Andreas Heraf ist eine der vielseitigsten Figuren des österreichischen Fußballs – als Spieler, Trainer und manchmal auch als Reizfigur. Geboren 1967 in Wien, begann Heraf seine Karriere als defensiver Mittelfeldspieler im legendären Rapid Wien-Trikot. Dort feierte der Wahl-Salzburger große Erfolge, wurde österreichischer Meister, stand 1996 sogar im Europacup-Finale der Pokalsieger gegen Paris Saint-Germain und vertrat Österreich bei der letzten WM-Teilnahme 1998 in Frankreich. Insgesamt lief er elf Mal als Nationalspieler auf.
Im Jahr 1991 wechselte Heraf zum SV Austria Salzburg und absolvierte zwölf Bundesliga-Spiele für die Salzburger. Dabei erzielte er vier Tore. Sein Trainer war damals der bekannte und mittlerweile verstorbene Otto Barić. In dieser Mannschaft spielten unter anderem die Legenden Heimo Pfeifenberger, Franz Aigner und Co. Er war ein Leistungsträger im defensiven Mittelfeld, blieb aber nur eine Saison, bevor er danach in die deutsche Bundesliga zu Hannover 96 wechselte. Austria Salzburg galt zu dieser Zeit als eines der führenden Teams in Österreich und stand regelmäßig im oberen Tabellendrittel. Obwohl Herafs Zeit in Salzburg kurz war, war er Teil einer spannenden und sehr erfolgreichen Phase des Vereins.
Nach seiner aktiven Laufbahn schlug Heraf konsequent den Weg des Trainers ein und entwickelte sich zu einem vielgereisten Fußball-Exoten. Anfangs sammelte er Erfahrung bei kleineren österreichischen Vereinen, bevor ihm der Sprung zu den Nationalteams gelang – hauptsächlich im Nachwuchsbereich des ÖFB. Seine Handschrift trugen zahlreiche Talente, die heute in Österreichs A-Nationalteam auflaufen. Derzeit ist der 57-Jährige auf Vereinssuche.
Sonntagstalk mit Andreas Heraf: Ein Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: Austria Salzburg steht vor dem Aufstieg in die zweite Liga. Dementsprechend suchen sie auch einen Sportdirektor, der Christian Schaider diese Aufgaben abnimmt und ihn entlastet. Präsident Claus Salzmann hat mir verraten, dass mit dir vom Vorstandsteam gesprochen wurde. Wie sieht es aus?
Ich hätte mich gefreut, denn die Stelle bei Austria Salzburg wäre sicher eine spannende Aufgabe gewesen. Bis jetzt hat jedenfalls niemand mit mir gesprochen. Darum denke ich, dass es auch andere Kandidaten geben wird.
Stell dir vor, Austria Salzburg steigt tatsächlich in die 2. Liga auf – was würde das für den österreichischen Fußball bedeuten?
Ich bin mir sicher, dass sie es schaffen. Und zum Zweiten ist es einfach eine geile Sache, weil der Verein, wenn ich mir das Spiel gegen Imst als Beispiel nehme, ein enormes Zuschauerinteresse verzeichnet. Die Fans hinter dem Tor machen von der ersten Sekunde an Dampf und unterstützen die Mannschaft. Das ist eigentlich erstligareif. Und da kommt der Verein ja her. Man weiß ja aus der Vergangenheit, dass da eine große Tradition dahintersteht. Ich war ja selbst in Salzburg, 1991 war ich dort, leider nur für ein halbes Jahr. Aber die Fans waren schon damals gewaltig, und das hat sich nicht verändert. Das ist natürlich eine unglaubliche Bereicherung für den österreichischen Fußball, in diesem Fall für die zweite Liga. Wenn man diese Gedanken als Sportdirektor weiterdenkt, dann sehe ich Austria Salzburg irgendwann wieder in der ersten Liga. Das ist für mich einfach nicht aufzuhalten, weil der Verein eine so große Strahlkraft hat und nicht zu umzubringen ist.
Du warst nach deiner Spielerkarriere international als Trainer unterwegs – wie haben dich diese Erfahrungen geprägt, im Vergleich zu deiner Zeit in Österreich?
