Karoline Edtstadler wird als künftige Landeshauptfrau von Salzburg gehandelt. Erst kürzlich hatte die amtierende Bundesministerin für EU und Verfassung ihren Rückzug aus der Politik angekündigt und mitgeteilt, dass sie einer künftigen Regierung nicht angehören wolle. Nach der Absage des bislang kolportierten Haslauer-Nachfolgers Stefan Schnöll wird aus dem Polit-Rückzug und einer geplanten Anwaltskanzlei in Salzburg vorerst wohl nichts.
Erste Erfahrungen als Gemeinderätin
Karoline Edtstadler wurde am 28. März 1981 als Tochter des früheren Salzburger Landtagsdirektors Karl Edtstadler und einer Lehrerin geboren. Sie wuchs in Elixhausen (Flachgau) auf und maturierte am musischen Gymnasium in der Stadt Salzburg. 2000 wurde sie Mutter eines Sohnes. Erste politische Erfahrungen sammelte die damals 23-Jährige als ÖVP-Gemeinderätin zwischen 2004 und 2006 in Henndorf am Wallersee (ebenfalls Flachgau).
Seit 2020 ist sie die österreichische Kanzleramtsministerin, zunächst unter der Bundesregierung Kurz II, anschließend in der Bundesregierung Schallenberg und der aktuellen Bundesregierung Nehammer.
43-Jährige polarisiert
Die 43-Jährige ist eine der polarisierenderen Politikerinnen des Landes. Forsch, oft mit strengem Blick und kantiger Wortwahl schreckte sie so manchen ab, baute sich aber auch ihren Fankreis auf. Kaum jemand aus Sebastian Kurz' Quereinsteiger-Truppe schaffte es, sich tatsächlich ein eigenes Standing zu schaffen. Edtstadler war hingegen zwar stets loyal zur Parteiführung, leistete sich aber auch den Luxus eigener Meinungen, was ihr Respekt auch außerhalb der eigenen Parteigrenzen einbrachte.
Eine echte Quereinsteigerin war die Mutter eines erwachsenen Sohns sowieso nicht, gehörte die Tochter des langjährigen Salzburger Landtagsdirektors doch dem Kabinett des früheren Justizministers Wolfgang Brandstetter (ÖVP) an und lernte dort das politische Handwerk. Das juristische hatte sie ohnehin längst intus. Schon in jungen Jahren diente sie als Richterin am Salzburger Landesgericht und erarbeitete sich dort einen durchaus strengen Ruf.
Karriere unter Kurz
Bevor es mit der Politik richtig ernst wurde, war Edtstadler eineinhalb Jahre am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte tätig. Parteipolitisch war sie bis zum Regierungseintritt nur an einer Nebenfront aufgefallen, nämlich schon mit 23 im Gemeinderat in Henndorf. Das änderte sich mit dem Moment, als sie Sebastian Kurz (ÖVP) in seine schwarz-blaue Regierung holte.
Edtstadler sollte dort in ihrer Rolle als Staatssekretärin als Aufpasserin für Ressortchef Herbert Kickl (FPÖ) dienen, eine unlösbare Aufgabe, doch sie widmete sich eigener Themenfelder, etwa dem Kampf gegen den Antisemitismus, dem sie auch in späterer Rolle treu blieb. In der jüdischen Gemeinde genießt Edtstadler höchste Anerkennung.
Kurz war ihr zweiter Aufenthalt in der EU. Edtstadler musste als Spitzenkandidatin der ÖVP in die EU-Wahl 2019, reüssierte, wurde jedoch nicht wie erhofft Kommissarin, war sie doch nach Platzen der schwarz-blauen Regierung nicht mehr durchzubringen. Dass es fünf Jahre später wieder nichts wurde, war dann ihrem schwierigen Verhältnis zu Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) geschuldet.
Informationsfreiheit als großer Erfolg
So ging es nach einem Intermezzo im Europa-Parlament zurück nach Wien, wo Edtstadler im schwarz-grünen Kabinett zu einer der linken Hände von Kurz wurde. Als Kanzleramtsministerin wurde sie auch noch unter Nehammer zur Frau für alle Fälle. Nicht nur deckte die überzeugte Europäerin die EU-Themen inklusive ausführlicher Reisetätigkeit ab, auch innenpolitisch gab es nur wenige Materien vor allem im Justizbereich, die nicht über ihren Tisch gingen. Die vielleicht größte Leistung der Verfassungsministerin war, das Informationsfreiheitsgesetz auch in der eigenen Partei durchzubringen.
Stetiger Reibebaum war Edtstadler für die FPÖ und deren Gefolgschaft. Der Ursprung davon war, dass sie zur Erfinderin der Impfpflicht hochstilisiert wurde, auch wenn sie die erste war, die betonte, dass diese abzuschaffen sei, wenn sie sich als unnötig erweise. Das Dauerfeuer gegen sie führte vor wenigen Tagen dazu, dass sie einen Teilrückzug aus den sozialen Medien unternahm.
Von Helene Fischer bis zu den fünf Tibeter
Das Amt der Landeshauptfrau müsste der leutseligen Salzburgerin, die gerne auf jedem Fest und das bevorzugt im Dirndl tanzt, gut stehen, umso mehr als sie auch als entscheidungsfreudig, selbstbewusst und humorvoll gilt. Ihr eigentlicher Plan soll ja gewesen sein, eine Anwaltskanzlei zu eröffnen. Da wäre vermutlich mehr Zeit für ihre zahlreichen Hobbys vom Klavierspiel bis zum Skifahren gewesen. Eines wird sich aber der leidenschaftliche Hunde-und Helene Fischer-Fan auch als Landeshauptfrau nicht nehmen lassen. Keiner ihrer Tage beginnt, wie sie gerne betont, ohne die fünf Tibeter - eine Yoga-Übung.
(Quelle: salzburg24)






