Zu viele Fahrzeuge auf zu wenig Platz: Die Situation auf den Straßen im Salzburger Zentralraum ist für viele Menschen derzeit wenig zufriedenstellend. Vor allem in der Landeshauptstadt muss man mit Stau rechnen, zu den Hauptverkehrszeiten und bei Regen wird dann oft jeder Meter vorwärts zum Triumph. Ein neues Gesamtverkehrskonzept für die betroffenen Regionen, das am Freitag vorgestellt wurde, soll Abhilfe schaffen. Eine tragende Rolle darin spielt – wie erwartet – der S-Link. Singulär betrachtet mache dieser aber „wenig bis gar keinen Sinn“, betont Verkehrslandesrat und LH-Stv. Stefan Schnöll (ÖVP). Er müsse „flankiert werden von weiteren Maßnahmen“. Welche das sein sollen, erfahrt ihr bei uns.
Kleinere Bahnprojekte sollen S-Link ergänzen
Wie bereits bekannt, soll die umstrittene teils unterirdisch geführte Lokalbahnverlängerung ergänzt werden durch weitere Bahnprojekte wie die Stiegl- und die Messebahn. Letztere wolle man in weiterer Folge bis zum Flughafen oder sogar bis nach Wals-Siezenheim (Flachgau) weiterführen, kündigt Schnöll an. Auch eine Machbarkeitsstudie für eine Königsseebahn wurde in Auftrag gegeben. Im Gespräch ist außerdem, eine Schienenverbindung bis zur aktuell stillliegenden Ischlerbahn zu schaffen.
Begegnungszone zwischen Neutor und Museumsplatz
Im Zuge der Verkehrsstrategie soll auch an den bestehenden Öffis geschraubt werden, erklärt Salzburgs ressortzuständige Stadträtin Anna Schiester (Bürgerliste). Aktuell sei der Anteil der Öffentlichen in Sachen Mobilität sinkend. Künftig sollen die Menschen aber wieder gerne mit dem Obus oder auf der Schiene fahren. Erreicht werden soll das durch eine Bevorzugung der Öffis gegenüber dem Individualverkehr. Parallel zum S-Link wolle man außerdem an einer Beruhigung an der Oberfläche arbeiten – vor allem in der Innenstadt. Zwischen dem Neutor und dem Museumsplatz etwa ist eine Begegnungszone geplant, wie Schiester im Gespräch mit SALZBURG24 verrät.
Regionalbus-Linien sollen Salzburger Innenstadt ansteuern
Aber würden günstigere Preise nicht reichen, um die Öffis wieder attraktiver zu machen und so mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu bewegen? Nein, meint Johannes Gfrerer, Geschäftsführer des Salzburger Verkehrsverbunds. Es brauche auch Verlässlichkeit und die passenden Angebote. Und der S-Link sei eben das „Herzstück für eine stauunabhängige Erreichbarkeit der Altstadt“. Angesichts des begrenzten Platzangebots in der Stadt sei die einzige sinnvolle Variante für die Lokalbahnverlängerung, zeitweise „im Kellergeschoss zu bleiben“. Dass das Bahnprojekt teuer ist, räumt auch Gfrerer ein. Aber: „Je mehr Äste man einbinden kann, desto höher ist der Nutzen und damit das Kosten-Nutzen-Verhältnis.“
Bei diesen Ästen setzt man im vorgestellten Konzept nicht nur auf Gleise. Auch Regionalbuslinien wolle man weiter in die Stadt hineinziehen, erklärt Gferer. Denn dann gebe es eine Direktverbindung in die Innenstadt ohne den bisher oft notwendigen Umstieg am Hauptbahnhof. Vor allem Gemeinden östlich der Stadt Salzburg wären dann besser an die Stadt angebunden. Details dazu müssen laut dem SVV-Geschäftsführer aber noch zwischen Stadt und Land abgestimmt werden, denn diese Idee funktioniere nur, wenn die Busse auch pünktlich ankommen – wofür es eine Bevorzugung des Öffi-Verkehrs brauche.

Ein befürchtetes Baustellen-Chaos durch den S-Link werde es nicht geben, betont S-Link-Geschäftsführer Stefan Knittel. Man mache alles „soweit wie für so ein Projekt möglich minimalinvasiv“. Auch die Angst vor einer „Stauzone Alpenstraße“ sei unbegründet. Denn dort sei gleich viel Verkehr wie in der Vogelweiderstraße „wo auch teilweise nur eine Fahrspur in jede Richtung vorhanden ist“.
Kosten für Salzburger Verkehrsstrategie noch unklar
An den geschätzten Kosten für die Lokalbahnverlängerung (2,2 Milliarden Euro für die aktuell angedachte Variante) habe sich wegen des großzügigen Risikoaufschlags bisher nichts geändert. „Aber je später wir anfangen, desto teurer wird es“, so Knittel mit Verweis auf die Inflation. Was all die geplanten Begleitmaßnahmen für den S-Link kosten werden könne man hingegen noch nicht konkret sagen. Schnöll erwartet sich zumindest bei den Schienenprojekten Unterstützung vom Bund. Das sei immerhin auch bei der Pinzgaubahn gelungen und die 50-Prozent-Finanzierung für den S-Link bereits zugesagt.
Unklares vor der im November anstehenden Bürgerbefragung gibt es dennoch. Denn nach wie vor ist nicht eindeutig, wo genau die Trasse des S-Links verlaufen wird. Ziel sei aber auf jeden Fall, hier noch vor dem 10. November Klarheit zu schaffen, betont Knittel. Auch die Standorte der Haltestellen sollen bis dahin fixiert werden. Was passiert, wenn die Bevölkerung dem S-Link eine Absage erteilt – diese Frage bleibt offen. Bis zu einem gewissen Grad seien alle vorgestellten Maßnahmen voneinander abhängig, betont Schnöll. Man kann zwar auch nur Einzelnes umsetzen, in Kombination mit den Schienen macht laut dem Verkehrslandesrat aber alles „einfach mehr Sinn“.
(Quelle: salzburg24)