Es ist angerichtet für Red Bull Salzburg. Doch der 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel soll nicht täuschen: Beim entscheidenden Duell der Europa-League-Zwischenrunde bei der AS Roma von Startrainer José Mourinho stehen die Bullen am Donnerstag vor einer kniffligen Aufgabe. "Es wird eine brutale Challenge. Wir sind weiterhin der klare Außenseiter. Aber ich bin optimistisch, dass wir ein Wörtchen mitreden können", sagte Coach Matthias Jaissle.
Roma im Hinspiel mit Chancenplus
Wie schwer die Roma, aktueller Tabellendritter der Serie A und am Weg zu einem Champions-League-Startplatz, zu bespielen ist, zeigte sich am vergangenen Donnerstag. In Wals-Siezenheim waren die Italiener gemessen an den Chancen dem Sieg näher. Doch Salzburg hatte einen blendend disponierten Tormann Philipp Köhn, hielt mit einer taktisch reifen Leistung dagegen und erntete im Finish dank des Kopfballtors von Nicolas Capaldo (88.) die Früchte seiner Arbeit.
Bullen-Coach Matthias Jaissle erwatet disziplinierte Leistung
Jaissle zeigte sich überzeugt, dass das Weiterkommen mit einer disziplinierten Leistung "und hier und da dem Quäntchen Glück" im mit 70.000 Zuschauern wohl ausverkauften Stadio Olimpico im Bereich des Möglichen liege. "Wer schon dort war, weiß, was für eine Energie das Stadio Olimpico ausstrahlt", gab der 34-Jährige zu Protokoll. "Der Schlüssel wird sein, dass wir wieder sehr diszipliniert agieren, sehr konzentriert verteidigen und mutig auftreten", sagte der Deutsche. "Dann können wir vielleicht erneut für eine Überraschung sorgen. Wir treffen auf einen absoluten Top-Gegner, das wird eine richtige Herausforderung und eine ganz andere Partie als im Hinspiel."
Salzburger mit frischen Kräften in Rom
Beim 3:1-Erfolg über die WSG Tirol am vergangenen Samstag konnte Salzburg Kräfte für eine intensive Partie schonen. Die Roma, Conference-League-Sieger 2022, hat im Stadio Olimpico in dieser Saison in elf Ligaspielen erst fünf Gegentore kassiert, im Europacup in den jüngsten 15 Heimpartien elf Siege gelandet. Ein Tor ist für Österreichs Serienmeister freilich auch nicht unbedingt vonnöten. "Roma wird aktiver sein als im Hinspiel, nicht so tief stehen. Das kann sogar ein Vorteil sein nach Umschaltaktionen und mit unserem Speed vorne", mutmaßte Mittelfeldmann Nicolas Seiwald.
Bernardo möglicher Pavlovic-Ersatz
Auch Innenverteidiger Oumar Solet machte sich keine Illusionen angesichts der Höhe der Hürde. "Wir wollen das Hinspiel völlig aus unserem Kopf bekommen, denken gar nicht an das 1:0 von Salzburg oder an irgendeinen Vorsprung", versprach der Franzose. An seiner Seite wird wohl Bernardo die Defensivzentrale bilden, der Allroundverteidiger dürfte das gesperrte "Mentalitätsmonster" Strahinja Pavlovic ersetzen. Alternativoption Jerome Onguene laboriert an seiner Zehe. Solet fürchtet weder das volle Oval ("Für mich ist das mehr Ansporn als Druck") noch die Offensivkraft der Roma. "Es wäre nicht überraschend, wenn wir diesmal ein wenig mehr Raum für unsere Angriffe bekommen", schlug er in dieselbe Kerbe wie Seiwald.
Weltmeister Paulo Dybala gegen Red Bull Salzburg fraglich
Fraglich ist allerdings, ob die Roma überhaupt ihre gefährlichsten Offensivleute wird aufbieten können. So bangte man bis zuletzt um Kreativwirbler Paulo Dybala, der in Salzburg aufgrund einer Überlastung des linken Beinbeugers verfrüht vom Platz musste. Noch am Dienstag trainierte der argentinische Weltmeister individuell, erst am Mittwoch entschied sich, ob er einsetzbar ist oder nicht. Zweifel hegte man auch im Falle Tammy Abrahams. Der Stürmer erlitt beim 1:0-Erfolg über Verona am Sonntag eine Verletzung des Augenlids, die genäht werden musste. Um ein neuerliches Aufplatzen zu verhindern, könnte der Engländer, der in Salzburg bei einer Großchance an Köhn scheiterte, am Donnerstag mit einer Gesichtsmaske antreten.
Bullen wollen Negativ-Serie crashen
Salzburg kämpft nicht zuletzt gegen die schlechte Bilanz in K.o.-Spielen der jüngeren Zeit. Zuletzt gelang der Coup im Februar 2019, als Club Brügge auf dem Weg ins EL-Achtelfinale ausgeschaltet wurde. Seither hat Salzburg keine K.o.-Runde in einem Europacup-Hauptbewerb überstanden. Eintracht Frankfurt (2020), Villarreal (2021) und Bayern München (2022) hießen die namhaften Endstationen in Europa League bzw. Champions League. Achtmal stand man bisher im Sechzehntelfinale bzw. in der Zwischenrunde der Europa League, dreimal gelang der Aufstieg ins Achtelfinale - 2014 gegen Ajax Amsterdam, 2018 gegen Real Sociedad und 2019 gegen Brügge.
(Quelle: apa)