Weniger als drei Wochen vor der Bürgerbefragung zum S-Link am 10. November, bei der rund 250.000 Wahlberechtigte aus dem Flachgau, Tennengau und der Stadt Salzburg über die Zukunft des Salzburger Verkehrsprojektes abstimmen, melden sich nun gesammelt Altpolitiker:innen aus Salzburg zu Wort. „Nicht als Altpolitiker, die irgendwie hineingschaftln wollen, sondern als besorgte Bürger treten wir heute gemeinsam vor die Medien“, stellt Gerhard Buchleitner (SPÖ), ehemaliger Vizebürgermeister der Stadt Salzburg und Landeshauptmann-Stellvertreter, ein Personenkomitee gegen den S-Link bei einem Medientermin am Dienstag in der Stadt Salzburg vor.
In dem neu formierten Komitee „Mit Verantwortung für Salzburg“ sitzen auch Heinz Schaden (SPÖ), ehemaliger Bürgermeister der Landeshauptstadt, Ex-Stadtchef Josef Dechant (ÖVP), Erich Marx (Ex-FPÖ-Gemeinderat in der Stadt Salzburg) und die ehemalige Landtagspräsidentin, Margot Hofer (FPÖ).
Als anfänglicher Befürworter des S-Links hält Heinz Schaden von der nun geplanten Version nichts mehr und warnt vor den hohen Kosten. Der Schuldenstand der Stadt verschlechtere sich schon ohne S-Link. Und auch auf Landes- und Bundesebene sei „rigoroses Sparen“ angesagt. „Das Geld für den Unfug ist einfach nicht da“, findet der Ex-Stadtchef klare Worte.
S-Link als „Prestigeprojekt“ mit unbedachten Folgekosten?
Buchleitner sieht im geplanten S-Link ein „Prestigeprojekt“, in das man sich verrannt habe, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Damit spielt er auf „nicht bedachte“ Betriebskosten an. Außerdem warnt er vor steigenden Baukosten und geht dazu eine Wette ein: „Sollte der S-Link errichtet werden, wird er nicht über den Mirabellplatz hinausgehen, weil die Kosten explodieren. Damit werfen wir drei Millionen Euro aus dem Fenster, denn vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz fahren genug Obusse im Zweieinhalb-Minuten-Takt.“
Zu wenig Information über Folgekosten kritisiert auch Erich Marx: „Wartung, Erneuerungen, Reparaturen, Verzinsung der Kapitalaufnahme, Betriebskosten im Allgemeinen – das wird in den Unterlagen nicht erwähnt.“ Aus der Literatur sei bekannt, dass Ausstattungen wie der S-Link einen gewissen Lebenszyklus haben und mit drei bis fünf Prozent der Errichtungskosten für Wartungen gerechnet werden muss, so der Historiker. Deshalb gehe er von bis zu 50 Millionen Euro jährlich an Folgekosten aus, die von Land, Stadt und den Gemeinden ohne Hilfe vom Bund getragen werden müssten.
Verbesserung für nördliche Pendler:innen fraglich
Neben den Kosten hinterfragt Ex-ÖVP-Bürgermeister der Stadt Josef Dechant auch, inwiefern der S-Link tatsächlich „eine Verbesserung für Pendler aus dem Norden“ bringen würde. Dabei beruft er sich auf eine Infobroschüre des Landes, die in dieser Woche 200.000 Haushalten im Flachgau und Tennengau sowie der Stadt Salzburg zugestellt werden soll. Menschen aus Gemeinden wie Mattsee, Thalgau (beides Flachgau) oder Mattighofen (Bezirk Braunau) hätten von der Verlängerung des S-Links gar nichts.
Schwere Schäden an Altstadt-Häusern befürchtet
Von einer „Bedrohung für die Altstadt“ spricht Margot Hofer in Hinsicht auf die unterirdische Trassenführung. Sie befürchtet, dass die Häuser einen Tunnelbau nicht aushalten und diese schließlich leergeräumt werden müssen. Zwei gutachterliche Stellungnahmen hätten gezeigt, dass durch die Grabungen massive Schäden an mehreren denkmalgeschützten Altstadthäusern entstehen könnten. Die S-Link-Projektgesellschaft reagierte darauf bereits Anfang September und betonte: „Die Stellungnahmen beziehen sich auf ein Schreiben aus dem Jahr 1997, seitdem hat sich aber bautechnisch viel getan.“
Der Initiative „die Rettung der rechten Salzburger Altstadt“ zufolge, die die gutachterlichen Stellungnahmen privat in Auftrag gegeben haben, würden sich diese „in keiner Weise“ auf das Schreiben aus dem Jahr 1997 beziehen, sondern den derzeitigen Stand der Planungen und Erkundungen berücksichtigen.
Wie sieht die Alternative zum S-Link aus?
„Ständig hören wir, dass es keinen Plan B gibt. Aber es gibt ja einen“, ist sich das neue Komitee einig und verweist auf die seit 2022 vorliegende Zürcher Verkehrsstudie, die von Stadt, Land und dem Verkehrsverbund in Auftrag gegeben wurde. „Damit können wir die Verkehrssituation um 22 Millionen anstatt um mehr als zwei Milliarden Euro verbessern,“ sagt Heinz Schaden.
In vier Etappen soll das Busnetz von Nord nach Süd und Ost nach West ausgebaut, größere Regionen wie Wals-Siezenheim (Flachgau) besser ins Zentrum verbunden und Takte von bestehenden Bussen verdichtet werden. Also noch mehr Busse auf den bereits verstopften Straßen? „Natürlich geht das nur in Verbindung mit eigenen Busspuren durch die ganze Stadt“, hält Buchleitner fest. Außerdem könne man die Messe- und die Stieglbahn auch „sofort ohne den S-Link“ machen, schlägt Dechant als weiteres Projekt zur Verkehrsentlastung vor.
Junge Befürworter:innen mit Medientermin am gleichen Tag
Am gleichen Tag, nur eineinhalb Stunden später, hat auch die Initiative „Dafür – Zukunft Mobilität“ mit parteiübergreifenden S-Link-Befürworter:innen zum Pressetermin geladen. „Die unterirdische Durchbindung der Lokalbahnstrecke durch die Stadt ist das Herzstück und der Grundstein für eine Verkehrslösung für über 100 Jahre“, sagt Sprecher Leonhard Hartinger. Dass ausgerechnet Ex-Politiker:innen, die „jegliche Chance“ in ihrer Amtszeit für so eine Lösung ungenutzt gelassen haben und sich jetzt dagegen aussprechen, verwundere ihn sehr, heißt es in einer Aussendung.

Zahlen und Fakten zum S-Link im Überblick
- Der S-Link ist die teils unterirdisch verlaufende Verlängerung der Lokalbahn vom Salzburger Hauptbahnhof bis nach Hallein.
- Die geschätzten Kosten für den S-Link liegen zwischen 1,9 und 2,8 Milliarden Euro.
- Bei der Bürgerbefragung am 10. November stimmen rund 250.000 Menschen aus der Stadt, dem Flachgau und dem Tennengau über den S-Link ab.
(Quelle: salzburg24)