Wie wird die Antwort von Red Bull Salzburg auf die fünfte titellose Saison (nach 2012/13, 2010/11, 2007/08 und 2005/06) in der Bullen-Ära (seit 2005) aussehen? Diese Frage stellen sich wohl nicht nur die Fans an der Salzach, sondern ganz Fußball-Österreich.
Novum seit acht Jahren: Lijnders ohne RB-Stallgeruch
Einen ersten Vorgeschmack gab der Liga-Krösus noch in der abgelaufenen Saison. Die Bosse setzten für die geplante Rückkehr des Spektakels mit dem Klopp-Vertrauten Pepijn Lijnders nach acht Jahren wieder auf einen Trainer ohne Red Bull-Vergangenheit. "Wir wollen keine Revolution, sondern eine Evolution. Diese Weiterentwicklung trauen wir Pepijn Lijnders, den wir lange beobachtet haben, am meisten zu", sagte Geschäftsführer Stephan Reiter bei seiner Vorstellung.
Welche Zukunftsfrage Jürgen Klopp Lijnders stellte
Richtig loslegen können die neu formierten Bullen am Montag beim offiziellen Trainingsstart. Den Großteil der Mannschaft (ohne EM-Fahrer) hat Lijnders bereits bei den Leistungstests am Samstag kennenlernen können.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Einführung neuer Trainingsmethoden und -strukturen, die Lijnders aus seiner Zeit bei Top-Klubs mitbringt. Er outet sich als Fan des "alten Barcelona-Spielstils", wo der Ballbesitz mit schnellen Zuspielen im Fokus stand.
Sein ehemaliger Weggefährte und Weltstar Jürgen Klopp war mitverantwortlich für seinen Wechsel an die Salzach. "Jürgen hat mich gefragt, was ich suche. Ich habe ihm dann gesagt, dass mein neuer Verein eine starke Akademie haben muss, weil ich jemand bin, der mit jungen Spielern arbeitet und ihnen helfen will, ihr Bestes zu geben. Das ist mein Lebensinhalt. Und ja, kann man sich einen besseren Klub wünschen, wenn es um junge Talente geht, die den nächsten Schritt machen wollen", sagte Lijnders im vereinseigenen Interview.
Mit einer beeindruckenden Karriere bei Liverpool, die ein UEFA Champions League Sieg und ein Premier League Titel umfasst, sind die Erwartungen an ihn und seine Fähigkeit, Salzburg auf das nächste Level zu heben, hoch. Die Vorbereitungsphase des Teams beinhaltet fünf Testspiele und ein Trainingslager in Saalfelden, was zeigt, dass keine Zeit verloren geht, um die Mannschaft auf die bevorstehende Herausforderung vorzubereiten.
"Intensity" – Neuer Salzburg-Trainer ist auch Autor
Lijnders am Steuer verflogt einen klaren, aber anspruchsvollen Plan. Das Schlagwort "Intensität" wird man an der Salzach noch öfters als üblich zu Ohren bekommen. Denn der Neo-Trainer definiert sich durch harte Arbeit. Sein Buch "intensity" gewährt einen Einblick in das Innenleben und Trainingsmethoden des 41-Jährigen.
Beim 41-Jährigen schlugen die Bullen-Bosse eine Kurskorrektur ein und verzichteten auf den eigenen Stallgeruch. Doch nicht nur der "Chef" ist ein Neuer. Auch seine Assistenten müssen den Klub erst kennenlernen.
Viel Lob von Klopp für Salzburgs neue Trainer
Mit dem Portugiesen Vitor Matos wird ein langjähriger Weggefährte Ljinders als Co-Trainer in Salzburg arbeiten. Der von Liverpool scheidende Jürgen Klopp bescheinigte beiden Coaches am Freitag eine "leuchtende Zukunft, das habe ich immer gesagt". "Sie sind unglaubliche Trainer, fantastische Trainer – sie waren die einflussreichsten Trainer, die ich je hatte, weil wir zusammen einen Spielstil entwickelt haben, den ich wirklich liebe."

