Österreich wählt am Sonntag einen neuen Nationalrat. In einer großen SALZBURG24-Umfrage haben wir uns im Vorfeld angesehen, welche Themen euch besonders vor der Wahl interessieren. In unserer Wahlprogramm-Serie haben wir euch die Standpunkte der Parteien zu sechs Bereichen bereits vorgestellt. Heute steht das Thema „Bildung und Forschung“ an.
ÖVP will wieder Leistungsgruppen einführen
Die ÖVP will Schülerinnen und Schüler für Demokratie, Finanzen und Digitalisierung „fit“ machen. Dafür soll unter anderem ab der fünften Schulstufe Codieren unterrichtet werden. Die Volkspartei will an den Schulnoten festhalten und Leistungsgruppen wieder einführen. Außerdem sollen die Deutschkenntnisse der Kinder vor der Schule verpflichtend festgestellt werden. Erst wenn sie „ausreichend“ sind, dürfen Kinder in den Regelschulbetrieb einstiegen.
In Sachen Forschung will die Volkspartei investieren: 200 Millionen Euro jährlich sind für die Grundlagen- und angewandte Forschung dotiert. Auch die Forschungsprämie soll von aktuell 14 Prozent der Aufwendungen erhöht werden, um wie viel, geht im Wahlprogramm nicht hervor. Fachhochschulen, die MINT-Fächer, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Gesundheitswissenschaften lehren, sollen weiterentwickelt werden.
FPÖ fordert Handy- und Genderverbot in Schulen
Deutlich zum Leistungsprinzip bekennt sich die FPÖ, sie wollen Talente und Begabungen gezielt fördern. Statt der Schulpflicht sollen Bildungsziele erreicht werden. Geht es nach den Freiheitlichen, hat das Handy im Unterricht nichts zu suchen – genau wie das Gendern. Sie fordern ein gänzliches Genderverbot im öffentlichen Bereich wie zum Beispiel an Schulen.
In puncto Forschung hat die FPÖ im Wahlprogramm keine Standpunkte aufgezeigt.
SPÖ für kostenlose Ganztagsschule und Nachhilfe
Die SPÖ will die kostenlose Ganztagsschule mit inklusive gratis Mittagessen und Frühstück bzw. einer Jause ausbauen. Auch Nachhilfe soll kostenlos für alle Kinder direkt an der Schule zur Verfügung stehen. Außerdem macht sich die SPÖ für eine gemeinsame Bildung der Sechs- bis 15-Jährigen stark.
Um die Lehre attraktiver zu machen, wollen die Roten eigene Imagekampagnen starten. Ein Gratis-Klimaticket für alle Lehrlinge soll diesen Bildungsweg ebenfalls attraktiveren. Auch für Studierende will die SPÖ mehr Geld in die Hand nehmen: Die Studienbeihilfe soll erhöht und die staatliche Förderung für Studierendenheime wieder eingeführt werden.
Öffentliche Aufwendungen für Forschung sollen deutlich angehoben und Anträge für Förderungen vereinfacht werden. Die SPÖ will zwar Österreich als Standort für Künstliche Intelligenz (KI) ausbauen, fordert aber gleichzeitig ein eigenes KI-Gesetz für Österreich, das den Einsatz in der Verwaltung regelt.
Grüne gegen klassische Benotung
Ähnlich wie die SPÖ fordern auch die Grünen, dass Kinder länger gemeinsam in der gleichen Schule bleiben und erst später in verschiedene Schultypen getrennt werden. Auch der Ausbau der kostenlosen Ganztagsschule steht am Programm. Noten sehen die Grünen nicht zwingend zeitgemäß, vielmehr brauche es alternative Leistungsbeurteilungen wie ein Stärkenportfolio.
In Lehrberufen wollen die Grünen künftig Kursgebühren für die Ausbildung zum Meister abschaffen. Außerdem sollen manche Lehrberufe modernisiert werden, als Beispiel wird die vegetarische Kochlehre angeführt. Um allen, die wollen, ein Studium ermöglichen zu können, soll ein Grundstipendium eingeführt werden. Denn das aktuelle Stipendiensystem sei „völlig unzureichend“.
