Feingold ist voriges Jahr im Alter von 106 Jahren gestorben. Er hat die NS-Konzentrationslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald überlebt und war danach bis zu seinem Tod unermüdlicher Mahner vor dem Vergessen der Nazi-Verbrechen. Jahrzehntelang war er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Seit seinem Ableben gab es breiten politischen Konsens, dass dem Salzburger Ehrenbürger ein würdiges Denkmal durch die Umbenennung einer zentral gelegenen, repräsentativen Verkehrsfläche gesetzt werden soll. Anfang Juli 2020 stellten Grüne, NEOS und KPÖ Plus schließlich einen entsprechenden Antrag.
Hanna Feingold: "Makartsteg eine Notlösung"
Anfangs wurde die Umbenennung der Stelzhammerstraße ganz in der Nähe der Synagoge diskutiert, vor wenigen Tagen tauchte dann die Churfürststraße in der Altstadt auf und fand auch die Zustimmung von Feingolds Witwe. Preuner legte dem Gemeinderat dann aber einen Amtsbericht mit dem Vorschlag des Makartstegs vor. Und dieser Idee kann Hanna Feingold nichts abgewinnen: "Wo ich kein Haus und keine Adresse habe, wäre es nur ein Federstrich, um das bei Bedarf wieder abzuschaffen. Der Makartsteg ist in meinen Augen keine Ehrung für meinen Mann, sondern eine Notlösung." Und bis sich der Name Feingold-Steg im Gedächtnis der Menschen festgesetzt habe, würde es hundert Jahre dauern.
Preuner will Makartsteg umbennen
Die Argumentation Preuners: "Marko Feingold war ein Brückenbauer, er hat sich in seinem ganzen Leben dafür eingesetzt. Der Makartsteg ist wesentlich prominenter positioniert als die Churfürststraße. Und wenn man künftig über den Marko-Feingold-Steg drübergeht, dann kann man damit wesentlich besser die Geschichte erzählen als mit einer einzelnen Hausnummer in der Churfürst-Straße."
Witwe Feingold erbat Bedenkzeit bis Montag
Schließlich erbat sich die Witwe nach einem Gespräch mit den Spitzen der Stadt eine Bedenkzeit bis kommenden Montag. Dann wird der Stadtsenat darüber beraten, am Mittwoch soll im Gemeinderat die Entscheidung fallen. Während Preuner auf einen raschen Beschluss drängt, sind Grüne und KPÖ der Ansicht, den Zeitdruck aus der Sache zu nehmen. Sollte die Abstimmung am kommenden Mittwoch erfolgen, könnte sie äußerst knapp ausfallen; möglicherweise muss Preuner sogar sein "Dirimierungsrecht" (bei Stimmengleichheit zählt seine Stimme doppelt) in die Waagschale werfen.
(Quelle: apa)