Kein Champions-League-Fixplatz

Titellos! Red Bull Salzburgs verkorkste Saison

Hartberg (blau) empfing Red Bull Salzburg am Sonntag zum vorletzten Bundesliga-Saisonspiel.
Veröffentlicht: 19. Mai 2024 19:38 Uhr
Red Bull Salzburg verpasst die Titelverteidigung und wird ab sofort für unbestimmte Zeit als Vizemeister bezeichnet. Ein seltenes Gefühl für den verwöhnten Ex-Serienmeister. Wie kam es dazu, dass Sturm Graz die Wachablöse nach über einer jahrzehntelangen Dominanz am Sonntag perfekt machte?

Horror-Monat April, desolate Auftritte gegen krasse Underdogs und Turbulenzen auch abseits des Fußballplatzes: Die Formkurve bei Red Bull Salzburg zeigte zuletzt stark nach unten. Sturm Graz stieß den ehemaligen Seriensieger am letzten Spieltag endgültig vom Thron und krönt sich im dramatischen Showdown zum Meister und Double-Sieger.

Die Bullen müssen als Vizemeister den beschwerlichen Weg durch die ungeliebte Qualifikation bestreiten. Ein Verpassen der Königsklasse hätte gravierende Folgen: Rund 20 Millionen Euro weniger fixe Einnahmen und keine Topduelle gegen die besten Teams Europas.

"Zunächst einmal Glückwunsch an den Sturm Graz zur Meisterschaft. Ich freue mich über den Prozess, aber bin natürlich auch extrem enttäuscht darüber, dass es jetzt nicht der Titel geworden ist. Der Klub selber ist natürlich extrem privilegiert gewesen die ganzen letzten Jahre, mit den Titeln und mit den Siegen", resümierte Salzburg-Trainer Onur Cinel.

Dass der starke Titelaspirant aus Graz den ehemaligen Serienmeister eingeholt hat, lag nicht nur an der Qualität und Konstanz der Steirer, sondern auch an der löchrigen Abwehr der Bullen. Und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.

18 Salzburger Gegentore in neun Spielen

Die Bullen haben innerhalb eines Monats einen Vorsprung von fünf Punkten auf Verfolger Sturm Graz verspielt – insgesamt hatte die Mannschaft von Christian Ilzer ganze acht Zähler auf den Liga-Giganten gut gemacht. In neun Spielen kassierten die Bullen nicht weniger als 18 Gegentore – das ergibt einen Schnitt von zwei Treffern pro Partie.

Allein gegen Austria Klagenfurt kassierte der gestürzte Liga-Gigant sechs Treffer und verlor damit drei wichtige Punkte gegen den vermeintlich schwächsten Gegner der Meistergruppe. Dann kam in der entscheidenden Phase der nächste tiefe Rückschlag gegen Rapid Wien (0:2). Das junge Team offenbarte im Titelrennen große Schwächen in der Defensive.

Sturm schnappt Salzburg Meistertitel weg

Sturm Graz schnappt Red Bull Salzburg in einem hochdramatischen Titel-Showdown den Meistertitel weg. Die zehnjährige Dominanz endet trotz eines Schützenfestes der Bullen mit einem 7:1 (3:1) im …

Dabei war die Rückwärtsbewegung der Trumpf: Das Team um Ex-Trainer Gerhard Struber stellte im Herbst einen Liga- und Vereinsrekord in der Bullen-Ära auf. Denn mit nur zwölf Gegentoren kassierten die Salzburger in den vergangenen 19 Spielzeiten zu diesem Zeitpunkt der Saison nie weniger. Das änderte sich dann schlagartig.

Salzburger Gegentore seit April

  • Sturm Graz (eins)
  • Rapid Wien (eins)
  • LASK (eins)
  • Austria Klagenfurt (zwei)
  • Austria Klagenfurt (vier)
  • Sturm Graz (zwei)
  • Rapid Wien (zwei)
  • Hartberg (eins)
  • LASK (eins)

In der Meistergruppe, in der die Siege – anders als im Grunddurchgang – wirklich drei Punkte zählen, haben die Bullen vier Zähler weniger als Meister Sturm geholt. Die Grazer heimsten 17 Punkte ein. Drei Niederlagen mussten die Salzburger in der Meistergruppe heuer einstecken – so viel wie seit der Punkteteilung davor insgesamt.

