Andreas Hörlsberger ist seit fast 15 Jahren mit dem Mountainbike in den Bergen unterwegs. Auslöser für seine Leidenschaft war ein guter Freund, der ihn auf einen illegalen Trail mitnahm. Das Feuer für den Zweiradsport war bei dem gebürtigen Salzburger sofort entfacht und ließ ihn nicht mehr los. Seit rund fünf Jahren ist er Mitbegründer des MTB Vereins Salzburg. Als Obmann-Stellvertreter eines der mitgliederstärksten Mountainbike-Vereine Österreichs verfolgt der 45-Jährige das Ziel, mehr legale Trails – vor allem im Salzburger Zentralraum – zu ermöglichen.
Im Sonntagstalk mit SALZBURG24 gibt "Hörli", wie ihn seine Freunde nennen, Einblicke in seine Leidenschaft, zeigt Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit auf und formuliert konkrete Wünsche an die Community und auch an die heimische Politik.
Sonntagstalk mit Andreas Hörlsberger: Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: Lass uns gleich mit der Königsfrage loslegen, Hörli: Über eine halbe Million Mountainbiker gibt es laut den letzten Erhebungen in Österreich – und dennoch fährt man hierzulande meist illegal. Warum ist das so?
ANDREAS HÖRLSBERGER: Das ist relativ einfach zu erklären. Seit 1975 gibt es in Österreich ein Forstgesetz. Noch bevor dieses Gesetz in Kraft trat, war es ebenfalls nicht erlaubt, legal auf Berge zu gehen. Seitdem das Gesetz jedoch existiert, ist es legal, Berge zu betreten. Allerdings ist laut diesem Forstgesetz das Befahren von Wegen ausgeschlossen. Dies wurde damals festgelegt, um Motorräder und Autos von den Bergen fernzuhalten. Mountainbikes existierten damals noch nicht, sind jedoch ebenfalls vom Verbot betroffen, da sie als Fahrgeräte gelten und das Gesetz seit 1975 diesbezüglich nie angepasst wurde.
Das bedeutet, dass in Österreich das Befahren von Wegen mit dem Fahrrad illegal ist, sofern sie nicht explizit durch eine Vereinbarung, Beschilderung oder ähnliche Maßnahmen freigegeben wurden. Damit unterscheidet sich Österreich von fast allen anderen europäischen Ländern. In Deutschland beispielsweise sind grundsätzlich alle Wege für die Fahrradnutzung freigegeben, mit kleineren Einschränkungen je nach Bundesland und Wegbreite. In Österreich hingegen darf man nicht einmal Forststraßen mit dem Fahrrad befahren.
Was braucht es, um mehr legale Trails zu eröffnen?
Es gibt eine aktuelle Erhebung, dass das Netz der Forststraßen, wenn ich mich richtig erinnere, knapp 240.000 Kilometer umfasst, also fast doppelt so lang ist wie das Straßennetz. Das finde ich schon beeindruckend. Tatsächlich darf jedoch nur ein minimaler Bruchteil dieser Forststraßen legal mit dem Fahrrad befahren werden.
Ich bringe dazu immer ein plakatives Beispiel: Wenn ich mit dem Fahrrad eine Forststraße hinauffahre, darf der Jeep vor mir dort fahren, der Traktor hinter mir ebenso und die Familie dazwischen kann mit fünf Kindern und drei Hunden dort wandern. Ich hingegen bin mit dem Fahrrad der einzige, der dort illegal unterwegs ist. Als Nutzer erschließt sich mir das nicht wirklich.
Zumal man bedenken muss, dass ein sehr großer Prozentsatz der Forststraßen durch Steuergelder finanziert wurde. Dass dieses generelle Verbot des Fahrradfahrens auch Forststraßen einschließt, ist für mich ehrlich gesagt nicht nachvollziehbar.
Auf dem Berg treffen verschiedene Interessen aufeinander. Wie schafft man den Spagat zwischen freien Zugang zur Natur und Naturschutz?
Richtig. Oft wird das Thema Naturschutz angesprochen, aber meiner Meinung nach nicht immer korrekt. Es gibt diverse Studien, speziell aus Kanada, aber mittlerweile auch aus dem europäischen Raum, die untersuchen, wie sich Fahrradfahrer und Mountainbikes auf die Natur und auf Wanderwege sowie Forststraßen auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen vergleichbar mit denen von Wanderern sind.
Der einzige Unterschied besteht darin, dass Fahrradfahrer tendenziell etwas schneller unterwegs sind, wodurch das Wild etwas schneller flüchtet, aber dafür nicht so weit, weil der Fahrradfahrer auch schnell wieder weg ist. Im Endeffekt sind die Unterschiede vernachlässigbar.
Aus naturschutzrechtlicher Sicht wirkt sich jede Bewegung in der Natur auf die Umwelt aus und tendenziell nicht besonders positiv. Das betrifft jedoch jede Sportart und jeden Menschen, der sich in der Natur bewegt. Fahrradfahren ist dabei nicht schlimmer als andere Aktivitäten. Ich habe oft das Gefühl, dass es eher darum geht, alte Gewohnheiten beizubehalten und dass Veränderungen grundsätzlich nicht sehr willkommen sind, ohne dass es dafür wirklich fundierte Begründungen gibt.