Zudem ist auch der ehemalige Interimstrainer Onur Cinel Teil von dem neuen Team. Um den Bereich Athletik kümmert sich künftig Andreas Kornmayer (zuletzt FC Liverpool) gemeinsam mit Sebastian Kirchner (seit 2019 im Bullen-Lager).
Das bestehende Spielanalyse-Team wird mit Christoph Kappel verstärkt, der von der eigenen Akademie hochgezogen wird. Florens Koch wird mit der neuen Aufgabe als U18-Coach betraut. Alexander Hauser könnte nach SALZBURG24-Informationen zum Ex-Bullen Matthias Jaissle nach Saudi-Arabien (Al-Ahli) wechseln.
Bullen-Tormanntrainer von Katar eingeflogen
Auch bei den Tormännern wurde alles auf links gedreht. Klub-Legende Herbert Ilsanker wechselt ins Scouting, die Zukunft von dessen Assistent Sebastian Baumgartner ist weiter offen. Der 38-jährige Portugiese Pedro Felipe da Silva Pereira (zuletzt Tormanntrainer bei Al-Sadd in Katar) wird gemeinsam mit dem ehemaligen Bullen-Goalie Eddie Gustafsson (zuletzt in der RB-Akademie) Neo-Schlussmann Janis Blaswich (RB Leipzig) und den derzeit verletzten Alexander Schlager trainieren. Spätestens mit der Leihe von Blaswich wehte der eigene Stallgeruch wieder durch die Mozartstadt.
XXL-Programm: Bis zu 50 Salzburg-Partien möglich
Der XXL-Spielplan von Red Bull Salzburg fordert bereits vor Saisonstart höchste Konzentration und Präzision in der Planung. Der Kalender ist vollgepackt mit neuen Herausforderungen und Chancen.
Die anstehende Saison sieht nicht nur die üblichen nationalen Bewerbe (32 Liga-Duelle), sondern auch eine verstärkte Präsenz bei internationalen Bewerben vor. Entweder in der Champions League (bei gelungener Qualifikation) oder in der Europa League warten heuer acht statt sechs Pflichtspiele. Die zwei zusätzlichen Partien werden im Jänner 2025 über die Bühne gehen.
Ein Highlight der kommenden Spielzeit wird zweifellos die Teilnahme an der FIFA Klub-WM in den USA sein, wo Salzburg als einer von nur 32 Klubs weltweit vertreten ist. Bis zu 50 Partien sind heuer insgesamt möglich.
"Die Planungen für die kommende Saison sind aufgrund der hohen Anforderungen des Spielkalenders inklusive Klub-WM sehr komplex und umfangreich. Wir müssen ganz genau überlegen, wie wir die Phasen zur Vorbereitung bzw. Regeneration nutzen oder welche Kadergröße für das kommende Spieljahr sinnvoll ist. Da kommt viel Neues auf uns zu, auf das wir aber hoch motiviert hinarbeiten", schilderte Sportdirektor Bernhard Seonbuchner.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Die neue Mannschaft steht noch lange nicht fest. Hinter der Zukunft der EM-Fahrer Strahinja Pavlovic (Serbien), Flavius Daniliuc (Österreich) und Luka Sucic (Kroatien) stehen ebenso Fragezeichen wie hinter Oumar Solet, Amar Dedic, Maurits Kjaergaard, Roko Simic und Co.
Zudem hat Lijnders gleich zum Amtsantritt einige Baustellen zu beseitigen. "Zu wenig Positionsdisziplin" und zu wenig Teamgedanke attestierte Cinel der Mannschaft, die den Meistertitel verspielte.
Die Fans und Beobachter dürfen gespannt sein, wie sich diese neue "Pep-Ära" für Salzburg entwickelt und welche neuen Kapitel in der Geschichte des Klubs geschrieben werden.
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(Quelle: salzburg24)