Tauben prägen seit jeher das Salzburger Stadtbild. Während einige Menschen einen Bogen um die gurrenden Vögel machen und sich über Verschmutzungen ärgern, schätzen andere sie als festen Bestandteil des urbanen Lebens. Die Diskussion um ein Taubenhaus bzw. einen Taubenschlag in der Stadt Salzburg gibt es bereits seit mehreren Jahren. Jüngst gab es wieder eine Absage für dieses Vorhaben – zumindest vorerst. Stattdessen setzt die Stadtverwaltung auf Strafen gegen illegale Fütterungen, um die Population zu regulieren. Kritikerinnen und Kritiker argumentieren jedoch, dass ein Fütterungsverbot oft nur dazu führt, dass sich die Tauben an anderen Orten ansiedeln – mitunter an noch problematischeren Stellen.
Tauben-Population wächst kontinuierlich
Ein möglicher Ort zum Ansiedeln wäre ein betreuter Taubenschlag, argumentiert Jens Hübel, Tierarzt mit der Zusatzbezeichnung Zier-, Zoo- und Wildvögel, im SALZBURG24-Gespräch. Die heutige Stadttaube sei ein Resultat menschlicher Züchtung, schildert er: "Stadttauben sind entflogene Haustauben und deren Nachkommen. Die Genetik der Stadttauben ähneln denen in der Region gehaltenen Taubenrassen und Hochzeitstauben sowie den Brieftauben", erklärt er. Dadurch habe der Mensch auch eine gewisse Verantwortung für diese Tiere. Die Vögel brüten hierzulande ganzjährig, wodurch ihre Population kontinuierlich wächst. Freilebende Tauben haben häufig eine Lebenserwartung von ein bis drei Jahren.
Möglichkeiten für Taubenschläge
Ein Taubenschlag habe einen augenscheinlichen Effekt auf die Population, verweist der Deutsche auf erfolgreiche Beispiele in seiner Heimat. Die Möglichkeiten dafür seien vielfältig – ob in bestehenden Gebäuden, mobilen Containern oder Neubauten. Darin erfolgen die Betreuung, Fütterung, Überwachung, Dokumentation und Impfung der Tiere. "Damit werden die standorttreuen Tiere an den Ort gebunden und bauen dort Nistplätze." Durch das gezielte Management der Tiere und den Austausch von Eiern gegen Attrappen könne die Anzahl der Tauben nachhaltig reduziert werden. Wichtig sei, dass rund um den Taubenschlag nicht gefüttert wird und Vergrämungsmaßnahmen durchgeführt werden, so Hübel, der für deutsche Städte bereits Gutachten für den Umgang mit Tauben erstellt hat.
Kritik am Taubenhaus
Kritiker:innen bemängeln indes die fehlende Studienlage: Es bestehe keine Expertise, die den Erfolg von Taubenhäusern durch unabhängige und statistisch saubere Zählungen der Vögel vor und nach der Errichtung eines Taubenhauses dokumentiere. Und keinesfalls zu vernachlässigen ist zudem, dass sich Teile der Bevölkerung gegen eine gezielte Taubenfütterung bzw. Ansiedlung der Vögel wehren könnten.
Und: "Ein betreuter Taubenschlag reicht für eine Stadt von der Größe wie Salzburg nicht aus", führt Hübel aus. Denn wenn nicht genug Schläge vorhanden sind, siedeln sich Tauben einfach an anderen Orten an. Es brauche daher ein flächendeckendes Konzept. Die Finanzierung könnte sich ohnehin als Zankapfel erweisen, da eine solche Einrichtung regelmäßig betreut und gewartet werden muss. Abgesehen von etwaigen Errichtungskosten hat zuletzt Bernd Huber, Chef der Allgemeinen Verwaltung und Bezirksverwaltung der Stadt Salzburg, auf die hohen Betriebskosten verwiesen: Für schätzungsweise 16 Taubenschläge im Stadtgebiet würden jährlich rund 300.000 Euro anfallen – nur an Reinigungskosten und für die Abfallentsorgung. Die Betreuung könnte durch Ehrenamtliche erfolgen und der gesammelte Mist als Dünger verkauft werden.
Was schreckt Tauben ab?
Neben einem betreuten Taubenschlag gibt es durchaus weitere Maßnahmen, um die Population der Stadttauben zu regulieren. Eine Möglichkeit ist die natürliche Populationskontrolle durch den gezielten Einsatz von Greifvögeln, was aber in einer Stat wie Salzburg eher unwahrscheinlich erscheint. Eine weitere, aber umstrittene Maßnahme sind Futterzusätze, die die Fortpflanzung hemmen. Auch bauliche Maßnahmen wie Netze, Spikes oder elektrische Abwehrsysteme können verhindern, dass sich Tauben an Gebäuden niederlassen. Geignet sind Schrägen und Gitter. Allerdings gelten die Vögel als widerstandsfähig. "Tauben gehen im Zweifel durch Spikes, um die Küken zu versorgen oder zu ihrem alten Nestbereich zu kommen", so Hübel.
Schlussendlich bleibt die Frage: Ist ein betreuter Taubenschlag wirklich die beste Lösung für die Stadt Salzburg oder braucht es doch einen anderen Ansatz? Klar ist nur, dass das Thema auch in Zukunft für Diskussionen sorgen wird.
(Quelle: salzburg24)