Zwischen Tradition und Wandel

Wie sich die Arbeit von Salzburgs Bestattern ändert – und was bleibt

In Salzburg ist das Bestattungswesen oft eine Generationenangelegenheit.
Veröffentlicht: 28. Oktober 2024 14:09 Uhr
Auf Friedhöfen ist rund um Allerheiligen besonders viel los. Salzburgs 20 Bestattungsbetriebe stehen aber das ganze Jahr über im Einsatz, um Verstorbenen einen letzten, würdevollen Dienst zu leisten. Wie steht es aber um den Nachwuchs in der Branche?
Moni Gaudreau

Zu Allerheiligen gedenken Menschen ihren verstorbenen Angehörigen. Während die Friedhöfe besonders in der Woche vor dem katholischen Feiertag aufpoliert werden, haben Bestattungsunternehmen aber das ganze Jahr über zu tun. Im Bundesland Salzburg sind im Vorjahr 5.167 Menschen gestorben. Dafür sind die Bestattungsbetriebe an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr erreichbar.

„Unsere Arbeit beginnt unmittelbar mit dem Eintritt des Todes“, sagt Nico Mösinger von der Bestattung Sterzl in Sankt Johann im Pongau im SALZBURG24-Gespräch am Montag. Neben der Betreuung der Angehörigen organisieren die Bestatter:innen unter anderem auch einen zweiten Arzt, der nach vier Stunden den Tod bestätigt. Danach geht es darum, die Trauerfeiern entsprechend den Wünschen der Verstorbenen bzw. der Angehörigen zu planen.

Betriebe meist an nächste Generation weitergegeben

In ganz Salzburg gibt es derzeit 20 Bestattungsbetriebe, vier davon sind in der Landeshauptstadt. Rund 100 Menschen arbeiten in der Branche, schätzt Julia Roos, WKS-Geschäftsführerin der Landesinnung Bestattung. Schwierigkeiten, Nachwuchs in dem Berufsfeld zu finden, gebe es nicht. „Vor allem am Land ist es Usus, dass der Betrieb von Generation zu Generation weitergegeben wird“, weiß Roos.

Das war bisher und wird auch der Fall bei der Pongauer Bestattung Sterzl sein. 1909 wurde sie gegründet, heute leitet sie Gertaud Baumann-Mösinger in vierter Generation. Und für Sohn Nico Mösinger, der seit seinem 16. Lebensjahr immer wieder mitgearbeitet hat, steht nach seiner Zeit beim Bundesheer fest: Er wird den Betrieb übernehmen.

Das war aber nicht immer so. „In der Kindheit war das schon schwer, wenn das Weihnachtsfest unterbrochen wird und gemeinsame Familienurlaube rar gesät waren“, erinnert sich Mösinger. Mittlerweile habe er aber erkannt, wie wichtig seine Arbeit ist. Besonders schätzt er an seinem „Beruf mit Sinn“, dass er wildfremde Menschen in einer schwierigen Zeit unterstützen darf.

Drei Schwestern führen Bestattung in Salzburg

Seit fünf Generationen wird auch die Bestattung Jung in der Landeshauptstadt innerhalb der Familie geführt. Gegründet wurde sie 1890 offiziell von Josef Jung, seit 2021 führen die drei Schwestern Claudia Jung, Barbara Perkmann-Jung und Elisabeth Hager-Jung den Betrieb. Dass die drei die Bestattung übernehmen, war aber auch für sie nicht von Anfang an klar. „Unsere Eltern haben in dem Beruf nichts beschönigt. Das ständige Verfügbarsein, die Schicksalsschläge und die schwere psychische Arbeit – all das haben wir mitbekommen“, erzählt Claudia Jung gegenüber S24.

Bestattung Jung Bestattung Jung
Drei Schwestern führen die Bestattung Jung in fünfter Generation. Im Bild (v.l.): Claudia Jung, Barbara Perkmann-Jung und Elisabeth Hager-Jung.

Trotz Ausbildungen in anderen Branchen wie zum Beispiel in der Hotellerie kehrten die drei Schwestern vor über 30 Jahren zurück zur Bestattung. Die Menschlichkeit und das soziale Engagement hätten ihnen im alten Job gefehlt. Und wie sieht es mit der sechsten Generation aus? „Unsere sechs Kinder zeigen bereits großes Interesse in dem Beruf, zwei bis vier wollen definitiv weitermachen“, sagt Jung.

Neues Unternehmen im Pinzgau gegründet

Etwas anders lief es bei der Bestattung Gschwandtner im Pinzgau. Nachdem Horst Gschwandtner acht Jahre in einem anderen Betrieb als Bestatter gearbeitet hat, gründete er 2016 sein eigenes Unternehmen. „Es war einfach Zeit für Veränderung und außerdem gab es auch den Bedarf. Von Krimml bis Zell am See gab es nur einen Bestatter, da ist schon Platz für zwei“, so der Unternehmer.

Auch hier dürfte die Zukunft des Pinzgauer Betriebs zumindest personell gesichert sein. Sohn Simon Obrist arbeitet bereits geringfügig mit und werde die Bestattung in absehbarer Zeit übernehmen. Für die Ausbildung als Bestatter:in muss eine fachliche Tätigkeit von mindestens zwei Jahren nachgewiesen und eine Befähigungsprüfung an der Wirtschaftskammer absolviert werden.

Immer mehr Feuerbestattungen und individuelle Wünsche

Eine Sache von Generationen ist wohl auch die Art, wie die Verstorbenen beigesetzt werden. Bei allen drei Betrieben werde die Feuerbestattung mehr. „Selbst in kleinen Tälern wie im Großarltal steigt die Tendenz. Derzeit hält sich in diesen Gebieten die Waage mit 50:50 von Feuer- zu Erdbestattungen“, erklärt Mösinger. Im Pinzgau komme es vermehrt auch zu Naturbeisetzungen. „Viele Junge können mit Friedhöfen mittlerweile wenig anfangen“, sagt Gschwandtner.

Ebenso werden Bestattungen immer „individueller“. Bereits vor dem Tod würden mehr Menschen ihre Wünsche äußern und auch finanziell vorsorgen. In der Bestattung Sterzl habe man mit ein bis zwei Vorsorgeberatungen pro Woche heuer doppelt so viele wie noch im Vorjahr. Besonders für die Hinterbliebenen sei das eine Erleichterung, die somit „mehr Zeit zum Trauern“ haben, meint Mösinger abschließend.

Was feiert man zu Allerheiligen?

Allerheiligen ist ein katholischer Feiertag am 1. November, an dem „aller Heiligen gedacht“ wird – also auch jenen Heiligen, die keinen eigenen Gedenktag haben. An Allerseelen, dem 2. November wird den Verstorbenen gewidmet, besonders durch Gebete und Besuche auf Friedhöfen.

Bildergalerien

Die Bestattung Gschwandtner wird vom Sohn in zweiter Generation \u00fcbernommen. Das Team (v.l.): Lorenz Brandauer, Hans Aigner, Lisi Gschwandtner (Gesch\u00e4ftsf\u00fchrerin), Horst Gschwandtner (Inhaber) und Johannes Peitler.

(Quelle: salzburg24)

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