Zwei junge Taubenküken samt Nest wurden vor knapp zwei Wochen in einer Schachtel am Salzburger Hauptbahnhof entdeckt. Die oft unbeliebten Jungvögel wurden laut der ARGE Stadttauben Salzburg offenbar bewusst auf der Straße ausgesetzt – „leider kein Einzelfall“, sagt Obmann Hans Lutsch im SALZBURG24-Gespräch am Donnerstag. Insgesamt 18 ausgesetzte Küken an 13 verschiedenen Standorten wurden dem Verein in den Sommermonaten gemeldet.
Die Hauptbrutzeit von Tauben ist in Mitteleuropa von März bis Oktober. Warum häufen sich ausgerechnet im Sommer die Fälle der ausgesetzten Küken? „Tauben suchen sich einen geschützten Ort zum Nisten, wie zum Beispiel einen Balkon. Im Sommer sind viele über Wochen im Urlaub, bemerken den Nestbau nicht und treffen danach auf den unerwünschten Nachwuchs“, vermutet der Tierschützer. Kurzerhand werde das Nest mitsamt den Jungtieren neben Mülltonnen oder in Wiesen ausgesetzt.
Entfernen von Nestern in Salzburg illegal
Ein Taubennest in einer Wiese – könnte das nicht auch einfach eine Windböe gewesen sein? „Wenn Nester vom Wind erfasst werden, liegen sie verstreut am Boden. Und die Küken weisen schwere Verletzungen durch den Aufprall auf“, erklärt Lutsch. Wenn Tiere bewusst ausgesetzt werden, geschehe das meist behutsam – sicher könne man sich aber nie sein. Strafbar ist das Entfernen der Nester laut Salzburger Naturschutzgesetz dennoch.
Was tun, wenn Tauben am Balkon nisten?
Alle über einen Kamm scheren will Lutsch aber nicht. In der Zeit erhalte der Verein auch sehr viele Anfragen zu gefundenen Nestern – bis zu sechs Mal pro Woche läute das Telefon. In diesem Fall klärt der Tauben-Verein die Finderinnen und Finder über den idealen Umgang auf. „Das Nest sollte auf keinen Fall entfernt werden, bis die Jungtauben nicht flügge sind“, weiß Lutsch. Während der Brutzeit kann eine Plastikfolie unterm Nest den Balkon vor Kotverschmutzungen schützen.
Nach rund 30 Tagen sind die Tiere zum Fliegen bereit. Sobald sie das Nest verlassen haben, kann man es entfernen. Nachdem Tauben aber sehr hartnäckig und ortsfixiert sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie zurückkommen. „Verjagen und verscheuchen bringt da wenig. Am besten spannt man ein fachgerechtes Netz über den Balkon“, rät Lutsch.
Den zwei ausgesetzten Küken, die am Bahnhof gefunden wurden, gehe es übrigens soweit gut. Rund fünf Wochen werden die Jungen noch per Hand gefüttert, bis sie in die Salzburger Taubenbevölkerung ausgegliedert werden.
(Quelle: salzburg24)