Nach der ernüchternden 0:3-Niederlage beim Auftakt gegen Sparta Prag haben sich die Salzburger selbst in eine schwierige Ausgangslage manövriert. Doch Trainer Pep Lijnders sieht den anstehenden Druck als Privileg und Herausforderung: "Den größten Druck legen wir auf uns selbst, wie wir spielen wollen, wie wir Dominanz kreieren wollen. Druck ist ein Privileg. Wir haben es uns selbst erarbeitet, hier zu sein. Aber wir müssen die Leistung bringen, niemand wird das für uns erledigen", erklärte der Niederländer am Montag in der Pressekonferenz.
Für Szenenapplaus sorgte der vom FC Liverpool ausgeliehene Stefan Bajcetic. Der Mittelfeldspieler konnte am Montagnachmittag seine Schuhe nicht finden und kam deshalb zu spät zum Training (siehe Video unten). Das hatte natürlich eine Geldstrafe zur Folge. "Das werden einen Tag vor dem Spiel um die 500 Euro sein", verriet Lijnders schmunzelnd auf Nachfrage von SALZBURG24. Die gesamte Mannschaft freute sich sichtlich und bedankte sich artig beim 19-jährigen spanischen Jugendnationalspieler. Das Geld kommt der Mannschaftskasse zugute und wird für einen gemeinsamen Ausflug verwendet.
Sieg gegen Brest fast schon Pflicht
Zurück zum Sportlichen: Die Salzburger wissen, dass drei Punkte gegen Brest fast schon Voraussetzung sind, um realistische Chancen auf das Weiterkommen zu haben und den Traum weiterleben zu lassen. "Die anderen Teams müssen Angst haben, hierher zu kommen und gegen uns zu spielen, weil wir ein sehr starkes Team sind. Wir spielen zu Hause und müssen dieses Spiel gewinnen", sprach Salzburgs derzeit bester Akteur, Oscar Gloukh, Klartext. Rund 20.000 Karten bei 30.000 verfügbaren Plätzen wurden bis Montagmittag verkauf, gab der Klub bekannt.
Während Brest im Auftaktspiel gegen Sturm Graz einen Sieg einfuhr, enttäuschte die Mannschaft in der heimischen Liga bisher und rangiert auf dem 13. Platz. Die Generalprobe misslang ihnen im Auswärtsspiel bei Auxerre mit einer 0:3-Niederlage.
Trainer Eric Roy hat sein Team angehalten, eine passende Antwort auf die bisherigen Rückschläge zu geben. "Ich erwarte in den nächsten Spielen Antworten", so der Coach. Das physisch starke Team zeichnet sich durch eine flexible Spielweise aus, insbesondere durch gefährliche zweite Bälle nach Flanken und Standardsituationen sowie den Sturmtank Ludovic Ajorque.
Salzburger "All-in-Performance" gegen Debütanten
Lijnders warnt vor einem starken Gegner: "Sie haben einige Waffen", betonte er und fügte hinzu: "Wir müssen sie respektieren, wie sie angreifen und wie sie direkt spielen. Auch bei Flanken und Standardsituationen ist Brest gefährlich. Aber wir freuen uns darauf, ihnen Probleme zu bereiten."
Die Motivation bei den Salzburgern gegen den Champions League-Debütanten ist groß. Nach Zu-Null-Siegen im Cup bei der Wiener Viktoria (4:0) und in der Liga gegen Austria Wien (2:0) wollen die Bullen an das zuletzt gezeigte Leistungsniveau anknüpfen. "Ich möchte dasselbe Level von Einsatz, Fokus, Wut und Verlangen sehen wie im letzten Spiel", unterstrich Lijnders. Für den Salzburger Trainer ist klar: Am Dienstag braucht es eine "All-in-Performance".