Forschungsprojekte rund um Grüne Kernthemen, sprich Ressourcenverfügbarkeit und Biodiversität, sollen zusätzlich etabliert werden. Dafür soll auch mehr Geld zur Verfügung stehen. Aber auch der Einsatz von KI muss den Grünen zufolge in Österreich mehr erforscht werden, besonders wie sie beim Klimaschutz helfen kann.
NEOS fordern nachgelagerte Studiengebühren
Ein „cleveres Österreich“ wollen die NEOS mit einer Bildungsreform schaffen. Starre Lehrpläne sollen aufgebrochen werden, um das tagesaktuelle Geschehen besser diskutieren zu können. Auch digitale Endgeräte sollen im Unterricht im wertvollen Umgang eingesetzt werden. Die NEOS wollen außerdem eine gemeinsame Schule einführen. Nach einer „einheitlichen Abschlussqualifikation im mittleren Alter“ soll die weiterführende Schule frei wählbar sein. Konkreter wird es im Wahlprogramm nicht mehr.
Die NEOS wollen nachgelagerte Studiengebühren einführen: Sobald man fest im Berufsleben steht, soll das eigene Studium nachbezahlt werden. Beihilfen und Stipendien sollen zwar ausgebaut werden, sich aber stärker an der Leistung orientieren.
Die „chronische Unterfinanzierung“ der Grundlagenforschung soll den NEOS zufolge beseitigt werden. Vor allem für Projekte zur Digitalisierung und Cybersicherheit fordert die Partei mehr Budget.
Die Positionen der Kleinparteien
Die Bierpartei macht sich für eine österreichweite Ganztagsbetreuung für Kinder ab dem ersten Geburtstag stark. Danach sollen Kinder und Jugendliche vom sechsten bis zum vollendeten 16. Lebensjahr in einer gemeinsamen Schule unterrichtet werden. Außerdem will die Partei den Lehrplan entrümpeln. Das heißt konkret: Mehr Finanzbildung und Medienkunde, dafür „Mathematik light“ als Option in der Oberstufe.
Die Lehre soll attraktiver gemacht werden, in dem die Entlohnung auf mindestens 1.200 Euro netto erhöht und Auslandspraktika während der Lehrzeit angeboten werden. Im Studium sieht die Bierpartei aktuell eine Doppelgleisigkeit im Bachelor und Masterprogramm. Deshalb fordert sie: Basisbildung im Bachelor, Spezialisierung und Forschung im Master.
Die KPÖ fordert neben einer Lehrlingsoffensive, dass auch Universitäten und Fachhochschulen besser finanziert werden sollen. Zum Thema Forschung ist im Wahlprogramm nichts explizit ausgeführt.
Die Schule zu einem „Ort des Strebens nach persönlicher Entwicklung“ machen will die Linkspartei Wandel (KEINE von denen). Das soll geschehen, in dem sowohl Sitzenbleiben als auch Noten abgeschafft werden. Gestrichen werden sollen auch Studiengebühren und Platzbeschränkungen an Universitäten und Fachhochschulen. Mit Open-Source-Produkten sollen öffentlich finanzierte Forschungs- und Entwicklungsergebnisse allen zugänglich machen.
Bildung und Forschung sind im Wahlprogramm der Liste Petrovic nicht vorzufinden.
Ihr habt einen Teil unserer Wahlprogramm-Serie verpasst? Kein Problem, hier könnt ihr alle nachlesen.
- Asyl und Migration
- Wirtschaft und Arbeit
- Gesundheit und Pflege
- Wohnen
- Sicherheit und Justiz
- Umwelt und Klima
Morgen, am internationalen Tag der sicheren Abtreibung, macht der Bereich Frauen den großen Abschluss vor der Nationalratswahl.
(Quelle: salzburg24)