Nun, wenn man als junger Mensch das erste Mal von zu Hause weg ist, beginnt es schon, dass man sich abkapselt und auf eigenen Beinen stehen muss. Das ist schon einmal eine Veränderung, selbst im eigenen Land. Aber wenn man dann in ein anderes Land geht, wird es noch einmal ganz anders. Da ist man noch weiter weg und führt manchmal ein anderes Leben in einer anderen Kultur. Wenn man nach Deutschland geht, ist das nicht viel leichter, aber ich war ja Trainer oder Sportdirektor in Neuseeland und dann auch noch für kurze Zeit in Brasilien. Das Leben ist dort einfach ganz anders und darauf muss man sich einstellen, sonst kann man dort nicht überleben. Was Neuseeland betrifft, hat mich die Geschichte natürlich extrem geprägt, weil ich dort extrem auf die Schnauze gefallen bin und dann wieder nach Hause gegangen bin, obwohl mein Plan eigentlich gewesen war, in Neuseeland zu bleiben.
Thema Nachwuchs: Welche Talente aus deiner Zeit als ÖFB-Jugendtrainer haben dich besonders überrascht und verfolgst du deren Werdegang heute noch?
Ich war neun Jahre lang Nationaltrainer. Mit den Jahrgängen 1988 bis 1999 habe ich zusammengearbeitet. Da hast du aufgrund der Wahrscheinlichkeitsrechnung natürlich auch immer wieder Top-Talente dabei. Wenn ich so zurückblicke, dann war David Alaba bei mir dabei. Er war zwar ein Jahr jünger als mein Jahrgang, aber ich habe ihn für die Europameisterschaft ausgewählt. Da hat man von Anfang an gemerkt, dass er ein toller Fußballer und eine Führungspersönlichkeit ist. Er war der Jüngste in meiner Mannschaft und hat das Kommando übernommen, obwohl es nicht leicht für ihn war. Das war schon sehr beeindruckend. Mir war relativ schnell klar, dass er ein ganz Großer werden würde.
Und der zweite war Konny Laimer, es waren ganz viele dabei, die es wirklich zum Nationalspieler geschafft haben. Aber wenn ich daran denke, wer mich auch ein bisschen geprägt hat, dann war das Christoph Baumgartner, den hatte ich fünf Jahre unter meinen Fittichen. Er war der Beste, den ich jemals trainiert habe. Er war und ist wirklich ein unfassbarer Spieler.
Red Bull Salzburg ist seit zwei Saisonen titellos und nicht mehr das Non-Plusultra. Wie nimmst du diese Entwicklung wahr?
Ich gehe davon aus, dass es nächstes Jahr anders aussehen wird. Ich finde, das Standing, das Red Bull mittlerweile in Europa erarbeitet hat, ist schon heftig und brutal eigentlich. Wenn man sich anschaut, welche Transferlöse sie gemacht haben, welche Spieler in Salzburg gespielt haben und welche internationale Karriere sie dann gemacht haben – wenn wir nur Haaland als einen von vielen nehmen –, dann haben sie vieles richtig gemacht, ganz einfach. Natürlich war da viel Geld im Spiel, darüber brauchen wir nicht diskutieren. Und das war für Red Bull viel einfacher als für viele andere. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass sie vor zehn Jahren Meister wurden. Aber dafür brauchen sie sich nicht zu schämen. Das war einfach so, und das war in Ordnung. Ich glaube, die letzten beiden Jahre, speziell das letzte, waren darauf zurückzuführen, dass der Abverkauf im Sommer letztes Jahr heftig war, finde ich. Man hat wirklich fast nur noch auf junge Spieler gesetzt. Und ich glaube auch, dass die Qualität der jungen Spieler in diesem Jahr nicht ganz so gut war wie in den vergangenen Jahren.
Den Sonntagstalk auf SALZBURG24 gibt es jede Woche. Unser nächster Gast ist Karina Nouman, auch bekannt als "Fräulein Grün". Sie wird mit Kathrin Krispler darüber sprechen, welche Kräuter Salzburg zu bieten hat und was sich daraus ganz einfach zaubern lässt. Einfach reinhören!
(Quelle: salzburg24)