Risse im Bullen-Lager

Fehlender Respekt und Rätselraten mitten in Salzburgs Krise

Pep Lijnders fordert von seiner Mannschaft bei der WSG Tirol eine Reaktion. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 17. Oktober 2024 15:50 Uhr
Die Krise beim FC Red Bull Salzburg hat viele Gesichter. Nicht zuletzt steht der Umgang mit den eigenen Fans und der unbeständige Kurs des Teams im Mittelpunkt der Diskussion. In einer umfassenden Pressekonferenz äußerten sich Trainer Pep Lijnders und Sportdirektor Bernhard Seonbuchner zur turbulenten Phase, die der Verein aktuell durchlebt. Detaillierte Einblicke in die interne Analyse, die während der Länderspielpause stattgefunden hat, suchte man vergebens.

Der 6. Oktober 2024 wird Sturm Graz und Salzburg lange in Erinnerung bleiben. Während sich der Meister aus der Steiermark nach der Heim-5:0-Gala im Schlager in einem Hoch befindet, heißt es beim ehemaligen Seriensieger Wunden lecken und Ursachenforschung für ein Zwischentief unter Coach Pep Lijnders zu betreiben.

Ein unübersehbares Zeichen der Unzufriedenheit kam jüngst von den eigenen Fans. Der neue Salzburger Kapitän Janis Blaswich, auf Leihbasis von RB Leipzig nach Salzburg gekommen, sah sich nach dem ernüchternden 0:4-Debakel in der Champions League gegen Stade Brest massiven Anfeindungen ausgesetzt. Sportdirektor Bernhard Seonbuchner betonte in der Pressekonferenz, dass die Reaktionen auf den Rängen inakzeptabel seien.

"Es geht um Respekt", hob der Sportdirektor hervor und erklärte weiter: "Die Mannschaft hat direkt nach dem Spiel eine Reaktion gezeigt und sich hinter ihren Kapitän gestellt. Aber wir wollen heute mit den Fans sprechen, damit es ein gemeinsames Auftreten gibt." Diese hatten sich nach Spielende nicht im Griff und posaunten "Bullenschweine" in Richtung der eigenen Mannschaft. Das kommt im Fußball-Geschäft in diesem Ausmaß nicht oft vor.

Pep Lijnders: "Es gab Probleme – auch intern"

Die Ernennung des deutschen Goalies zum Kapitän wirbelte viel Staub auf. Trainer Pep Lijnders verteidigte seine Wahl, Blaswich diese Rolle zu geben, und betonte die Wichtigkeit von Erfahrung in einem jungen Team: "Es war die absolut richtige Entscheidung, ihn zum Kapitän zu machen. Wir wollten jemand Neuen, Unbelasteten." Der Niederländer verwies darauf, dass die titellose Saison, bei der er noch nicht im Amt war, ihre Spuren hinterlassen hatte: "Letztes Jahr war für den Klub nicht einfach. Es gab viele Probleme – auch intern."

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Die heftige Kritik von Seiten der Fans nach dem Brest-Debakel hat gezeigt, dass es noch viel Arbeit bedarf, um eine einheitliche Unterstützung von Team und Fans zu gewährleisten. Mit dem organisierten Anhang habe man in der Länderspielpause deswegen das Gespräch gesucht.

Analyse bleibt vage: Raum für Spekulationen

Während Lijnders unter anderem das Fehlen einiger Leistungsträger wie Maurits Kjaergaard, Aleksa Terzic, Mads Bidstrup und Samson Baidoo als Mitgrund für die Krise angab, blieb die genaue Diagnose Seonbuchners vage. Der Sportdirektor berichtete von "intensivem Austausch" in mehreren Gesprächsrunden, getragen von "Selbstkritik". "Was ist von der ersten Saisonphase zur zweiten passiert?", sei das Leitmotiv gewesen, Antworten seien gefunden worden.

"Da sind ein paar Dinge zusammengekommen", sagte Seonbuchner, ohne konkreter zu werden. Die Leistungen vor der Länderspielpause, vor allem jene beim jüngsten 0:5 gegen Sturm Graz bezeichnete er jedenfalls als "nicht akzeptabel". Diese Undeutlichkeit lässt Raum für Spekulationen und Unklarheiten darüber, was genau im Verein derzeit schiefläuft.

Bernhard Seonbuchner: "Fast jede Kritik berechtigt"

Eindeutig ist, dass die Leistung gegen Sturm Graz als nicht akzeptabel eingestuft wird. "Nach so einer Woche ist ja auch fast jede Kritik berechtigt", räumte Seonbuchner ein. Klar ist auch, dass es im Team eine gewisse Verunsicherung gibt, die durch die jüngsten Niederlagen in Champions League und Liga verstärkt wurde. "Mit diesen Gefühlen sind wir in das Spiel gegen Sturm Graz gegangen. Ich wusste, dass wenn es nicht gut gehen würde, dass es bei einem Gegentor richtig schwierig werden würde. Und das hat man gesehen", resümierte Lijnders.

4-3-3 bleibt: Lijnders will Salzburgs Taktik nicht ändern

Was die taktische Ausrichtung betrifft, bleibt der Trainer seiner Linie treu und will am 4-3-3-System festhalten. "Die Taktik bleibt. Aber es ist klar, dass es auf dem Platz Veränderungen geben wird. Wir müssen gemeinsam viel besser verteidigen, den Zusammenhalt finden. Aber eine Veränderung des Systems sorgt für Instabilität", betonte Lijnders. Im Hinblick auf die emotionsgeladenen Fans meinte der 41-Jährige: "Jetzt ist jeder willkommen, um diesem Team zu helfen."

Ein Lichtblick: Jürgen Klopp als Head of Global Soccer

Abseits der Krisenstimmung freut sich Lijnders über eine positive Entwicklung innerhalb der Red Bull-Familie. Mit Jürgen Klopp hat der Verein einen wahren Experten des modernen Fußballs als Head of Global Soccer gewonnen. "Red Bull, unser Sponsor, hat eine Ikone bekommen", sagte Lijnders stolz. Diese Personalie könnte zumindest symbolisch für den Weg nach vorne stehen und der Mannschaft einen neuen Impuls geben.

Red Bull steigt beim FC Paris ein

Red Bull steht vor dem Einstieg in Frankreichs Fußball. Der französische Milliardär Bernard Arnault und der Salzburger Energiedrink-Gigant befinden sich in Übernahmegesprächen mit dem Paris FC.

In den nächsten Wochen wird sich entscheidend, ob der strauchelnde Vizemeister die Kurve bekommt oder weiter in die Krise rutscht. Das kommende Heimspiel gegen Altach gegen Ex-Bullen-Coach Fabio Ingolitsch soll ein erster Schritt in Richtung positive Wende werden. Während Terzic und Kjaergaard wieder retour sind, ist der Einsatz von Amar Dedic (Verletzung im Hüftbeuger) fraglich.

Klar ist, dass sich sowohl teamintern als auch im Verhältnis zu den Fans noch viel ändern muss, um wieder in den "positiven Flow" zu kommen, den sich Seonbuchner und Lijnders für Red Bull Salzburg wünschen. Dabei sind (dominante) Siege das Allheilmittel.

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(Quelle: salzburg24)

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