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Tempo 80 auf der A1: Umstrittener Testbetrieb startet

Die Tempo-80-Schilder wurden am 12. Februar montiert. Am Donnerstag startet der Testbetrieb.
Veröffentlicht: 19. Februar 2014 18:08 Uhr
Die dreimonatige Testphase der umstrittenen Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h auf Salzburgs Stadtautobahn tritt am Donnerstag in Kraft. Seit Monaten erregt das Thema die Gemüter. Während Initiatorin Astrid Rössler an dem Projekt festhält kommt knallharter Gegenwind aus der Bevölkerung. Eine Chronologie der Ereignsisse:

24. Oktober 2013: Mit ihrem Vorschlag künftig ein Tempolimit 80 auf der Stadtautobahn einzuführen, lässt Astrid Rössler von den Grünen aufhorchen. Mit der Maßnahme soll zwischen Salzburg-Nord und dem Knoten Walserberg künftig für bessere Luft und weniger Lärm gesorgt werden. Hintergrund des Vorstoßes der Umweltreferentin ist die Tatsache, dass die Grenzwerte bei Luftschadstoffen an der zehn Kilometer langen Strecke sowohl nach EU, als auch nach nationalen Regeln überschritten werden.

Der Vorstoß schlägt sofort hohe Wellen: In einem offenen Brief bezieht die Verkehrsplattform „Stau in Salzburg" nun Stellung zum Vorschlag von Landesrätin Rössler. Peter Harlander, Gründer der Verkehrsplattform und Mitglied der Salzburger ÖVP, verweist darauf, dass sich mit Tempo 80 die Fahrzeit gegenüber Tempo 130 um 39,5 Prozent erhöht. Von einem minimalen Fahrzeitverlust sei demnach nicht die Rede, da der Streckenabschnitt laut Harlander nicht isoliert betrachtet werden darf.

25. Oktober 2013: Die neu gegründete Facebook-Gruppe "Gegen Tempo 80 auf der 6-spurigen Autobahn" hatte innerhalb eines Tages nicht weniger als 7.000 Fans. Mittlerweile (Stand: 19. Februar 2014, 18 Uhr) hat die Gruppe bereits über 36.870 Fans. Den Salzburgern dürfte die forcierte 80er-Beschränkung also nicht besonders gefallen.

Das bestätigt auch eine von SALZBURG24 initiierte Umfrage zu dem Thema: 93 Prozent (441 Stimmen) halten eine 80er-Beschränkung auf dem Abschnitt für sinnlos. Lediglich 7 Prozent (33 Stimmen) bewerten die geplante Verordnung als positiv.

30. Oktober 2013: Die Diskussion um Tempo 80 ist nun auch in der Politik angekommen. Während Landes-ÖVP und das Team Stronach den Vorschlag größtenteils unterstützen, kommt Kritik seitens der SPÖ und der Stadt-ÖVP. Die NEOS Salzburg spricht sich klar für ein Tempo 80 auf dem Teilbereich der A1 aus: "Wir sagen JA zu Tempo 80 auf diesem Autobahnstück der A1 zwischen Salzburg Nord und Walserberg, jedoch nur unter der Bedingung, dass auch dieses Teilstück von der Vignette befreit wird," so der damalige Landessprecher Sepp Schellhorn.

3. November 2013: Die Salzburger Verkehrsplattform spricht sich ebenfalls für das Tempolimit aus. Es sei ein „Schritt in die richtige Richtung" für eine Schadstoffreduktion und mehr Lebensqualität der Bevölkerung.

8. November 2013: Die Salzburger Umweltlandesrätin LHStv. Astrid Rössler hat bei einem Informationsgespräch die Notwendigkeit von Tempo 80 auf der Stadtautobahn bekräftigt. Eine Bürgerbefragung zum Thema schloss sie dabei ausdrücklich aus. "Eine Abstimmung braucht Alternativen. Aber Weitermachen wie bisher ist keine Option." Es gehe um die Einhaltung von Schadstoffgrenzwerten und den Schutz der Anrainer, nicht um Bequemlichkeit und Komfort im Verkehr. "Die Alternative zu Tempo 80 könnte nur Fahrverbot heißen."

