Seit über fünf Monaten ist der Spiel- und Trainingsbetrieb in den über 150 Männer-Ligen unter den beiden höchsten heimischen Spielklassen eingestellt. Es droht ein Szenario wie im Vorjahr, als sämtliche Meisterschaften abgebrochen werden mussten.
Folgt erneut eine Null-Saison?
Je länger der organisierte Amateursport verboten bleibt, desto wahrscheinlicher wird der Abbruch im Fußball-Unterhaus. Für 109 Salzburger Fußballvereine gibt es keine Perspektive, wann ein gepflegtes Match wieder stattfinden kann.
Im Vorjahr gab es weder Auf- und Absteiger, was so manchen ambitionierten Clubchef in Rage brachte. Seither hat sich der ÖFB mit einem Rechtsgutachten abgesichert – darin wurde unter anderem festgehalten, dass eine Saison bereits gewertet werden kann, wenn nur die Hinrunde absolviert wurde, also jeder gegen jeden zumindest einmal gespielt hat.
Doch selbst davon ist man derzeit weit entfernt. In der Regionalliga Salzburg zum Beispiel fehlt nur mehr die Partie zwischen Grödig und SAK 1914 aus der 5. Runde, damit es zu einer Wertung kommen kann. In der Regionalliga Mitte geht es um bis zu vier Matches, in den Klassen darunter zeigt sich ein ähnliches Bild.
Unterhaus-Auferstehung zu Ostern – sonst Abbruch
Wird ein Vollkontakt-Training für Erwachsene nach Ostern nicht erlaubt, droht in ganz Österreich ein erneuter Abbruch.
Für einen Abschluss der ersten Saisonhälfte läuft die Zeit davon, denn angesichts steigender Infektionszahlen und sinkender Spitals-Kapazitäten erscheint schon die Erlaubnis für Kleingruppen-Trainings auf längere Sicht ausgeschlossen.
Noch unrealistischer sind normale Mannschaftstrainings, die aber wohl ein Monat lang durchgeführt werden müssen, ehe der Spielbetrieb wieder gestartet werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass laut derzeitiger Regelung die Meisterschaften bis Ende Juni abgeschlossen sein müssen.
Deadline im Amateurfußball verlängerbar
Hier gibt es aber laut ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer einen gewissen Spielraum. "Wir möchten mit allen Anstrengungen versuchen, noch eine Wertung herbeizuführen und können die Meisterschaften möglicherweise länger spielen", sagte der Jurist der APA.
"Aber irgendwann gibt es eine Deadline, wo man sagen muss, es bringt nichts mehr. Wenn wir zum Beispiel die jetzige Saison bis 31. August spielen, besteht die große Gefahr, dass wir damit die nächste Saison beschädigen." Klarheit dürfte im Rahmen einer Präsidiumssitzung Ende April geschaffen werden.
Startschuss im Unterhaus sinnvoll?
Bevor allerdings mit großer Anstrengung eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs angestrebt wird, gilt es zu beachten, dass viele Amateur-Clubs dies aus Kostengründen gar nicht anstreben. Ohne Gastro-Einnahmen würden die Vereine nur ein Minus schreiben.
Hollerer: "Man muss schon bedenken, wie sinnvoll es ist, wenn Vereine für ein, zwei Partien den Betrieb hochfahren müssen."
Besonders großes Interesse an einer Fortsetzung haben Vereine mit Aufstiegs-Absichten. Auf einige von ihnen könnte ein Deja-vu zukommen – Eugendorf etwa verpasste im Vorjahr als Spitzenreiter der Salzburger Liga wegen Corona den Sprung in die Regionalliga, Gleiches könnte nun wieder passieren.
Außer der Salzburger Fußballverband einigt sich in der Regionalliga auf eine Reform.
Aufstieg mit Punktepolster möglich
"Eine sportliche Wertung bedingt eine Absolvierung der Hinrunde. Davon kann man nur abgehen, wenn man in einer Sondersituation von allen Vereinen die Zustimmung hat, dass der gegenwärtige Erste aufsteigen kann", stellte Hollerer klar.
Ein Aufstieg ohne Beendigung der ersten Saisonhälfte könnte auch dann möglich sein, wenn der Tabellenführer rechnerisch in der Hinrunde nicht mehr einzuholen sei, ergänzte der ÖFB-Generalsekretär.
Kärnten mit Sonderlösung
Im Gegensatz dazu steht eine Aussendung des Kärntner Landesverbands (KFV) vom vergangenen Donnerstag. Demnach werden die Meisterschaften im südlichsten Bundesland abgebrochen und auch ohne Hinrunden-Abschluss nach derzeitigem Stand gewertet, wenn bis 26. Mai kein Kontakttraining erlaubt ist.
Grundlage dafür ist ein im vergangenen Sommer gefasster KFV-Beschluss, wonach es für eine Wertung reicht, wenn zumindest 90 Prozent der Hinrunden-Spiele absolviert wurden – was in den Kärntner Ligen der Fall ist. In anderen Landesverbänden sind solche Entscheidungen (noch) nicht getroffen worden.
Vereinssterben im Amateurfußball bislang verhindert
Wie auch immer sich die Lage im Amateurbereich entwickelt – die Lage für die über 2.200 Clubs und Hunderttausende Fußballerinnen und Fußballer bleibt in den kommenden Monaten prekär. Immerhin konnte laut Holler zumindest bisher ein Wegbrechen vieler Vereine verhindert werden.
"Auch dank staatlicher Unterstützung", betonte der ÖFB-Generalsekretär und bedankte sich gleichzeitig bei "den ganz vielen unglaublich engagierten Ehrenamtlichen". Trotz aller Unwägbarkeiten wagte Hollerer einen positiven Ausblick für den Amateur-Fußball. "Wir werden über diese Geschichte drüberkommen und den Re-Start schaffen."
(Quelle: salzburg24)