Fabio Ingolitsch ist nicht nur der jüngste Cheftrainer in der Vereinsgeschichte von Altach, sondern zählt auch zu den jüngsten Bundesliga-Trainern (abgesehen von Interimslösungen) seit der Liga-Gründung 1974. Seine Vorgänger waren der damals 30-jährige Hannes Winklbauer (Austria Salzburg/1980), Josef Schneider (31/FC Kärnten) und Co, die in derselben Liga einstiegen.
Bei seiner Premiere in der höchsten heimischen Liga wird der Bischofshofener (Pongau) 32 Jahre und 192 Tage jung sein. Zum Vergleich. Salzburgs Ex-Trainer Matthias Jaissle, der in Saudi-Arabien derzeit vor dem Aus stehen soll, war bei seinem Debüt 33 Jahre und 109 Tage alt.
„Das Alter spielt für mich keine Rolle“, betont Ingolitsch gegenüber SALZBURG24. „Ich fokussiere mich darauf, das Beste aus der Mannschaft herauszuholen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der jeder gerne arbeitet und sich weiter entwickeln kann.“ Bereits im Alter von 29 Jahren stellte das Trainertalent einen Rekord auf, als er als Jüngster in Österreich die höchste Trainerlizenz im Fußballgeschäft erwarb.
Fabio Ingolitsch trainiert jüngeren Bruder Sandro
Eine weitere spezielle Konstellation bietet sich in der Zusammenarbeit mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Sandro, der als Rechtsverteidiger zum Stammpersonal der Vorarlberger gehört. „Ja, für mich ist das ganz klar getrennt“, erklärt Ingolitsch. „Auf dem Platz bin ich der Trainer, abseits davon bin ich sein Bruder.“ Diese seltene Trainer-Spieler-Dynamik fügt dem ohnehin spannenden Debüt eine zusätzliche persönliche Note hinzu. Auch Sandro hat Bullen-Vergangenheit. Der 27-Jährige kickte sechseinhalb Jahre für die Salzburger und vor seinem Wechsel für den FC Liefering.
Fabio Ingolitsch coachte seit Sommer die U21 des FC Zürich, davor betreute der aus der Red-Bull-Trainerschmiede stammende Salzburger in der Saison 2022/23 den FC Liefering. In der 2. Liga erhielt er zum erstem Mal in seiner aufstrebenden Karriere sportliche Rückschläge, als er mit den Jung-Bullen bis zum Saisonende gegen den Abstieg spielte.
Die Chance, in jungen Jahren einen Bundesligaverein trainieren zu dürfen, nehme der Bischofshofener demütig an, erklärte der 32-jährige Ingolitsch bei seiner Vorstellungspressekonferenz. „Der Wert Demut muss in uns allen verankert sein, in der Mannschaft und im Verein. Wir wissen, welcher Klub wir sind und woher wir kommen“, sagte Ingolitsch. „Gleichzeitig steckt in Demut auch Mut drinnen. Wir dürfen uns nicht kleiner machen als wir sind“, schwebt ihm künftig „mehr Agieren als Reagieren“ am Platz vor.
Neuanfang in Altach
Ingolitsch zeigt sich begeistert von der freundschaftlichen Atmosphäre beim Abstiegskandidaten Altach. „Die ersten Tage waren wirklich sehr angenehm. Ich bin hier super angekommen und finde, dass Altach ein sehr familiärer Verein mit vielen herzlichen Menschen ist“, so Ingolitsch. Auch die Zusammenarbeit im Trainerstab gestalte sich positiv.
Kein Platz für Altach-Urgestein Nuhiu
Während der erste Fokus darauf liegt, sich in das neue Umfeld einzufinden, hat Ingolitsch bereits klare sportliche Entscheidungen getroffen. Der 35-jährige Stürmer Atdhe Nuhiu wird nach 95 Klub-Einsätzen nicht mehr als Spieler fungieren, sondern in den Trainerstab wechseln. „Ich habe ihm gesagt, dass er in meinen Überlegungen keine Rolle spielt und dann haben wir uns in einem offenen und ehrlichen Gespräch darauf geeinigt, dass er ins Trainerteam wechselt.“
Ingolitschs ultimativer Test gegen Red Bull Salzburg
Der Auftakt gegen die kriselnden Salzburger vor seiner eigenen Haustüre wird für den Familienvater zur ersten großen Belastungsprobe. „Es wird ein besonderes Spiel für mich, in Salzburg, meiner Heimat, mein Bundesliga-Debüt geben zu können. Es ist ein stückweit eine Fügung im Leben“, äußert sich Ingolitsch. Obwohl der Vizemeister als unumstrittener Favorit in die Partie geht, sieht der 32-Jährige dies auch als Chance: „Mit uns rechnet niemand und wir können dort nur gewinnen. Wir haben nichts zu verlieren und werden versuchen, Salzburg ohne Angst zu ärgern.“
Die Herausforderung ist nicht zu unterschätzen, doch Ingolitsch bleibt optimistisch. „Wir müssen aktiv spielen und dürfen ihnen nicht zu viel Raum lassen, sonst werden sie uns vor große Probleme stellen“, analysiert er. Seine Vision eines mutigen, modernen Fußballs will er in Altach etablieren, inspiriert von seiner Zeit bei den Bullen: „Salzburg hat mich sehr geprägt. Ich habe dort unheimlich viel gelernt, und ich möchte viele Elemente von dort auch bei Altach umsetzen.“ Vor allem Marco Rose habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen und zählt zu einem seiner Trainer-Idole.
Bundesliga-Wagnis mit Potenzial
Fabio Ingolitsch bringt nicht nur jugendliche Energie in den Verein, sondern auch eine klare Philosophie und Vision. Der Verein hofft, dass dieser frische Wind zu einem sportlichen Aufschwung führen kann. Das Debüt in Salzburg – vor Freunden und Familie – wird sicher ein emotional aufgeladener Moment sein.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Ingolitsch und sein Team die Herausforderungen meistern können. Eines steht jedoch fest: Die Vorfreude und der Enthusiasmus sind groß.
(Quelle: salzburg24)