Red Bull Salzburg hinkt den eigenen Ansprüchen beim Toreschießen weiter hinterher. In den jüngsten vier Ligaspielen gelang den Bullen jeweils nur ein Treffer. Im Schnitt treffen die Bullen in der laufenden Bundesliga-Saison 1,89 Mal pro Partie und weisen somit den schlechtesten Offensiv-Wert seit der Spielzeit 2015/16 auf, wo Salzburg mit 1,97 ebenfalls die Zwei-Tore-Marke pro Partie unterschritt.
Red Bull Salzburg trotz nächster Punkteteilung nicht nervös
Das Problem in der Offensive machte sich auch bei Aufsteiger Blau-Weiß Linz bemerkbar, reichte dem Tabellenführer am Samstag nicht einmal ein irreguläres Slapstick-Tor nach sechs Sekunden zum Sieg. Nach dem zweiten 1:1 in Folge könnte Verfolger Sturm Graz am Sonntag mit einem Heimsieg gegen Rapid aufschließen. Nervös will man deswegen in Salzburg aber noch nicht werden. "Wir wollen und müssen uns steigern, weil uns werden immer wieder Gegner erwarten, die im Block sehr tief gegen uns stehen", erklärte der Kuchler (Tennengau). Nächsten Samstag (17 Uhr im S24-LIVETICKER) etwa ist es Tabellenschlusslicht Austria Lustenau, eine Woche später wartet ebenfalls zu Hause Austria Klagenfurt.
Gerhard Struber fordert deutliche Steigerung
Bis dahin will Struber die Abläufe im Offensivspiel verbessern. "Da gilt es, sich zu steigern und mit viel Spieltempo einen Gegner auch herumzubewegen. Wie im Pressing, wo wir synchroner sind, müssen auch diese Abläufe synchroner sein", meinte der 47-Jährige. Man habe genug Qualität, um auch "eine verdichtete Mauer" zu bespielen. "Dem Anspruch wollen wir gerecht werden. Auch wenn es hier eine blaue Wand ist, muss man die ins Bröckeln bringen. Das ist uns zu selten gelungen", wurde Struber deutlich.
Die Bullen gaben in Linz nicht weniger als 22 Schüsse in Richtung Blau-Weiß-Tor ab. Der einzige Treffer, der schnellste der Bundesliga-Geschichte, gelang Petar Ratkov nach sechs Sekunden. Dass der Serbe nach dem Anstoß der Linzer den Abschlag von Goalie Nicolas Schmid zu blocken versuchen sollte, war geplant. "Wir haben gewusst, dass es immer ein kleines Zeitfenster gibt, wenn der Ball auf ihn abgelegt wird", sagte Struber. "Ratkov hat den klaren Auftrag gehabt, hier sauber durchzugehen. Das war am Ende schon eine bewusste Geschichte."
Bullen trotz Sturm-Überangebot harmlos
Mit vier von sechs einsatzfähigen Stürmern hatte Struber im Angriff ein Überangebot. Gegen die Oberösterreicher stand die Offensive auf dem Prüfstand und hielt diesem nicht stand. Dorgeles Nene fehlte wegen einer Knöchelverletzung, die er sich beim Afrika-Cup zugezogen hatte. Afrikameister Karim Konaté, Salzburgs bester Torschütze, trat die Reise in die Stahlstadt nicht an. Ein eiskalter Torjäger ist weiterhin nicht in Sicht.
Denn die Zahlen belegen es: Salzburgs Topstürmer weisen in einer Statistik den schlechtesten Wert seit 13 Jahren auf. Zuletzt strahlte Roman Wallner nach 18 Runden als treffsicherster Bullen-Kicker so wenig Torgefahr aus, wie heuer Konaté. Der Ex-ÖFB-Teamspieler erzielte damals acht Treffer. Spannend: In der Saison 2010/11 wurde Sturm Graz letztmals Meister und stellte mit Roland Linz (21) den Torschützenkönig.
Fans machen im Netz Druck
Der Druck der Fans auf den Klub und vor allem auch Gerhard Struber wächst indes. Schon seit Wochen kommentieren die Bullen-Anhänger in den sozialen Netzwerken gegen den Tennengauer und fordern "Lösungen" sowie die Rückkehr des "attraktiven Power-Fußballs". Mit Austria Lustenau gastiert kommende Woche ein Gegner in Wals-Siezenheim, der ähnlich wie BW Linz am Samstag taktisch defensiv eingestellt sein dürfte.
Strittger Treffer für Linz-Coach "klar irregulär"
Zählen dürfen hätte der historische Treffer dennoch nicht, weil sich der Stürmer beim Abstoß zu früh in der gegnerischen Hälfte aufhielt. Der Video-Assistent durfte nicht einschreiten, weil bei einem Tor laut Reglement immer nur bis zum vorangegangenen Ballgewinn überprüft wird. Das war jener von Ratkov unmittelbar beim Treffer.
"Ich habe das Tor am Anfang nicht so ernstgenommen, weil es ganz klar irregulär war", sagte Blau-Weiß-Trainer Gerald Scheiblehner, der dem vierköpfigen Schiedsrichterteam einen "groben Fehler" attestierte. "Ich denke, dass die Schiedsrichter auch selbstkritisch sein müssen. Sie haben das Spiel schon mitentschieden."
Am Ende durfte man vor der vollen Fantribüne dennoch einen Punktgewinn gegen den Serienmeister feiern. Im Hinspiel in Salzburg hatte sich der Aufsteiger im September bereits sensationell mit 1:0 durchgesetzt. "Mit welchen Mitteln die arbeiten und wir arbeiten - da ist es schon sehr besonders, dass wir in einem Spiel, in dem die auf Revanche aus sind, einen Punkt holen", betonte Scheiblehner. "Das ist für Blau-Weiß, für den gesamten Verein, ein ganz, ganz besonderer Abend."
Punkt gegen Bundesliga-Aufsteiger für Salzburg "zu wenig"
Die Salzburger dagegen verließen die Linzer Donaulände mit dem Wissen, wie zuletzt im direkten Duell mit Sturm (1:1) als besseres Team etwas liegengelassen zu haben. "Wenn man in zwei Spielen nur einen Punkt gegen Blau-Weiß macht, dann ist das für unsere Ansprüche klar zu wenig", meinte ÖFB-Teamgoalie Alexander Schlager." Ob Sturm am Sonntag aufschließe, sei ihm vorerst egal. "Wichtig ist, was am Ende der Saison passiert. In erster Linie ist es nervig, dass wir selbst unsere Punkte zu einfach hergeben. Aber es ist noch nicht die Phase in der Saison, in der man so genau auf die Tabelle schauen muss."
Der Blick auf den Kader zeigt, Struber kann Stand jetzt auch kommende Woche auf alle Angreifer zurückgreifen. Finden die Bullen-Stürmer ihre Form, dürfte auch der Offensiv-Motor des Meisters wieder wie in den vergangenen Spielzeiten brillieren.
(Quelle: salzburg24)