Der aktuelle Wetterumschwung in Mitteleuropa machte sich bereits vor einigen Tagen in Norditalien bemerkbar. Heftige Gewitterereignisse mit lokal über 150 Liter Regen pro Quadratmeter leiteten den Wechsel ein. Wenn diese Tiefdruckgebiete vom westlichen Mittelmeer über Italien, Österreich und Ungarn weiter nach Polen ziehen, ist von einer Vb-Wetterlage (gesprochen: 5b) die Rede.
Vb-Lagen sind laut Geosphere Austria für 45 Prozent der extremen Niederschlagsereignisse in Österreich und Tschechien verantwortlich. Oft kam es in der Vergangenheit bereits deshalb zu Hochwassersituationen. Vor allem Temperaturunterschiede begünstigen solche Wetterlagen, die in Zukunft extremer auftreten könnten.
Tiefdruckgebiete treffen über Alpen aufeinander
Bei einem Vb-Tief handelt es sich um ein Tiefdrucksystem, das über dem Golf von Genua entsteht und dann in Richtung Norditalien und Balkan weiterzieht. In den Alpen trifft die warm-feuchte Luft aus dem Süden auf polare Kaltluft, die von Norden her hereinströmt. „Man kann sich das so vorstellen, wie wenn sich an einem Stein in einem Bach durch das vorbeifließende Wasser Wirbel bilden“, beschreibt Cristian Resch, Meteorologe bei Geosphere Austria, im Gespräch mit SALZBURG24 am Dienstag die Situation. Den Stein im Bach stellen in diesem Fall die Alpen dar.
VB-Tiefs durch Klimawandel intensiver
In Österreich wiederum kann dies für viel Niederschlag sorgen und zu großen Schäden führen. Die verheerenden Hochwasser in Salzburg in den Jahren 2002 und 2013 gingen etwa von einer solchen Wetterlage aus. Für mögliche Hochwasserlagen weiter förderlich und daher problematisch ist zudem das häufige Auftreten in Clustern von Vb-Tiefdruckgebieten. Bereits in einer 2019 präsentierten Studie kamen Hydrologe Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien und der Klimaforscher Michael Hofstätter (damals ZAMG) zum Schluss, dass das Phänomen solcher Vb-Tiefs nicht zunehme, sie jedoch gerne gehäuft auftreten würden.
Die Anzahl solcher Wetterlagen nimmt laut Geosphere aufgrund der Klimakrise sogar etwas ab. "Allerdings werden die Ereignisse intensiver, denn je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchte kann sie aufnehmen, die dann als Regen wieder herunterkommt", erklärte Olefs.
Neun bis zehn Vb-Tiefs pro Jahr
Zwischen September und April traten sogenannte Vb-Zyklone im Beobachtungszeitraum der Studie von 1959 bis 2015 öfter auf als in den wärmeren Monaten von Mai bis Oktober. Blöschl und Hofstätter identifizierten in ihrer Studie zwischen 1959 und 2015 insgesamt exakt 557 Vb-Tiefs und damit neun bis zehn pro Jahr.
Der Name solcher Vb-Tiefs geht auf den deutschen Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber zurück und hat dabei keine konkrete Bedeutung. Bebber kategorisierte 1891 die Zugbahnen von Tiefdrucksystemen und ordnete ihnen bestimmte Codes zu. Die römische Ziffer V (5) identifiziert dabei laut Geosphere das Entstehungszentrum des Tiefs über dem westlichen Mittelmeer und unterscheidet zum Beispiel Zyklonen, die über Frankreich und Spanien nach Norden ziehen (Va) von jenen, die nach Osten in Richtung Balkan weiterziehen (Vc).
(Quelle: salzburg24)