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Wie es um Salzburgs Hochwasserschutz steht

Teuerstes Schutzprojekt Österreichs derzeit im Pongau

Der anhaltende Regen und die steigenden Pegelstände treiben vielen Menschen im Land Salzburg derzeit die Sorgenfalten ins Gesicht. Trotz der kräftigen Niederschläge dürfte das Wasser aber nicht über die Ufer treten. Wir haben den Hochwasserschutz unter die Lupe genommen.

Die Niederschläge der vergangenen Wochen haben die Pegel in Salzburgs Gewässern steigen lassen. Der Abstand der Salzach zur Fahrradunterführung unterhalb der Lehener Brücke betrug am Mittwochmorgen weniger als einen Meter. Zudem sind die Schotterbänke fast gänzlich verschwunden.

Doch damit dürfte nun vorerst Schluss sein, denn der Regen hört im Laufe des heutigen Tages auf und ein fast schon frühsommerliches verlängertes Wochenende steht uns bevor – eine Hochwasser-Warnung für Salzburg gab es heuer ohnehin nicht.

Pegelstand Nonntaler Brücke Hydris Online / Land Salzburg
Die Meldegrenze der Salzach an der Nonntaler Brücke wurde am Mittwochmorgen fast erreicht. (Stand: 17. Mai, 13.05 Uhr)

Die Meldegrenzen wurden laut hydrographischer Messdaten – wenn auch teilweise recht knapp – am Mittwoch nirgendwo erreicht.

Erinnerung an Hochwasser in Salzburg

Auch wenn die Lage derzeit keinesfalls bedrohlich ist, viele Salzburgerinnen und Salzburger können sich noch gut an die katastropalen Hochwasser-Ereignisse von 2002, 2005, 2013, 2014 und 2021 erinnern. Mit Ausnahme des Lungaus und der östlichen Tauerntäler wurde das gesamte Bundesland in Mitleidenschaft gezogen. Im August 2002 erreichte die Salzach in der Landeshauptstadt den Pegelstand von 8,30 Metern – es fehlten damals nur zehn Zentimeter bis zur kritischen Marke, ehe die Salzburger Altstadt in weiten Teilen überflutet worden wäre.

Seitdem wurden weit mehr als 750 Millionen Euro in den landesweiten Hochwasserschutz investiert – der Großteil des Geldes ist in den Pinzgau geflossen: Die Hochwasser von 2013, 2014 und 2021 konnten von vielen umgesetzten Schutzmaßnahmen teilweise gebändigt werden. Obwohl die Größe der Ereignisse mit den vorangegangenen vergleichbar war, hätten sie zu geringeren Schadensummen geführt.

Hochwasserschutzbauten am Limit

Eines der Prestigeobjekte im Salzburger Hochwasserschutz ist ohne Frage die 2019 eröffnete Hubbrücke in Mittersill (Pinzgau), die im Ernstfall um bis zu zwei Meter angehoben werden kann. Dazu kommen neben sogenannten Gefahrenzonenplanungen ausgedehnte Retentionsbecken, die durch sieben Meter hohe Dämme gesichert sind. Das Hochwasser von 2021 hat die Schutzeinrichtungen im Oberpinzgau allerdings an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht. Mittlerweile seien die Schutzbauten am Limit angelangt, gab Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) bereits kurz nach dem 2021er-Hochwasser zu bedenken. Im Talboden des Oberpinzgaus seien de facto keine neuen Rückhalteflächen mehr verfügbar, berichteten unlängst die Salzburger Nachrichten (SN).

Wirbel um Bauprojekt in Tauerntälern

In den Tauerntälern sind aktuell Hochwasserschutzbauten geplant, die bei Grundbesitzenden und Naturschutzorganisationen jedoch auf großen Widerstand stoßen. Zwar sehen alle Beteiligten die Notwendigkeit für solche Maßnahmen, die geplanten Retentionsmaßnahmen würden aber laut SN im Widerspruch zu Naturschutzzielen des Bundes, der EU und der für die internationale Anerkennung von Nationalparks zuständigen International Union for Conservation of Nature stehen.

Teuerstes Projekt Österreichs im Gasteinertal

Das aktuell teuerste im Bau befindliche Hochwasserschutzprojekt Österreichs befindet sich derweil im Gasteinertal: Seit Dezember rollen hier die Bagger, bis 2025 soll das Bauprojekt abgeschlossen sein. Ein Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von rund 540.000 Kubikmetern Wasser und die Aufweitung der Gasteiner Ache am Kurpark sollen rund 300 Objekte mit etwa 825 Personen vor einem Hochwasser schützen. Bund, Land und die Gemeinde investieren dafür fast 22 Millionen Euro.

