Besetzte Hörsäle gab es in Salzburg zuletzt 2009 im Rahmen der "Uni brennt"-Proteste, die Missstände an den Österreichischen Hochschulen aufzeigen sollten. In Anlehnung daran haben die Klima-Aktivist:innen von "Erde brennt" seit dem frühen Mittwochabend drei Räume der Uni Salzburg blockiert. Diesmal geht es aber nicht nur um Bildung, sondern "ums Überleben", wie zwei Aktivist:innen zuvor im Gespräch mit SALZBURG24 erklärten. Rektor Hendrik Lehnert unterstützt das Anliegen der Studierenden, wie er am Donnerstagnachmittag mitteilte.
Salzburgs Uni-Hörsäle werden besetzt
"Wir wollen Probleme ansprechen, die jede:n betreffen", so "Erde brennt"-Aktivistin Zora. Zwar sei das Bewusstsein für den Klimawandel bei vielen Menschen schon vorhanden, die Bereitschaft für wirkliche Veränderungen fehle aber nach wie vor. "Es ist noch nicht angekommen, dass dieses Problem nur gesamtgesellschaftlich zu lösen ist", stellt die Studentin fest. "Wir rennen auf eine Klimakatastrophe zu", ergänzt ihr Kollege Max. Er habe deshalb Angst vor der Zukunft. Durch die Besetzung der Hörsäle wolle man einen Weg aus der "Klimastarre" zeigen und "den Raum öffnen für Diskurs" – innerhalb und außerhalb der Universität.
Ausstieg aus fossiler Energie gefordert
Dazu richten die Klimaschützer:innen konkrete Forderungen an Stadt und Land Salzburg, die Bundesregierung und auch an die Uni selbst. Kernpunkt: "Jetzt aus den fossilen Energien aussteigen." Denn auf diese seien die aktuellen Krisen – Klima, Krieg, Teuerung – zurückzuführen. "Die Teuerungen ziehen uns das Geld aus den Taschen", klagt Zora an. "Immer mehr Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihr Leben bezahlen sollen. Der größte Treiber hinter dieser Inflation sind die hohen Gaspreise." Über diese finanziere man den russischen Angriffskrieg in der Ukraine mit.
Mehr Konsequenz bei Klimazielen
Stattdessen müsse aber der Ausbau der Erneuerbaren in Salzburg vorangetrieben werden, findet "Erde brennt". Bei den Klimazielen sei außerdem mehr Konsequenz nötig. "Bisher passierte, wenn die Ziele verfehlt wurden, einfach nichts", so Max. Stattdessen würden sie häufig einfach nach unten hin angepasst. Es brauche deshalb Mechanismen, "die verhindern, dass Verfehlung der Klimaziele in Zukunft ignoriert werden können."
Weitere Forderungen der Aktivist:innen:
- An die Stadt Salzburg: Ausbau der Radwege, Autofreie Innenstadt, mehr Begrünung
- An das Land Salzburg: Kostenloser Öffi-Verkehr, Klimaneutralität bis 2040
- An die Bundesregierung: Umsetzung der Forderungen des „Klimarats“, ermäßigte Mehrwertsteuer auf klimafreundliche Produkte
- An die Uni Salzburg: Mehr Fokus auf Klima in der Lehre, täglich vegane Mahlzeiten in der Mensa
Rektor unterstützt Anliegen der Aktivist:innen
Im Unipark Nonntal haben seit gestern Abend gegen 19 Uhr rund 55 Personen drei Hörsäle in Beschlag genommen, die Hälfte davon hat auch dort übernachtet. "Wir haben bereits mit den Studierenden gesprochen und unterstützen ihre Anliegen", erklärte der Rektor der Universität Salzburg, Hendrik Lehnert, am Donnerstag im APA-Gespräch. Derzeit laufe alles sehr entspannt, am Abend werde er an einer Podiumsdiskussion mit den Besetzerinnen und Besetzern teilnehmen. "Der Lehr- und Prüfungsbetrieb ist aktuell nicht betroffen, es fällt auch nichts aus." Man könne in andere Räume ausweichen, was freilich für Organisationsaufwand sorge. Wie sich die Situation entwickeln wird, könne man momentan nicht abzuschätzen. "Ich gehe aber nicht von einer wochenlangen Besetzung aus. In keiner Weise sind Blockaden oder Räumungsmaßnahmen angedacht."
Uni-Betrieb gewährleistet?
Dass sie mit ihrer Aktion den Uni-Betrieb beeinträchtigen könnten, befürchten die Klimaschützer:innen nicht. Man habe an den Fakultäten offen Werbung für die Aktion gemacht, das Rektorat habe demnach Bescheid gewusst und sich vorbereiten können. Sachbeschädigungen soll es keine geben. "Wir werden uns nicht ankleben und nichts kaputt machen", versichert Zora. Das haben die rund 30 Mitglieder der Gruppe im Konsens beschlossen. Stattdessen sind Vorträge für Interessierte und eine "Küche für alle" geplant – im Sinne des Klimaschutzes natürlich vegan.
"Erde brennt" ist Teil der internationalen Bewegung "End fossil: Occupy", die von Oktober bis Dezember Hörsäle überall auf der Welt besetzt und einen Ausstieg aus fossiler Energie fordert.
(Quelle: salzburg24)