Der Großteil der Mountainbikerinnen und Mountainbiker lebt im urbanen Raum, der überwiegende Teil des bisher geschaffenen Angebotes liegt aber in den Tourismusregionen. Stichwort Nord- und Südgefälle in Salzburg. In Leogang, Saalbach etc gibt es Bikeparks, die weltweit anerkannt sind und Preise einheimsen. Im Zentralraum fehlen aber solche. Warum ist das so und ist eine Änderung in Sicht?
Die Diskussion ist offener geworden, das stimmt. Grundsätzlich gilt: Je weiter man sich vom Zentralraum entfernt, desto einfacher werden die Einschränkungen handhabbar. Denn üblicherweise besitzen die Grundeigentümer in diesen Bereichen größere Flächen, und man hat tendenziell weniger Eigentümer, mit denen man sich einigen muss. Wenn es eine touristische Nutzung gibt, wie zum Beispiel in Leogang, ist das Interesse noch größer. Das macht die Angelegenheiten deutlich einfacher. Leogang erwirtschaftet im Sommer mittlerweile genauso viel wie im Winter, dank der Biketouristen. Das macht einen echten Unterschied.
Je näher man jedoch an die Städte und zentralen Bereiche kommt, desto komplizierter wird es. Ein Beispiel ist der Gaisberg: Wenn es kein touristisches Interesse gibt und es sich hauptsächlich um ein Angebot für die heimische Bevölkerung handelt, wird es üblicherweise schwieriger. Nichtsdestotrotz habe ich das deutliche Gefühl, dass sich die Diskussion insgesamt verbessert hat. Auf fast jeder Ebene gibt es Fortschritte. Der Alpenverein ist ein perfektes Beispiel: Vor zehn Jahren war er nicht unbedingt der größte Unterstützer des Mountainbikings, aber mittlerweile hat sich das gefühlt stark geändert und es gibt viele Unterstützer und positive Entwicklungen. Auch die zahlreichen Aufklärungsgespräche, die geführt werden, tragen Früchte.
In Hallein am Dürrnberg sollen bei der Liftstation neue Strecken entstehen. Der Baustart im Herbst scheint ziemlich fix zu sein.
Ich habe den Gaisberg schon mehrfach als meinen Endgegner bezeichnet. Ob dort tatsächlich etwas vorangeht, wage ich nicht mehr zu sagen. Vielleicht ergeben sich in Hallein neue Möglichkeiten, auch dafür gibt es Pläne. Zwar traue ich mich kaum, diese Formulierung zu nutzen, aber in Hallein sieht es sehr vielversprechend aus und hoffentlich wird mir das nicht auf den Kopf fallen.
In Hallein gibt es die Zinkenlifte und die Betreiber sind sehr offen dafür, dort etwas zu unternehmen. Der Plan ist, noch diesen Herbst zu beginnen. Es fehlen noch ein, zwei kleine Genehmigungen, aber wir sind beratend tätig und wenn nichts Größeres dazwischenkommt, gibt es nächstes Jahr legale Trails, die mit dem Lift erreichbar sind. Damit wäre eine weitere Möglichkeit im Zentralraum geschaffen.
Stichwort Gaisberg: Euer Ziel war es, legale Trails auf dem Salzburger Hausberg zu ermöglichen. Plädiert ihr in eurem Verein dafür, illegale Trails zu vermeiden?
Wir plädieren dafür, dass man sich vernünftig und rücksichtsvoll verhält, wenn man sich in Bereichen bewegt, in denen dies offiziell nicht gestattet ist. Wenn mich jemand aus meiner Gruppe fragt, ob er an einem sonnigen Samstagnachmittag um 15 Uhr den Büffelsteig hinunterfahren und dabei seine Geschwindigkeit testen soll, dann sage ich natürlich dreimal nein.
Wenn mich jedoch jemand fragt, ob er an einem Wochentag um 7 Uhr früh den Gaisberg-Wanderweg ausprobieren darf, dann bin ich der Letzte, der sagt, das soll er auf keinen Fall tun. Es wäre einfach unrealistisch, dies strikt zu verbieten, da es kaum Alternativen gibt. Und die Leute fahren ja trotzdem, auch wenn es illegal ist.
Wenn du einen Wunsch zum Thema Mountainbike freihättest, wie würde dieser lauten?
Mein Wunsch wäre, dass ich und wir als Community – angefangen bei meinem Sohn und meiner Frau bis hin zu jedem, der gerne Rad fährt – dies auch legal direkt vor der Haustür tun könnten. Dass es ein Miteinander auf dem Berg gibt und der Unterschied nicht darin besteht, ob man Wanderstiefel trägt oder Reifen unter sich hat, sondern dass alle die Natur gemeinsam genießen können und dass es ein entsprechendes Setup dafür gibt.
Ob das durch Gesetzesänderungen im größeren Stil oder durch Einzelvereinbarungen geschieht, ist mir relativ egal, der Outcome wäre wichtiger. Dass ich nicht verstohlen hinter mich schauen muss, ob mich jemand sieht, wenn ich mal wieder einen Wanderweg fahre, den ich ohnehin regelmäßig benutze.
(Quelle: salzburg24)