Aufgrund der extremen Regen- und auch Schneemengen hat Geosphere Austria vor Überschwemmungen und Murenabgängen gewarnt. In höher gelegenen Regionen kann es zu Schneebruch mit Problemen auf Verkehrswegen und bei Stromverbindungen kommen. Der Niederschlag hat sich von Donnerstag auf Freitag vom Süden auf den Osten Österreichs und auf die Alpennordseite verlagert. Die Wetterlage sei der Klimaerwärmung geschuldet. Eine Entspannung ist erst am Dienstag in Sicht.
Verregnetes Wochenende steht Salzburg bevor
Am Samstag regnet es laut Geosphere Austria am meisten im Gebiet von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland über Oberösterreich, den Großteil von Salzburg und der Obersteiermark bis zum Tiroler Unterland. Am Sonntag klingt nach aktuellem Stand der Prognose der Regen im Westen Österreichs ab, während es im Norden und Osten weiter regnet, zeitweise auch stark.
Am Montag liegt der Schwerpunkt des Regens im Gebiet von Wien und Eisenstadt bis Salzburg. In Summe kommen nach Angaben der Meteorologen von Freitag bis Dienstag im Großteil Österreichs verbreitet 100 bis 200 Millimeter Regen zusammen. Ein Millimeter entspricht einem Liter pro Quadratmeter. Stellenweise sind es auch um die 300 Millimeter und mehr, besonders im Berg- und Hügelland von Nieder- und Oberösterreich.
Ungewöhnlich große Niederschlagsmengen
Derartige Regenmengen sind sehr ungewöhnlich. "Zum Beispiel kommen 100 Millimeter Regen innerhalb von drei Tagen in Wien statistisch gesehen alle zehn Jahre vor, 150 Millimeter alle 50 Jahre und 200 Millimeter alle 150 bis 200 Jahre", sagte Klimatologe Alexander Orlik. "Am Nordrand der Alpen kommen große Regenmengen häufiger vor. Zum Beispiel ist in Waidhofen an der Ybbs die statistische Wiederkehrzeit für 100 Millimeter Regen in drei Tagen drei bis vier Jahre, für 150 Millimeter 15 Jahre und für 200 Millimeter 70 bis 75 Jahre."
Auf den Bergen schneit es nach den Hitzetagen zum ersten Mal. In Summe kommen vor allem im Gebiet vom Kaisergebirge bis zum Hochschwab ein bis zwei Meter Neuschnee zusammen. Von Donnerstag auf Freitag hat es an der Wetterstation Rudolfshütte in den Hohen Tauern (2.320 Meter Seehöhe) innerhalb von 24 Stunden 60 Zentimeter geschneit. "Das ist an dieser Wetterstation die größte Neuschneemenge in einem September seit Messbeginn im Jahr 1980", so Orlik. Die Schneefallgrenze liegt Freitag und Samstag zwischen 800 und 1.200 Metern Seehöhe. Kurzfristig kann es aber bis in noch tiefer gelegene Täler schneien. Am Sonntag wird es etwas milder und die Schneefallgrenze steigt ein wenig. "Dass der Schnee unterhalb von 1.000 Metern Seehöhe liegen bleibt, wie das derzeit in einigen Regionen der Fall ist, kommt Mitte September statistisch gesehen nur alle acht bis zehn Jahre vor", sagte Klimatologe Orlik.
Welche Teile Salzburgs betroffen sind
Der Schnee bindet die großen Niederschlagsmengen, daher erwarten die Fachleute aus derzeitiger Sicht bei den großen Gewässern keine erheblichen Probleme. Allerdings bringt der viele Neuschnee auch Lawinengefahr, warnt das Land Salzburg am Freitag in einer Aussendung. Laut Katastrophenschutz erwarten uns am Wochenende in Salzburg 70 bis 100 mm Regen pro Quadratmeter sowie ab einer Seehöhe von 800 Metern Schnee mit Lawinengefahr. Ab 1.200 Metern Seehöhe sei mit "erheblichen Neuschneemengen" zu rechnen. Schwerpunkt des Niederschlags werde rund um den Hochkönig sein sowie im Bereich Tennengau und südlicher Flachgau. Kaum betroffen dürfte der Lungau sein. Im Oberpinzgau beispielsweise erwarten die Expert:innen rund 50 mm Regen pro Quadratmeter. Kleinere und lokale Überflutungen wie auch Erdrutsche und Steinschläge sind möglich.
Die größeren Gewässer werden voraussichtlich teilweise die Meldegrenzen erreichen. In der Stadt Salzburg war der Pegelstand der Salzach am Freitagvormittag noch nicht beunruhigend hoch.
Das Land empfiehlt, Regenwasser-Einlaufschläuche zu säubern und Fenster auf oder unter Erdniveau zu schließen. Außerdem solle auf Aufenthalte im Wald sowie auf Bergtouren verzichtet werden. Vorsicht sei außerdem im Straßenverkehr geboten.
Warnung vor Muren und Überschwemmungen
Die großen Regenmengen der nächsten Tage können Muren und Überschwemmungen verursachen und allgemein Behinderungen im Straßen- und Bahnverkehr. Durch den Schneefall in höheren Lagen können Äste abbrechen und Bäume umstürzen, was zu Problemen auf Verkehrswegen und bei Stromleitungen führen kann, warnte Geosphere Austria. Auf höher gelegenen Verkehrswegen ist zeitweise mit winterlichen Verhältnissen zu rechnen.
Der Wind ist Freitag, Samstag und Sonntag in vielen Regionen stark bis stürmisch, vor allem in der Osthälfte Österreichs, mit Windspitzen bei 80 km/h, in exponierten Lagen und auf den Bergen auch darüber.
Vb-Wetterlage Ursache für große Niederschlagsmengen
Die großen Regen- und Schneemengen werden derzeit von einer Wetterlage verursacht, die in der Fachsprache Vb-Wetterlage (gesprochen: "Fünf b") genannt wird. Eine Vb-Wetterlage liegt vor, wenn ein Tiefdruckgebiet vom westlichen Mittelmeer über Italien, Österreich und Ungarn nach Polen zieht. Vb-Tiefdruckgebiete bringen im Großteil Österreichs flächig viel Niederschlag. Oft verursachen sie auch Hochwasser. Vb-Tiefdruckgebiete entstehen, wenn von Norden her kalte Polarluft über die Alpen strömt und auf die warme Luft über dem Mittelmeer trifft.
Vb-Wetterlagen reagieren auch auf die Klimaerwärmung. "Die Zahl der Vb-Wetterlagen schwankt stark, in den letzten Jahrzehnten gibt es keinen eindeutigen Trend in der Häufigkeit. Aber: Die 50 stärksten Niederschlagsereignisse in Zusammenhang mit Vb-Wetterlagen in den letzten Jahrzehnten zeigen einen Anstieg der Niederschlagssumme am Alpennordrand von rund 20 Prozent bei einer Zunahme der Häufigkeit von 13 Prozent", erklärte Marc Olefs, Leiter der Klima-Folgen-Forschung an der Geosphere Austria. "Durch das Fortschreiten des menschengemachten Klimawandels wird sich die durchschnittliche Position des Polarjets weiter in Richtung Norden verschieben, wodurch die Bildung von Vb-Wetterlagen langfristig benachteiligt wird. Andererseits erhöht sich in einer wärmeren Atmosphäre das Wasserhaltevermögen, dadurch können die einzelnen Ereignisse intensiver ausfallen."
(Quelle: salzburg24)