Dass Red Bull Salzburg mit 38 Zählern die schlechteste Ausbeute seit der Punkteteilung 2018/19 erzielte und dennoch Vizemeister wurde, zeigt, dass keinem österreichischen Fußballteam eine Glanzsaison gelang. Eine Schwächephase der Konkurrenz und eine stabile eigene Meisterrunde lösten für die Bullen im letzten Moment noch das Ticket zur Champions-League-Qualifikation.
"Wollen Spieler mit Charakter und Biss"
Trotz des Trostpflasters nach einer neuerlich verkorksten titellosen Saison sind die Gesichter in Salzburg so lang wie die Liste jener Dinge, die sich ändern müssen. Die Hauptverantwortung tragen Sportchef Rouven Schröder, Trainer Thomas Letsch und Geschäftsführer Stephan Reiter. Der Plan: Der Bullen-Stall gehört ausgemistet. "Wir sind im Kopf schon sehr weit, was Transfers betrifft – auch wenn sich auf dem Markt noch nicht alles bewegt hat. Klar ist: Wir wollen Spieler mit Charakter, mit Biss und mit Identifikation. Gleichzeitig wird es auch auf der Abgabenseite Veränderungen geben", ließ Schröder wissen.
Kaderumbrüche gehören in der Mozartstadt zum Saisonalltag. Dem Vizemeister ein neues Gesicht zu verpassen, wird heuer zur Herkulesaufgabe. Nicht nur die sportliche Qualität soll gesteigert werden, auch charakterliche Tadellosigkeit wird gefordert. Die dürfte zuletzt nicht immer gestimmt haben. Immer wieder war von den Bossen zu vernehmen, dass sie Spieler in der Mannschaft haben wollen, die sich für den Klub den Allerwertesten aufreißen. Zwei titellose Saisonen in Folge, zuletzt völlige Chancenlosigkeit in der Champions League und ein Fußball, der mit dem klassischen Red-Bull-Stil zu oft nur noch wenig gemein hatte, sind ein klarer Auftrag.
Leihspieler von Red Bull Salzburg verlassen Vizemeister
Nur drei Arbeitsverhältnisse laufen im Sommer aus. Die Leihen des wenig eingesetzten Innenverteidigers Maximiliano Caufriez und des vom eigenen Anhang ausgepfiffenen Tormanns Jannis Blaswich, und auch die Zeit von Außenverteidiger Daouda Guindo in Salzburg geht zu Ende. Bei einigen wie dem recht glücklosen Stürmer Petar Ratkov, Außenverteidiger Leandro Morgalla oder Mittelfeldmann Mamady Diambou dürfte sich der Verein, sofern Interesse besteht, gegen einen Abgang nicht in den Weg stellen.
Gleiches gilt für den an die AS Roma verliehenen Mittelfeldakteur Lucas Gourna-Douath. In seinen drei Jahren in Salzburg vermochte der nach wie vor als Bundesliga-Rekordtransfer (rund 13 Millionen Euro) geltende Franzose nicht konstant zu überzeugen. Ein großes und ebenfalls nicht günstiges Missverständnis (ca. 12 Mio.) war auch Flop-Neuzugang Bobby Clark, den der krachend gescheiterte Kurzzeitcoach Pep Lijnders von Liverpool mitbrachte.
Gloukh umworben – Lainer, Krätzig, Kitano neu bei Bullen?
Zum einzig wirklich lukrativen Geschäft in diesem Sommer könnte Dribbelkünstler Oscar Gloukh werden. Rund 20 Millionen Euro verspricht ein diesbezüglicher Deal, zahlreiche Klubs haben Interesse am 21-Jährigen. Es wäre Geld, das zur Finanzierung von Neuverpflichtungen eingesetzt werden kann. Namen kursierten zuletzt einige. Der 32-jährige Ex-Bulle Stefan Lainer (Borussia Mönchengladbach) könnte etwa einer jener sein, die für die geforderte Erfahrung sorgen. Der 22-jährige deutsche Mittelfeldspieler Frans Krätzig von Bayern München, im Frühjahr 2024 an die Austria und aktuell an Heidenheim verliehen. Er würde für die jugendliche Kraft stehen.
Auch ein Engagement des 20-jährigen japanischen Stürmers Sota Kitano von Cerezo Osaka soll gerüchteweise schon weit gediehen sein. Als Quasi-Neuzugang in der Sturm-Reihe um Karim Onisiwo und Yorbe Vertessen gilt indes Karim Konate, der nach einem Kreuzbandriss seit Dezember fehlte. Auch Maurits Kjaergaard steht vor einer zeitnahen Rückkehr.
"Auch wenn man mal einen älteren Spieler dazu nimmt, hat das nichts mit einem Philosophiewechsel zu tun. Die Mischung hat es beim FC Red Bull Salzburg in der Vergangenheit immer gegeben. Es waren immer Ankerspieler dabei, die den Verein getragen haben, die genau wissen, bei welchem Spiel es die Ärmel hochzukrempeln gilt. Die Jungs brauchen Halt", verriet Schröder eines der gesuchten Spielerprofile.
"Keine Touristen" bei Klub-WM
Das Transferfenster wird für die Bullen wegen der Klub-WM von 2. bis 10. Juni zusätzlich geöffnet, beim Turnier in den USA könnte man also schon einen Vorgeschmack auf Salzburg "neu" bekommen. Fraglich ist auch, ob Sommer-Abgänge, zumindest teilweise, in den Staaten noch an Bord sind. "Es wird nicht einfach, den Kader zusammenzustellen", bekannte Schröder und sprach von einem "Erlebnis für uns alle". Coach Letsch möchte die Reise nach Übersee nicht "als Tourist antreten, sondern zeigen, was in diesem Team steckt".
In der darauffolgenden Champions League-Qualifikation und in der Liga zählt dann freilich nur noch der Erfolg.
Red Bull Salzburgs Fahrplan:
- 1. bis 10. Juni: Sonder-Sommertransfenster
- 10. Juni: Team-Zusammenkunft vor Klub-WM
- 11. Juni: Nennschluss Kaderliste Klub-WM
- 13. Juni: Abreise in die USA
- 19. Juni: Erstes Gruppenspiel der Klub-WM gegen Pachuca CF
- 23. Juni: Zweites Gruppenspiel der Klub-WM gegen Al-Hilal
- 27. Juni: Drittes Gruppenspiel der Klub-WM gegen Real Madrid
- ab 1. Juli: Offizielles Sommertransfenster öffnet
- 22./23. Juli: Hinspiel Runde zwei der Champions-League-Qualifikation
- 29./30. Juli: Rückspiel Runde zwei der Champions-League-Qualifikation
- 1./2./3. August: Bundesliga-Auftakt
(Quelle: apa)