die Gegeninitiative "ProNatur – S-Link Nein" versammelte sich am Dienstag zu einer Protestkundgebung in Anif (Flachgau). Am Donnerstag stellten Anna Doblhofer-Bachleitner, Gunter Mackinger und Josef Scheinast von der Initiative "DAFÜR" ihre Ansichten zum Mega-Projekt vor und teilten Ideen mit, wie man die Menschen für den Ausbau der Lokalbahn gewinnen will.
Initiative "DAFÜR" will für Aufklärung sorgen
Die Initiative will mit einer Homepage, die heute online ging, für Information sorgen und die Salzburgerinnen und Salzburger so vom Nutzen überzeugen. Infrastrukturprojekte seien immer teuer, doch nun würden die Mittel dafür zur Verfügung stehen, wodurch die Umsetzung eines Gesamtverkehrskonzepts möglich sei. "Um die Stauproblematik in Salzburg in den Griff zu bekommen, braucht es ein neues Konzept. Zusätzliche Buslinien werden aufgrund des Platzmangels nicht helfen", so Doblhofer-Bachleitner beim Pressegespräch am Donnerstag. Die Raiffeisenbanken-Geschäftsleiterin betont dabei auch den wirtschaftlichen Aspekt: "Die Wirtschaft hängt an den Verkehrsadern. Stau kostet Geld, Unternehmen ziehen daraus Konsequenzen und treffen so ihre Standortentscheidungen."
Scheinast: Können Verkehrswende schaffen
Josef Scheinast, früherer Verkehrssprecher der Grünen im Salzburger Landtag, hebt die Bedeutung des S-Links für die Verkehrswende hervor. "Wir können mit diesem Projekt Salzburg mobilitätsmäßig auf eine neue Stufe heben. Wenn man die Möglichkeit hat, Straßenraum für die sanfte Mobilität freizubekommen, dann kann man die Verkehrswende schaffen." Zudem habe man mit dem S-Link ein Projekt, das eine ganze Region bedienen könne. Scheinast bringt hier die Ischlerbahn ins angrenzende Oberösterreich oder eine Verbindung zwischen Rosenheim und dem Königssee ins Spiel. Durch CO2-Einsparungen könne Salzburg laut Scheinast zudem möglichen EU-Strafzahlungen entgehen.
Stadt Salzburg könne neu gedacht werden
"Salzburg kann in seiner ganzen Mobilität neu gedacht werden", ist Gunter Mackinger, früherer Verkehrsdirektor der Salzburg AG und Vorstand mehrerer Eisenbahnunternehmen, überzeugt. Gerade durch den weiteren Ausbau der Messebahn bis zum Flughafen und Bad Reichenhall oder eine mögliche Trasse bis Thalgau und Mondsee, könne sich das Mobilitätsverhalten der Salzburgerinnen und Salzburger nachhaltig ändern. Zudem könne durch die Verkehrsentlastung die Stadt neu gestaltet werden. "Verlängerungen und Streckenergänzungen bieten die Chance, die Stadt völlig neu zu denken. Ich denke daran, dass man etwa der Rainerstraße den Boulevard-Charakter zurückgeben kann, den sie im 19. Jahrhundert hatte."
"Wir wollen Mobilitätswende, Gegner wollen Status quo"
Mit den Gegner:innen des S-Links steht "DAFÜR" bereits seit Monaten in Kontakt. "Es gibt hier allerdings sehr wenige Gemeinsamkeiten, weil eine äußerst unterschiedliche Herangehensweise vorhanden ist und ein klarer Zielkonflikt besteht. Wir wollen die Mobilitätswende, die Gegner wollen im Status quo verharren. Da wird es sicher noch die ein oder andere Diskussion geben", erzählt Mackinger. Menschen, die dem S-Link fundamental entgegenstehen, werde man nicht überzeugen können, "DAFÜR" will sich deshalb vor allem auf Unentschlossene konzentrieren.
Unterstützung vom Salzburger Verkehrsverbund
Das Personenkomitee von "DAFÜR" arbeite ehrenamtlich, Unterstützung erhält die Initiative vom Salzburger Verkehrsverbund – "allerdings nur in Form von Sachleistungen, wie etwa der Erstellung der Homepage", führt Scheinast aus. Mit dieser Homepage will man die Salzburgerinnen und Salzburger aufklären und so vom Nutzen des S-Links überzeugen. Zudem werden Unterstützungserklärungen gesammelt.
Ob das Projekt letztlich tatsächlich umgesetzt wird, darüber können die Menschen in Salzburg am 10. November bei der Bürgerbefragung entscheiden.
(Quelle: salzburg24)