Nach zwei Spieltagen in der Champions-League-Saison ist die Bilanz von Red Bull Salzburg unterirdisch: Null Punkte und kein einziges Tor – eine fatale Ausgangslage, die das Team von Trainer Pep Lijnders schnellstmöglich verbessern muss. Im Heimspiel am Mittwoch gegen den kroatischen Abo-Meister Dinamo Zagreb (im S24-LIVETICKER ab 20.50 Uhr) wollen die Bullen endlich punkten und den Tabellenkeller verlassen. Aber auch das Team von Nenad Bjelica benötigt ein Erfolgserlebnis. Nach der 2:9-Klatsche bei Bayern München reichte es in Kroatien gegen AS Monaco aber zumindest zu einem Remis.
Aktuell belegt Salzburg lediglich Platz 34 von 36 gereihten Teams. Wenn ein Überwintern auf europäischer Bühne gelingen soll, muss ein Sieg her, ansonsten ist die Chance bereits nach drei von acht Spieltagen dahin.
Stotternder Bullen-Motor soll "drei Punkte holen"
Das jüngste Last-Minute-2:1 gegen Altach lässt Trainer Pep Lijnders zumindest hoffen: "Es ist ganz klar. Wir wollen die drei Punkte." Mit großen Ambitionen war Lijnders im Sommer angetreten. Der Saisonstart verlief durchaus erfreulich, das CL-Ticket war nach dem Weiterkommen gegen Twente Enschede und Dynamo Kiew die erste Belohnung.
Anfang September kam das "Werkl" aber ins Stottern, vier Niederlagen in sieben Spielen ließen plötzlich Zweifel aufkommen. An der veränderten Spielausrichtung Lijnders' ebenso wie an manchen Personalentscheidungen. Es folgten viele Analysen und Gespräche im Verein. D erernüchternden Auftritt gegen Altach brachte zwar "kein großes Selbstvertrauen, aber er bringt uns weiter", erklärte Lijnders.
Nicht nur optisch, sondern auch ein Blick auf die UEFA-Statistik offenbart die tiefere Problematik hinter der prekären Situation. Die beiden Niederlagen gegen Sparta Prag (0:3) und Brest (0:4) sind insbesondere deshalb alarmierend, weil sie gegen die nominell schwächsten Bullen-Gegner zustande kamen. Salzburg hat in diesen Begegnungen insgesamt sieben Gegentore kassiert, ohne selbst einen Treffer zu erzielen.
Red Bull Salzburg offensiv viel zu harmlos
Die Offensive von Red Bull Salzburg ist ein zentraler Schwachpunkt. Trotz 104 vorgetragener Angriffe resultierten daraus lediglich 26 Abschlüsse – und nur sieben davon fanden den Weg aufs Tor. Diese enttäuschende Quote zeigt, dass der letzte Pass oder der entscheidende Torabschluss derzeit kaum glückt. Wenn Kreativgeist Oscar Gloukh keinen guten Tag erwischt, findet kaum ein Akteur zündende Ideen. Zudem ist das Team von Lijnders zu sehr von einzelnen Stützen abhängig. Ein Mittel, um offensiv wieder Gefahr auszustrahlen, ist der wiedergenese Maurits Kjaergaard und seine gut getretenen Standards.
Die Hoffnung im Angriff liegt auf Bundesliga-Torschützenkönig Karim Konate. Eine Verletzung bremste den eigentlich zuverlässigen Knipser aus – seitdem lässt er seine Torgefahr viel zu selten aufblitzen.
"Wenn man Champions-League-Spiele gewinnen will, muss man seine Chancen nützen", betonte Salzburgs niederländischer Cheftrainer auf S24-Nachfrage angesichts vieler letztlich fruchtloser Angriffe seines Teams – besonders gegen Brest. "Gegen Brest haben wir viel besser gespielt als gegen Prag. Da waren wir 65 Minuten wirklich mutig, hätten uns ein Tor verdient gehabt", stellte er fest. "Ich glaube wirklich an dieses Team. Aber wir müssen wirklich alles dafür tun, das gesamte Potenzial auszuschöpfen. Wenn wir das tun, dann können gute Dinge passieren."
Große defensive Mängel
Noch besorgniserregender ist die Defensive. Aus insgesamt zwölf gegnerischen Torschüssen resultierten sieben Gegentore, was eine erschreckend hohe Effizienz der gegnerischen Angriffe offenbart. Dieser Wert ist ein klares Indiz für defensive Unzulänglichkeiten. Von den 35 Zweikämpfen, die die Salzburger Verteidigung führte, konnten zudem nur zwölf gewonnen werden – das ergibt knapp 34 Prozent. Dies spricht für eine mangelnde Zweikampfstärke und lässt auch in der Koordinierung und Abwehrarbeit Probleme erkennen.
Vor allem wenn die Salzburger ein hohes Angriffspressing spielen, öffnen sich hinter der Abwehrreihe Räume, die die Salzburger nur schwer zu verteidigen wissen. Dazu gesellt sich noch der Tempo-Nachteil, den Kamil Piatkowski als neuer Abwehrchef aufweist. Sein Innenverteidiger-Kollege Samson Baidoo hofft auf S24-Nachfrage auf den Lerneffekt: "Obwohl ich noch jung bin, glaube ich, dass ich schnell und viel lerne. Ich möchte der Mannschaft Sicherheit geben. Im letzten Spiel stand unsere Verteidigungslinie etwas zu tief, aber wir lernen schnell und sind stets bereit, uns weiterzuentwickeln."
Im Tor wird nach seiner Rückkehr gegen Altach wieder ÖFB-Teamgoalie Alexander Schlager erwartet.
Folgt anderes Champions League-Gesicht?
Zwei Jahre lang wartet Salzburg in der CL vor eigener Kulisse schon auf einen Sieg, der gelang beim 1:0 am 5. Oktober 2022 ebenfalls just gegen Dinamo Zagreb. Lijnders appellierte an seine Truppe, von Beginn an "den Funken überspringen" zu lassen. "Was ich erwarte, ist, dass wir wirklich kämpfen, zusammen und um jeden Ball. Die Leute müssen von Beginn an die Leidenschaft spüren. Unser Pressing und Gegenpressing muss messerscharf sein und unser Spielaufbau mutig."
Um den drohenden kompletten Fehlstart in die Champions-League-Saison abzuwenden, muss Red Bull Salzburg sowohl offensiv als auch defensiv erheblich zulegen. Dabei wird es entscheidend sein, die offensiven Bemühungen effizienter zu gestalten und die gegnerischen Angriffe früher und entschlossener zu unterbinden. Das Spiel gegen Dinamo Zagreb bietet eine Gelegenheit zur Salzburger Trendwende.
Ein Erfolg gegen Zagreb könnte nicht nur den Blick auf die Tabelle verbessern, sondern auch dringend benötigtes Selbstvertrauen zurückbringen. Die Mannschaft steht jedenfalls in der Pflicht, eine deutliche Leistungssteigerung zu zeigen – die Statistik lässt keinen Raum für Zweifel an der Notwendigkeit.
Rund 23.000 Fans werden erwartet, das Spiel wird von der UEFA als Hochrisiko-Spiel eingestuft. Die Polizei erwartet Fanmärsche und den Einsatz von Pyrotechnik.
(Quelle: salzburg24)