Hochwasserschutz beim Elisabethkai

In der Stadt Salzburg wird der Hochwasserschutz am Elisabethkai auf der rechten Salzachseite seit Mitte April ausgebaut. Die bestehende Mauer wird abschnittsweise zwischen 15 und 30 Zentimeter erhöht. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich bis 9. Juni abgeschlossen sein, wie die Salzburg AG mitteilte.

Angesichts vermehrt auftretender Wetterextreme im Zuge der Klimaerwärmung rechnen die Fachleute auch in Zukunft mit Hochwassern, die eine Gefahr für die Salzburger Bevölkerung darstellen können. Durch die Klimaerwärmung im alpinen Raum kann die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen und Gewitterzellen bleiben länger über dem Bergland hängen. Starkregenereignisse nehmen außerdem tendenziell zu.

Der heuer im März vorgestellte "Masterplan Hochwasserschutz" vom Land Salzburg soll auf zehn Kilometern Länge der Salzach Hochwasserschutz, Naherholungsraum und Naturnähe miteinander vereinen. "Breitwasser statt Hochwasser" lautet das Motto. Profitieren sollen neben der Stadt Salzburg die Flachgauer Gemeinden Anif und Elsbethen.

Salzachplan im Überblick

  • Erhöhung und Neubau von Hochwasserschutz-Mauern und -dämmen
  • Aufweitungen des Flussbettes: mehr Uferstabilität und Platz für Retention
  • Errichtung und Aufweitung von Nebenarmen in der Josefiau, Aigner Au, Salzburg-Süd sowie in Anif und Elsbethen
  • Schotterbänke und Flachwasserbereiche entlang des Salzachufers

Was im Hochwasser-Ernstfall passiert

Derzeit gebe es beim Hochwasserschutz in der Stadt Salzburg keine Reserven mehr, die Systemgrenzen seien laut Bürgermeister Harry Preuner (ÖVP) erreicht. Sollte es tatsächlich zum Hochwasser-Alarm in der Stadt Salzburg kommen, dann greifen die Einsatzkräfte auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück. Die Landeshauptstadt setzt neben den fixen Mauern entlang der Treppelwege auf den mobilen Hochwasserschutz, was erst vergangene Woche bei der großen Hochwasser-Übung geprobt wurde. Solche großangelegten Übungen finden alle zwei Jahre statt.

Die Durchlässe für Straßen, Gehsteige und Zufahrten werden im Ernstfall mit mobilen Metallelementen dicht verschlossen. Das würde auch bei einem 100-jährigen Hochwasser einen zuverlässigen Schutz garantieren, versichert die Stadt Salzburg. Der höchste jemals gemessene Salzach-Pegelstand in der Mozartstadt wurde übrigens beim Hochwasser am 2. Juni 2013 mit 8,51 Metern gemessen.

Mobiler Hochwasserschutz in Salzburg

Die mobilen Elemente, die bis zwei Meter hoch sind und sich situativ nach den örtlichen Gegebenheiten ändern, müssen im Ernstfall binnen kurzer Zeit von der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr installiert werden, erklärt Reinhold Ortler, Kommandant der Berufsfeuerwehr Salzburg, gegenüber S24. Maximal 128 Berufsfeuerleute stehen demnach neben 180 ehrenamtlichen Floriani gleichzeitig im Großeinsatz.

Über den Krisenstab würden in Abstimmung mit dem Land und den Einsatzorganisationen weitere notwendige und verfügbare Kräfte zusammengezogen. "Das hängt von der Situation und den Notwendigkeiten ab", so Ortler. "2013 wurden ja einzelne Brücken gesperrt", erinnert der Berufsfeuerwehr-Kommandant an das vorerst letzte verheerende Hochwasser im Bundesland.

Die Erinnerungen an verheerende Hochwasser in Salzburg sind vielerorts noch lebendig. Die Sturzfluten in der Halleiner Altstadt dürften sich ins kollektive Gedächtnis der heimischen Bevölkerung eingebrannt haben. Wie durch ein Wunder gab es im Juli 2021 keine Todesopfer in der Tennengauer Bezirkshauptstadt.

Salzburgs Einsatzkräfte sind jedenfalls gewarnt und zeigen sich gewappnet, um auch für das nächste Hochwasser gerüstet zu sein.

(Quelle: SALZBURG24)

Aufgerufen am 25.09.2023 um 03:54 auf https://www.salzburg24.at/news/salzburg/salzburger-hochwasserschutz-im-ueberblick-138899821

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