"Die Zeichen stehen auf Normalisierung, auch wenn wir von einem Normalzustand noch sehr weit entfernt sind. Wir können nun zumindest wieder agieren und nicht nur reagieren, wie es gestern der Fall war", sagte in der Früh Katastrophenschutzreferent Markus Kurcz im Gespräch mit der APA. Die Prognosen auf Beruhigung seien eingetreten, "die Pegelstände gehen überall zurück, teilweise sogar stark."
Vermisste nach Murenabgängen
Immer noch werden im Pinzgau zwei Personen vermisst, und zwar ein Bauer, der mit seinem Traktor in einen Bach gestürzt war, und eine Frau, die mit einem Auto in einen Bach geraten war. Am Sonntag hatte es bereits ein Todesopfer zu beklagen gegeben: Ein Murenabgang hatte gegen 12.00 Uhr in St. Johann im Pongau drei Arbeiter im Ortsteil Einöden überrascht, sie waren gerade mit Aufräumarbeiten beschäftigt. "Einer der Männer war vorerst vermisst worden. Der 61-jährige Landwirt konnte knapp vor 13.00 Uhr leider nur mehr tot geborgen werden", sagte Polizeisprecher Anton Schentz.
Großes Aufräumen nach Hochwasser gestartet
Im gesamten Pinzgau galt auch am Montag Katastrophenalarm. "Hier beginnt jetzt das planmäßige Aufräumen. Im Lauf des Tages werden rund 330 Bundesheer-Kräfte und zwei Bundesheer-Hubschrauber die Hilfsmannschaften unterstützen", kündigte Kurcz an. Der Bezirk war am Montag zumindest über die Gerlos-Mautstraße wieder von Tirol aus zu erreichen, nachdem der Bezirk seit gestern völlig von der Außenwelt abgeschlossen war. Alle wichtigen Straßen- und Bahnverbindungen waren aber weiterhin unterbrochen.
Besonders großen Schaden hat das Hochwasser für die Salzburger Landwirtschaft angerichtet. "Was ich von den Fernseh-Bildern sagen kann, so glaube ich, dass man etwa im Saalachtal von einem Totalschaden für die betroffenen Bauern sprechen kann. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was einem passieren kann", sagte am Montag Franz Wieser, der Sprecher von Agrar-Landesrat Sepp Eisl (V), zur APA. Eine erste Schadensabschätzung finden Sie HIER.
300 Soldaten in Salzburg im Einsatz
In Salzburg sind die Assistenzzüge des Jägerbataillons 26 aus Spittal an der Drau, des Militärkommandos Salzburg und des Gebirgskampfzentrums aus Saalfelden im Einsatz. Zusätzlich sind Pioniere aus Kärnten eingetroffen. Insgesamt werden in Salzburg 300 Soldaten und vier Hubschrauber eingesetzt. Die Hauptaufgabe des Bundesheeres ist es, die zivilen Einsatzkräfte zu unterstützen, um die Straßen von Vermurungen freizubekommen und die betroffenen Gebiete wieder zugänglich zu machen.
„Land unter“ in Oberndorf
Etwas entspannt hat sich inzwischen auch wieder die Lage in der Stille-Nacht-Gemeinde Oberndorf im Flachgau, wo die Salzach erst in der Nacht auf Montag den Höchststand erreicht hatte. Dort standen weite Teile des Ortes unter Wasser. Es wurde versucht, dieses wieder in die Salzach zurückzupumpen, erst dann könne auch mit den Kellern begonnen werden, sagte der Leiter des Krisenstabes des Landes. Kurcz erwartet dort aber auch noch einige Umwelt-Einsätze durch Öl, das aus Heizkesseln getreten ist. Montagnachmittag waren die Aufräumarbeiten in Oberndorf bereits voll im Gange.
Hüttau nach Hochwasser evakuiert
Schwer betroffen war auch die Pongauer Gemeinde Hüttau, wo gestern 104 Personen evakuiert werden mussten. Eine Mure hatte dort Häuser beschädigte und Fahrzeuge mitgerissen. Zahlreiche Personen wurden in ihren Häusern vom Wasser eingeschlossen. Sie mussten mithilfe eines Hubschraubers und von der Feuerwehr geborgen werden. Eine 66-Jährige wurde von den Erdmassen getroffen und mit schweren Verletzungen vom Roten Kreuz ins Krankenhaus Schwarzach gebracht. In dieser Gemeinde sollen heute rund 40 Soldaten die Einsatzkräfte unterstützen.