Auf die Frage, wo Lijnders Brest im Vergleich zu den anderen sieben Gegnern wie Leverkusen, Paris Saint-Germain, Real Madrid und Atlético Madrid einordnet, wich der 41-Jährige aus: "Sie sind letztes Jahr in Frankreich Dritter geworden. Jede Mannschaft, die es in die Champions League geschafft hat, hat es verdient. Sie haben große individuelle Qualität.
Pep Lijnders: "Will elf Spieler, die mit Herz spielen"
Mittelfeldspieler Mads Bidstrup soll nach seiner längeren Erkrankung laut Lijnders noch nicht fit für die volle Spielzeit sein. Der Coach fordert daher in Abwesenheit des Führungsspielers von dem restlichen Team Verantwortung zu übernehmen: "Sie müssen in der gleichen Weise denken. In einer perfekten Welt hätten wir elf Leader auf dem Platz. Ich weiß immer, dass das nicht der Fall ist. Ich will aber elf Spieler, die die Initiative ergreifen. Ich will elf Spieler, die Verantwortung übernehmen. Ich will elf Spieler, die mit Herz spielen."
Leandro Morgalla, der als Außenverteidiger gesetzt sein wird, sieht das Spiel als besondere Herausforderung: "Es ist das Wichtigste, dass man sich auf das Spiel freut und den Druck ausschaltet", erklärte der Verteidiger. Mit Samson Baidoo könnte ein weiterer Defensivmann wieder zur Mannschaft stoßen. Der Österreicher ist nach seiner Waden-Verletzung auf dem Weg der Besserung. "Es schaut ganz gut aus", betonte Lijnders.
Bullen wollen "wie ein Tabellenletzter verteidigen"
Die Salzburger müssen gegen die Franzosen ihre Chancen von Anfang an konsequent nutzen. "In der Champions League wird man bestraft, wenn man Momente anbietet", sagte Lijnders. "Wir müssen gut sein, fast perfekt, um ihnen Probleme zu bereiten." Er verweist auf die erfolgreichen Quali-Spiele im August gegen Twente Enschede und Dynamo Kiew: "Da waren wir wie Scharfschützen, wir haben sie bestraft. Morgen müssen wir verteidigen, als ob wir Tabellenletzter wären und wir müssen wie ein Top-Team angreifen."
Mit einer wohlüberlegten Taktik und intensiver Spielweise wollen die Salzburger am Dienstagabend den Grundstein für einen erfolgreichen Königsklassen-Auftritt legen. Am Sonntag wartet bereits der nächste Kracher in der Liga gegen Meister Sturm Graz. Bei diesem soll auch Mittelfeld-Stütze Maurits Kjaergaard seine Rückkehr feiern. Davor soll aber der dringend benötigte erste Sieg in der Champions League her.
Gegen Brest rechnet die Salzburger Polizei mit rund 19.000 Fans in Wals-Siezenheim. Die Franzosen planen mit "wenigen hundert Fans" am Spieltag von 16 bis 17 Uhr einen Fußmarsch vom Martin-Luther-Platz (Taxham) zum Stadion. Dadurch dürfte es im Verkehr zu Verzögerungen kommen, wies die Exekutive in einer Pressemitteilung hin.
Mögliche Aufstellungen
Salzburg: Blaswich - Morgalla, Piatkowski, Blank, Dedic - Capaldo, Gourna-Douath, Nene - Daghim, Konate, Gloukh
Es fehlen: Terzic, Fernando (beide Muskelverletzung im Oberschenkel), Kjaergaard (nach Bänderverletzung im Sprunggelenk), Guindo (Mittelfußverletzung), Kawamura (Knieverletzung)
Fraglich: S. Baidoo (Wadenprobleme)
Brest: Bizot - Lala, Chardonnet, Coulibaly, Amavi - Camara, Fernandes, Magnetti - Del Castillo, Ajorque, Sima
Es fehlen: Locko (Achillessehnenanriss), Lees-Melou (nach Wadenbeinbruch)
Fraglich: Le Cardinal (nach Erkrankung)
(Quelle: salzburg24)