Oft unterschätztes Problem

Salzburgs Schulen im Kampf gegen Cybermobbing

Veröffentlicht: 16. Oktober 2024 09:46 Uhr
Cybermobbing ist ein oft ungesehenes und unterschätztes Problem, das vor allem die Jüngeren unserer Gesellschaft betrifft. Die Folgen können durchaus traumatisch und langwierig sein. Salzburger Schulen begegnen dem Internet-Phänomen auf unterschiedliche Art und Weise.

Cybermobbing nimmt immer weiter zu: Jedes sechste Schulkind ist WHO-Angaben zufolge davon betroffen. Besonders die psychische Gewalt im Internet sei erheblich gestiegen, denn sowohl der Anteil an Opfern als auch an Täter:innen wurde in den vergangenen Jahren größer. Die virtuellen Formen der Gewalt unter Gleichaltrigen nahmen seit Beginn der Corona-Pandemie stark zu, zeigen mehrere Studien.

Was ist Cybermobbing?

Zu Cybermobbing zählen das absichtliche und wiederholte Belästigen, Beschimpfen, Bedrohen oder Bloßstellen einer Person durch digitale Kommunikationsmittel, wie soziale Netzwerke, Messenger-Dienste, Foren oder E-Mails. Hasskommentare zählen auch dazu. Für eine neue Dimension des Cybermobbings sorgen durch Künstliche Intelligenz veränderte Fotos und Videos.

Negative Erfahrungen im Internet

Negative Online-Erfahrungen haben bereits viele Jugendliche gemacht: So hat fast die Hälfte (48 Prozent) schon Beschimpfungen und Beleidigungen am eigenen Leib erfahren, ergab eine Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung. 17 Prozent der österreichischen Jugendlichen waren demnach bereits Opfer von Cybermobbing. 42 Prozent haben es bei anderen beobachtet und jeder Zehnte hat aktiv selbst mitgemacht.

Bei der Salzburger Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) wurden im Vorjahr fast 500 Einzelfälle von Mobbing, Bossing und Cybermobbing gezählt. Die kjia fordert eigene Gesundheitsteams, die aus Sozialarbeitenden, Ärzt:innen und Psycholog:innen, um (Cyber-)Mobbing an Schulen niederschwellig und vorzeitig abzufangen.

Aktionstag an HLWM Salzburg-Annahof

Und die Schulen bleiben nicht tatenlos. Im Rahmen der "Mental Health Days" finden an der HLWM Salzburg-Annahof heute zahlreiche Workshops mit Fachleuten zur psychischen Gesundheit statt. Zwei davon widmen sich dem Thema Mobbing. Über 500 Schülerinnen und Schüler nehmen daran teil. "Das Ziel ist ganz klar die Sensibilisierung", erklärt Vertrauenslehrerin Petra Brandner im SALZBURG24-Gespräch. "Mein Wunsch ist es, dass durch die Workshops Tabus aufgebrochen werden und Hilfe gesucht wird, wenn es einem schlecht geht." Solche Aktionstage wie die "Mental Health Days" brauche es auch deshalb, weil das Thema psychische Gesundheit kein Teil des Lehrplans sei.

Sensibilisierungstraining an Schulen in Radstadt

In Radstadt fand vergangene Woche an zwei Tagen ein Cybermobbing- Sensibilisierungstraining an der BORG statt und diese Woche folgte die Musik-Mittelschule in dem Pongauer Ort. "Cybermobbing wird vor allem von den Älteren unterschätzt und übersehen, ist aber mittlerweile aber stark verbreitet", schildert Projektleiterin Katharina Reichelt von der Radstädter Agentur Cookiebox gegenüber S24. "Die Zehnjährigen kennen sich zwar mit dem Thema Cybermobbing kaum aus, sind aber teilweise schon davon betroffen." In den Workshops für die Kinder und Jugendlichen soll darüber aufgeklärt werden, wie mit Hass im Internet umgegangen werden kann, wie Cybermobbing erkannt werden kann und was es von Kritik unterscheidet – und wo man sich Hilfe suchen kann. "Die meisten Betroffenen trauen sich nicht, etwas zu sagen. Die Sorge ist, dass es dann schlimmer wird. Aber Hilfe zu suchen ist der erste Schritt zu Besserung."

Ob das Sensibilisierungstraining an den beiden Schulen in Radstadt ausweitet wird, steht allerdings noch in den Sternen. "Wir würden gern mehr machen, es gibt dafür aber keine Förderungen und die Schulen bezahlen dafür nicht", sagt Reichelt.

Schwere Folgen durch Cybermobbing

Cybermobbing kann schwerwiegende emotionale und psychologische Auswirkungen auf die Betroffenen haben und ist oftmals schwieriger zu kontrollieren als traditionelle Mobbingformen, weil die Täterinnen und Täter anonym agieren können und die Verbreitung der schädlichen Inhalte rasch und breit erfolgen kann. Der Wohlstand der Eltern habe laut der WHO-Studie übrigens keinen oder kaum einen Einfluss.

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Beispiele für Cybermobbing:

  • Beleidigungen und Beschimpfungen: Gemeine Kommentare oder Nachrichten über das Aussehen, die Persönlichkeit oder andere persönliche Merkmale.
  • Verbreitung von Gerüchten: Lügen oder falsche Informationen verbreiten, um das Ansehen des Opfers zu schädigen.
  • Bloßstellung und Demütigung: Private oder peinliche Informationen oder Bilder veröffentlichen, um die betroffene Person in Verlegenheit zu bringen.
  • Bedrohungen: Einschüchternde oder gewaltverheißende Nachrichten senden.
  • Ausschluss: Bewusstes Ausschließen einer Person aus Online-Gruppen, Chats oder sozialen Netzwerken.
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Manche Mobbingopfer leiden unter Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen. Die Folgen spüren viele Betroffene auch noch Jahre später. Weil junge Menschen bis zu sechs Stunden am Tag online verbringen, könnten selbst kleine Veränderungen der Mobbing-Raten tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden Tausender Menschen haben.

"Wie in jedem anderen Lebensbereich, braucht es auch hier Aufklärung", betont Reichelt. Die Jüngeren dürfen mit ihren Sorgen und Problemen nicht alleine gelassen werden.

(Quelle: salzburg24)

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