Weitere Muren und Hangrutschungen möglich
Erst nach und nach könne man jetzt beginnen, das genaue Ausmaß der Schäden zu erheben und mit den notwendigen Maßnahmen zu beginnen, sagte Kurcz. Weitere Murenabgänge und Hangrutschungen seien bei Starkregen aber immer noch möglich.
Saalachstraße weggerissen: Hauptgasleitung betroffen?
Dramatische Situation indes an der Saalachstraße in der Stadt Salzburg: Wie berichtet hat das Hochwasser zwischen der Grenzbrücke Freilassing und der Red Bull Academy die Uferböschung massiv ausgekolkt. Wie Roman Kloiber von der städtischen Wasserrechtsbehörde berichtet, sind mittlerweile rund 200 Meter Straße an der Rechten Saalachzeile weggerissen. Das Problem: Unter der Straße befinden sich eine Hochdruck-Hauptgasleitung, die die Versorgung bis in den Pinzgau sicherstellt, sowie ein Hauptkanalsammler des Reinhalteverbandes.
Kloiber: „Es besteht die Gefahr, dass die Leitungen brechen. Alle Leitungsträger wurden verständigt. Techniker sind unterwegs und werden – voraussichtlich am frühen Nachmittag und gesichert von der Berufsfeuerwehr – zu den Leitungen hinunter gelassen werden können. Ziel ist, sie zu stabilisieren. Dazu sind aber noch intensive Vorarbeiten nötig. Für Anrainer besteht keine Gefahr.“
Strecke Salzburg-Kufstein unerbrochen
Die Korridorstrecke Salzburg-Kufstein ist laut Aussagen der Deutschen Bahn voraussichtlich eine Woche unterbrochen, informierten die ÖBB. Daher wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Die erste Abfahrt in Salzburg erfolgt am Montag um 17.50 Uhr, die erste Abfahrt in Kufstein um 20.00 Uhr, jeweils am Bahnhofsvorplatz.
A8 bis Donnerstag gesperrt
Laut bayrischer Polizei wird die A8 zwischen München und Salzburg wegen der Überschwemmungen an der Anschlussstelle Grabenstädt (Landkreis Traunstein) voraussichtlich bis Donnerstag in beide Richtungen gesperrt bleiben. Die Asfinag informierte darüber, dass die Lkw-Sperre ab dem Grenzübergang Walserberg bis mindestens Donnerstag aufrecht bleibt. Die staatliche Autobahnholding appellierte an den Schwerverkehr, die Umfahrung über Passau zu nutzen und die Grenzsperre auf der Westautobahn (A1) bei Walserberg nicht abzuwarten.
In Salzburg selbst war der Pinzgau am stärksten betroffen. Gesperrt waren unter anderem folgende Hauptverbindungen: die B155 an der Grenze zu Freilassung, die B159 beim Pass Lueg sowie die B168 und die B311 bei Bischofshofen, Taxenbach und Lofer. Weiterhin unpassierbar nach einem Murenabgang war auch die B99 bei Hüttau.
Alle Fußgängerstege wieder offen
Entwarnung im Innenstadtbereich: Alle Fußgängerstege sind wieder offen. Rund 150 Mitarbeiter des Straßen- und Brückenamtes sind aktuell mit der Feststellung und Absicherung potentieller Gefahrenstellen (Straßenunterspülungen etc.) beschäftigt. Wo möglich, werden Begleitwege und Unterführungen bereits gereinigt und Geländer wieder aufgestellt.
Pegelstände in Salzburg
Der Hydrographische Dienst gab am Montagvormittag den neueseten Stand der Hochwassersituation in Salzburg bekannt:
Die Niederschläge im Einzugsgebiet von Salzach und Saalach haben in der Nacht aufgehört, in den nächsten 48 Stunden ist mit keinen weiteren intensiven Niederschlägen zu rechnen.
Die Pegelstände der Saalach , Salzach und deren Zubringer zeigen fallende Tendenz und liegen schon unter den Warngrenzen (kleiner HQ5). Die Abflusssituation entspannt sich.
(S24.at/APA)
Links zu diesem Artikel:
- Alle Infos zum Hochwasser
- ÖBB-Schäden in Millionen-Höhe
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(Quelle: salzburg24)

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