20. November 2013: Mit einer Fülle von Argumenten legten die Gegner von Tempo 80 auf der Salzburger Stadtautobahn nach. Der eigentliche Verursacher für das Luftproblem sei der städtische Stop-and-Go-Verkehr, so ein Argument von ÖVP-Mann Harlander. Sie berufen sich dabei auf Gutachten, wonach die Grenzwerte nur sehr punktuell überschritten würden.

In einer Aussendung nimmt Rössler zu einigen Argumenten der Tempo-80-Gegner Stellung. Dass bei einzelnen Messstellen in Autobahnnähe bei Stickstoffdioxid die Grenzwerte nicht erreicht werden, sei auf meteorologische und standortspezifische Gegebenheiten – etwa starke Windströmungen in Salzach-Nähe – zurückzuführen. Die Immissionen würden durch die Verpflichtung für Euro-6-Norm-Fahrzeuge ab dem Jahr 2015 langsam abnehmen. "Es wird aber erwartet, dass erst ab 2018 bis 2020 so viele derartige Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, dass die Belastung mit NO2 im Bereich des Grenzwertes liegt. Bis dahin sind jedenfalls Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung notwendig. Inwieweit der technische Fortschritt durch die stetige Verkehrszunahme abgeschwächt wird bleibt noch abzuwarten."

3. Dezember 2013: Erneute Aufregung um Tempo 80 – diesmal ausgelöst durch Bürgermeister Heinz Schaden: Er will die Strafen von Verkehrssündern, die mit der Einführung des Testbetriebs auf 20.000 Euro pro Tag geschätzt werden, von der Stadt nicht einheben lassen. "Das ist verwaltungstechnischer Wahnsinn (...). Wir stocken doch nicht auf Zuruf unser Strafamt mit fünf Posten für gerade mal drei Monate auf. Das ist verwaltungstechnischer Wahnsinn. Abgesehen davon wollen wir dieses Abzockergeld gar nicht haben. Soll es das Land doch selber einheben", wettert der Bürgermeister.

12. Jänner 2014: Tempo-80-Gegner Peter Harlander (Siebenter der Stadt-ÖVP-Liste der anstehenden Gemeinderatswahlen) richtet sich in einem offenen Brief an die Landesregierung. In dem Schreiben wirft er der Landesregierung unter anderem Zurückhaltung relevanter Daten und "russische Verhältnisse" vor.

28. Jänner 2014: Mehr als 36.000 Befürworter zählt die Facebook-Plattform „Gegen Tempo 80 auf der 6-spurigen Autobahn" bereits, und je näher die von LH-Stv. Astrid Rössler geplante Einführung von Tempo 80 auf der Stadtautobahn kommt, desto mehr Autofahrer sprechen sich dagegen aus. Die Gegner basteln an gezielten Maßnahmen. So wird etwa an der Bereitstellung von Info-Material gegen die Verordnung und Autoaufklebern gearbeitet.

Indes spricht sich auch der Verkehrsclub ARBÖ vehement gegen die Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Stadtautobahn aus. "Wir sind für intelligente Lösungen, die ermöglichen, dass der Verkehr mit einer gleichmäßigen und effizienten Durchschnittsgeschwindigkeit fließen kann. Politisches Kleingeld am Rücken der Autofahrer auszutragen ist nicht nur falsch, sondern völlig inakzeptabel", so Dietmar Doloscheski, Landesgeschäftsstellenleiter des ARBÖ Salzburg.

12. Februar 2014: Die ersten Tempo-80-Taferln werden auf der Stadtautobahn auf einem Abschnitt von zehn Kilometern zwischen Salzburg-Nord und dem Knoten Salzburg beim Walserberg für den Probebetrieb montiert. Für die Asfinag entstehe ein Kostenfaktor von 25.000 bis 30.000 Euro, sagt deren Sprecher Christoph Pollinger. Dieser Betrag werde dem Land Salzburg weiterverrechnet, da es sich ja um eine klare Verordnung des Landes handle.

20. Februar 2014: Die umstrittene Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h auf der Salzburger Stadtautobahn tritt für drei Monate in Kraft und endet am 19. Mai zu Mitternacht. Danach wird evaluiert. Noch in der Nacht sind ist die Asfinag unterwegs, um die Tafeln des Tempolimits von 100km/h auf 80 km/h zu wechseln.

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(Quelle: salzburg24)

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