Im April verspielten die Bullen einen Fünf-Punkte-Vorsprung. "Wir haben in dem Zeitraum Punkte gelassen, Sturm Graz hat in diesem Zeitraum Punkte gelassen. Woran es jetzt genau gelegen hat, wo man es verloren hat, das ist schwer zu sagen. Ich kann nur von meinen fünf Wochen sprechen und sagen, dass wir vielleicht noch besser hätten performen können, wenn wir von Anfang an eine höhere Positionsdisziplin gezeigt hätten, wenn wir von Anfang an noch mehr als Mannschaft aufgetreten wären", erklärte Bullen-Interimstrainer Onur Cinel.

Als Red Bull Salzburg letztmals nicht Meister wurde...

Das Titel-Abo von Red Bull Salzburg neigt sich dem Ende zu. Mit Sturm Graz kann erstmals nach elf Jahren ein anderer Klub in Österreich am Sonntag beide Titel abräumen. SALZBURG24 kramt in der …

Doch die Probleme beim Ex-Dominator haben ihren Ursprung noch vor dem Saisonstart. Als Matthias Jaissle wenige Tage vor dem ersten Liga-Duell das Weite suchte und sich für ein Abenteuer in Saudi-Arabien entschied, starteten die Turbulenzen.

Anzeige für den Anbieter Kavedo über den Consent-Anbieter verweigert

Bis auf Daniliuc spielten die anderen beiden Neuverpflichtungen keine große Rolle. Während Horn die etatmäßige Nummer eins, Alexander Schlager, im Endspurt vertrat, soll Blank in der kommenden Saison seine Einsatzzeiten erhalten.

Salzburg-Bosse setzen mit Pepijn Lijnders auf Red Bull-Neuling

Mit Pepijn Lijnders präsentierte "Noch"-Meister Red Bull Salzburg am Mittwoch einen neuen Cheftrainer, der ab der kommenden Saison das Fußball-Spektakel zurück an die Salzach bringen soll. Beim …

Bis auf Pavlovic, Oscar Gloukh, Alexander Schlager (zum besten Liga-Tormann gewählt) und dem Liga-Torschützenkönig Karim Konate zeigten die meisten Bullen über weite Strecken nicht ihre erforderlichen Qualitäten, um die Titelverteidigung zu ermöglichen.

Ohne Punktehalbierung: Bullen wären Meister

Der Modus der Fußball-Bundesliga ist Sturm Graz beim Gewinn des Meistertitels zugute gekommen. Ohne die nach dem Grunddurchgang vorgenommene Punktehalbierung wären die Steirer mit Red Bull Salzburg punktegleich gewesen, aber die Bullen hätten in diesem Fall die Nase vorne gehabt – sowohl die Tordifferenz als auch das direkte Duell sprachen für den entthronten Champion.

Wie antwortet Pepijn Lijnders?

Aber auch im Angriff fehlte es zwischenzeitlich an Durchschlagskraft – das wird auch dem neuen Coach Pepijn Lijnders aufgefallen sein. Ein Knipser mit eingebauter Torgarantie hätte wohl auch unter Strubers oder Cinels Regie so manche Baustelle kaschiert.

Dass der Niederländer noch vor dem Titel-Showdown als künftiger Trainer vorgestellt wurde, hatte einen Hintergedanken: Mit der Verpflichtung von Klopps langjährigem Vertrauten soll bei der Kaderplanung einen Impuls auslösen.

Wie die Antwort auf die fünfte titellose Saison (nach 2012/13 2010/11, 2007/08 und 2005/06) in der Bullen-Ära (seit 2005) aussehen wird, wissen wir spätestens nach Ende der nächsten Transferperiode.

Seonbuchner glaubt an Trainer-Effekt bei Kaderplanung

Mit Pepijn Lijnders steht bei "Noch"-Meister Red Bull Salzburg der neue Cheftrainer für die kommenden drei Spielzeiten bereits fest. Die Verantwortlichen rund um Sportboss Bernhard Seonbuchner …

Bildergalerien

Andreas Ulmer lässt seinen Emotionen freien Lauf und vergießt bei seiner Abschiedsrede in Salzburg ein paar Tränen.
Andreas Ulmer wurde von den Fans von Red Bull Salzburg im letzten Saisonspiel gegen den LASK verabschiedet.
Andreas Ulmer wurde von Red Bull Salzburg im letzten Saisonspiel gegen den LASK verabschiedet.
Red Bull Salzburg (weiß) schießt gegen den LASK in 36 Minuten drei Tore – die Linzer eines.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken