Unterschätzte Gefahr

So reagiert ihr richtig beim Badeunfall

Veröffentlicht: 21. Juli 2023 13:15 Uhr
Sonne, Strand und Badespaß – was für die Allermeisten von uns eine unbeschwerte Zeit bedeutet, endet in manchen Fällen leider auch tragisch. Denn Zwischenfälle an Badeseen, Flüssen oder im Schwimmbad gehören in den warmen Sommermonaten dazu. Wie ihr Risiken minimieren könnt und was ihr bei einem Ernstfall notwendig ist, haben wir für euch zusammengefasst.

Meist passiert es lautlos und unbemerkt: Der tödliche Badeunfall. Bis dato sind heuer mehr als 20 Menschen in ganz Österreich ertrunken – im Land Salzburg sind zuletzt zwei Männer am Wolfgangsee und Wallersee ums Leben gekommen.

Ehrenamtliche an Salzburgs Gewässern

"Viele aufeinanderfolgende Hitzetage führen zu mehr Einsätzen", bestätigt Markus Gewolf von der Salzburger Wasserrettung kurz vor dem "Tag gegen das Ertrinken" gegenüber SALZBURG24. "Bis auf den tragischen Sonntag mit den beiden Toten ist es bei uns im Land bislang recht ruhig." Insgesamt 170 Einsätze mit einem Aufkommen von rund 3.000 Stunden verzeichnete die Wasserrettung bisher im heurigen Jahr. Zum Vergleich: 2022 gab es insgesamt 262 Einsätze, davon waren 79 akute Alarmeinsätze. Vom Pflaster picken über Sonnenstiche bis hin zu Suchaktionen, Sturmeinsätzen und Badeunfällen sind die Tätigkeiten für die Ehrenamtlichen vielfältig. 22 Ortsstellen der Wasserrettung mit rund 655 aktiven Mitgliedern sind quer durchs Bundesland verteilt. "Die Arbeitgeber im Land Salzburg sind zum absoluten Großteil sehr verständnisvoll", betont Gewolf. Am Zeller See kümmert sich übrigens der Arbeiter-Samariter-Bund um die Sicherheit.

Lautloser Tod im Wasser

Jedes Jahr sterben bis zu 50 Menschen in den österreichischen Gewässern. Schließlich kann in hierzulande jede:r Fünfte zwischen fünf und 19 Jahren nur unzureichend oder gar nicht schwimmen. Den absoluten Großteil davon (80 Prozent, Anm.) machen Fünf- bis Neunjährige aus. Ertrinken ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache bei Kinderunfällen, informiert das Rote Kreuz.

 

Kleinkinder ertrinken meist lautlos, weil sie ihren Kopf nicht über Wasser halten können. Sie gehen einfach unter. Und das kann auch unbemerkt in einem Schwimmbecken passieren, wo viele andere Menschen sind. Kleine aufblasbare Planschbecken oder die heimische Badewanne können mit einer Tiefe von wenigen Zentimetern ebenso zur tödlichen Falle werden. Daher sollten Kinder niemals aus den Augen gelassen werden und in unmittelbarer Nähe bleiben.

Hitze, Alkohol und Kreislauf

Und es sind beileibe nicht nur Kinder, Nichtschwimmer:innen oder unsichere Wassersportler:innen, die in Not geraten: Neben Kreislaufproblemen ist oft Alkohol im Spiel. Denn ist der Unterschied zwischen Luft- und Wassertemperatur zu groß, kann durch den plötzlich stark ansteigenden Blutdruck ein Herzinfarkt ausgelöst werden. Richtiges Abkühlen vorm Baden gehen ist das Um und Auf. Wer den ganzen Tag im Bad oder am Strand verbringt, sollte kleine und fettarme Mahlzeiten essen. Außerdem sollte weder mit einem vollen noch mit einem ganz leeren Magen ins Wasser gegangen werden.

 

Und keinesfalls kopfüber in unbekanntes Gewässer springen, denn jedes Jahr führen solche "Köpfler" zu schwersten Verletzungen und enden für einige Patient:innen mit bleibender Lähmung, schildert der ÖAMTC.

Die häufigsten Ursachen für Badeunfälle

  • Fehlende oder unzureichende Schwimmfähigkeiten und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten
  • Übermüdung und Erschöpfung
  • Plötzliche Muskelkrämpfe oder gesundheitliche Probleme, wie ein Herzinfarkt im Wasser, können zum Badeunfall führen.
  • Alkohol- oder Drogenkonsum vor oder während des Schwimmens beeinträchtigen die Urteilsfähigkeit und motorischen Fähigkeiten
  • Unbekanntes Gewässer: Strömung, Wassertiefe und -temperaturen bergen Gefahren
  • Mangelnde Aufsicht: Wenn Personen – insbesondere Kinder – unbeaufsichtigt im Wasser sind, steigt die Gefahr von Badeunfällen erheblich. Vor allem Kleinkinder sollten in unmittelbarer Nähe der Eltern bzw. Aufsichtspersonen bleiben
  • Wetter: Plötzliche Wetterveränderungen, wie Sturm und Gewitter, können zu gefährlichen Situationen führen und Schwimmer in Gefahr bringen.

Was ihr im Ernstfall tun könnt

Bereits nach wenigen Minuten unter Wasser kommt es zum Atem-Kreislauf-Stillstand. Maximal drei bis fünf Minuten kommt das Gehirn ohne Sauerstoff aus, danach kann eine dauerhafte Schädigung nicht mehr ausgeschlossen werden. Daher ist es wichtig, sofort zu handeln, den Notruf 144 zu wählen und andere Personen auf den Notfall aufmerksam zu machen. Andernfalls gilt das als unterlassene Hilfeleistung.

"Jeder muss dann für sich selbst entscheiden und abwägen, ob man zur Hilfe ins Wasser springt", sagt Gewolf. Eigenschutz stehe vor Fremdschutz. Der oder die Ertrinkende sollte dann mit einem Auftriebskörper geholfen werden – andernfalls besteht die Gefahr, von der in Not geratenen Person selbst unter Wasser gezogen zu werden und damit selbst in eine lebensbedrohliche Situation zu kommen.

Atmet die aus dem Wasser gezogene Person nicht mehr normal, muss an Land umgehend mit den Wiederbelebungsmaßnahmen mit Herzdruckmassage und Beatmung begonnen werden – und zwar bis die Rettungskräfte eintreffen. Die rasche Hilfe entscheidet letztlich über Leben oder Tod. Nach jedem Badeunfall muss die oder der Betroffene auf jeden Fall zur Beobachtung ins Krankenhaus.

Schwimmen lernen schon als Kind

"Wer die Baderegeln befolgt, dem steht ein unbeschwerter Badeausflug nichts im Weg", mahnt Gewolf zum Einhalten jener Punkte, die bei den Schwimmkursen gelehrt werden, die bekanntlich in Schwimm- bzw. Freibädern stattfinden. Die geringe Anzahl an Schwimmbädern im Land Salzburg sei allerdings ein Problem, sagt Gewolf. Nicht grundlos würden nahezu alle verfügbaren Schwimmkurse aus den Nähten platzen. Weniger Schwimmbäder würden im Umkehrschluss mehr nicht schwimmende Menschen bedeuten. Und wer als Kind nicht richtig schwimmen gelernt hat, der sei im restlichen Leben am, auf und im Wasser eher gefährdet.

Das Salzburg-Wetter am Wochenende verspricht vor allem am Sonntag beste Bedingungen für einen Ausflug ans kühle Nass. Mit einem Blick auf die Baderegeln steht euch einem sonnigen Tag am Wasser hoffentlich nichts mehr im Weg.

(Quelle: salzburg24)

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