In den 119 Gemeinden im Bundesland wird am Sonntag gewählt. In der Stadt Salzburg treten acht Listen zur Wahl an. Dabei geht es den kleineren, das sind FPÖ, NEOS und "Die SALZ", vor allem um die Mehrheiten im Gemeinderat. Wir haben die drei Spitzenkandidaten befragt, welche Pläne sie in der Landeshauptstadt verfolgen und wie sie die Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen wollen.

Paul Dürnberger: FPÖ-Spitzenkandidat mit "gesunder Wut im Bauch"
Mit Paul Dürnberger geht die FPÖ mit einem neuen Gesicht in den Wahlkampf in der Stadt Salzburg. Der 28-Jährige wurde im September als Spitzenkandidat präsentiert und übernahm daraufhin die Stadt-FPÖ von Dominic Maier. Im Interview mit SALZBURG24 führt er sein junges Alter als großen Vorteil an, "da ich so voller Dynamik und Tatendrang die großen Zukunftsthemen unserer Stadt angehen kann." Und was muss ein guter Bürgermeister für die Stadt Salzburg mitbringen? "Eine gesunde Wut im Bauch über Ungerechtigkeiten und Missstände. Nur das verschafft einem den nötigen Antrieb, um sich tagtäglich und unermüdlich für die Bürger einzusetzen."
Die Freiheitlichen wollen in der Stadt Salzburg den Schulterschluss mit der Bevölkerung suchen und den einheimischen Bürger in den Mittelpunkt stellen. Außerdem sei man immer dazu bereit, sachorientiert Politik zu betreiben und das Gespräch mit allen anderen Parteien zu suchen. In den nächsten zehn Jahren soll nach Ansicht Dürnbergers die Stadt wieder lebenswerter werden. Das soll bedeuten: "Die derzeitigen massiven Kostenbelastungen beim Wohnen müssen abgebaut und die Sicherheit auf den Straßen durch die Präsenz einer Stadtwache erhöht werden." Zudem müsse die Verkehrsmisere durch eine Aufwertung und einen Ausbau der Öffis gelöst werden.
Als konkretes Ziel formuliert der Freiheitliche eine Verdoppelung der Mandate und den Einzug in die Stadtregierung. Und wer kommt in die Stichwahl? "Alles ist möglich. Es wird eine sehr spannende Wahl, da die politische Situation in der Stadt äußerst dynamisch ist. Das Wichtigste ist, dass wir es schaffen, die Wahlbeteiligung wieder zu steigern und den Bürgern zu zeigen, dass Veränderung nur mit uns möglich ist", so Dürnberger.
Lukas Rupsch geht für neu formierte NEOS ins Rennen
Für die Salzburger NEOS folgte, nachdem sie im Vorjahr aus dem Salzburger Landtag geflogen sind, eine Zeit der Selbstreflexion und Aufarbeitung. Nun haben sich die Pinken in der Stadt Salzburg rund um Spitzenkandidat Lukas Rupsch neu formiert. Der Unternehmer ist bereits seit 2016 bei den NEOS, war bis zuletzt aber eher im Hintergrund tätig. "Durch die Landtagswahl ist bei uns vieles ins Rollen gekommen. Viele haben überlegt, ob sie weitermachen. Leute sind von allen Seiten an mich herangetreten und haben mich gebeten, den Neustart zu begleiten", erzählt Rupsch im S24-Interview. Der 40-Jährige habe für sich entschieden, nicht mehr länger zuschauen zu wollen und aktiv zu werden.
Im Wahlkampf machen die Pinken vor allem den Leerstand in der Stadt Salzburg zum Thema. Aber auch beim Thema Wohnen, der Kinderbetreuung und dem Dauerbrenner Verkehr gebe es viel zu tun. In der Landeshauptstadt prangert Rupsch den Stillstand an, in den nächsten Jahren solle Salzburg zu einem "modernen Lebensraum für die Salzburgerinnen und Salzburger werden. Wir brauchen das Angebot und die Museen, aber die Stadt sollte kein Museum sein. Wir haben in der Politik sehr viele Kräfte, die alles nur bewahren wollen", sagt Rupsch und schielt dabei in Richtung Christoph Ferch von "Die Salz", der das anders sieht.
Dass die Stadt finanziell gut dasteht, sei "vielleicht ein Abschiedsgeschenk des Bürgermeisters. Am Ende ist aber im Planungsressort und beim Öffi-Verkehr nichts weitergegangen", so Rupsch weiter. Eine Gemeinsamkeit haben die Pinken aber mit "Die Salz" – beide wollen im Gemeinderat das Zünglein an der Waage sein. "Aufgrund der Mehrheiten nach der Wahl denke ich, dass die kleineren Fraktionen wichtiger werden." Das erklärte Ziel, die zwei Mandate im Gemeinderat zu halten, sei die Unterkante für die NEOS. Vorwiegend gehe es darum, den Negativtrend zu stoppen, sich zu stabilisieren und mittelfristig wieder zu wachsen.
Christoph Ferch, das selbsternannte Kontrollorgan
Mit einer Bürgerinitiative, die sich gegen eine umfassende Neugestaltung des Rehrl-Platzes stellte, gelang Christoph Ferch mit der "Liste Salz" (nun nur noch "Die SALZ", Anm.) im Jahr 2014 der Einzug in den Gemeinderat. Daraufhin musste der Quereinsteiger erst einmal die politische Arbeit kennenlernen. "Ich war Lehrling. Nach dieser Lernphase, die so etwa zwei Jahre gedauert hat, habe ich festgestellt, dass ich mit meiner Stimme gar nicht so viel anfangen kann, wie ich mir das gedacht habe, weil die Mehrheitsverhältnisse unter Schaden (damaliger Bürgermeister, Anm) noch andere waren", gibt Ferch im Interview mit SALZBURG24 Einblick.
Dem 65-Jährigen liegt vor allem der Schutz des Weltkulturerbes Salzburg auf dem Herzen, sein Fokus ist auf Bauprojekte in der Stadt Salzburg gerichtet. Im Interview nennt Ferch die Sterneckstraße als Beispiel. Die hätte seiner Ansicht nach zu einem Boulevard ausgebaut werden können, hätte man sich für eine geschlossene Bebauung mit 17 Metern Höhe entschieden. Im unteren Teil wäre Platz für Gewerbe, darüberliegend könnten Wohnungen errichtet werden. "Dann brauchen wir nicht die zwei vorhandenen Hochpunkte mit 42 Metern und haben noch immer hunderte Wohnungen mehr, weil wir mit dieser Unordnung aufgeräumt haben."
Im Wahlkampf setzt "Die SALZ" auf die Punkte Schützen, Bewahren und Kontrollieren. Die Stadt solle vor Spekulanten geschützt werden, außerdem fordert Ferch mehr Wohnraum anstatt "teurer Prestigeprojekte", wie etwa dem S-Link. Kritisch äußert sich der "Altstadtbewahrer" auch zu den Neubauplänen des Festspielhauses, das seiner Ansicht nach zu groß ausfällt. Für den 65-Jährigen wäre bei der Wahl am Sonntag sogar das Bürgermeisteramt denkbar: "Ich könnte mich sehr wohlfühlen, aber dazu müsste ich bei einer großen Fraktion andocken. Und ich bin ein Freigeist, Klubzwang – das kann ich nicht", so Ferch abschließend.
(Quelle: salzburg24)